Torsten Krug-Interview

Hallo Torsten, wer bist Du und was machst Du?

Ich heiße Torsten Krug, bin 44 Jahre alt und Founder und CEO der SWAB GmbH.

Ist die SWAB ein Lobbyverband?

Nein. Die Stiftung der deutschen Wirtschaft für Arbeit und Beschäftigung, SWAB, ist ein gewinnorientiertes Stiftungsunternehmen, welches mit Unterstützung von sieben DAX30 Unternehmen sowie Liz Mohn und Dr. Gabriele Kröner 2009 gegründet wurde. Die SWAB scoutet im Auftrag der Old Economy nach Startups, jungen Unternehmen und Entrepreneuren und vermittelt diesen Kapital, Beiräte und strategische Partnerschaften. Nicht als Lobbyverband aber als Unternehmen tritt die SWAB öffentlich für die Schaffung einer neuen Kapitalstruktur ein, welche jungen Unternehmen den Zugang zum Kapitalmarkt erleichtert. Prominentester Verfechter dafür ist einer unserer Stiftungsräte, Stephan Schambach.

Welche konkreten Projekte fördert ihr mit der SWAB?

Wir suchen sehr gezielt nach jungen Unternehmen, deren Geschäftsmodell eine Relevanz für die etablierte Wirtschaft aufweist. Aktuell unterstützen wir die Upcload GmbH, die wir 2011 entdeckt und den Gründern einen ersten Investor und Beirat aus der Old Economy vermittelt haben. Heute unterstützen wir Upcload bei der Anbahnung strategischer Partnerschaften – unter anderem mit der Adidas AG. Ein weiteres Projekt ist Endore.me. Hier haben wir mit Tobias Schiwek einen der Gründer von Simfy für die Umsetzung einer Idee aus der Musikindustrie gewonnen. Endore.me wurde mit SWAB-Kapital finanziert. Außerdem hat die SWAB einen Beirat installiert und weitere Investoren gewonnen. Aktuell verhandeln wir auch den Verkauf eines Biotech-Startups an einen großen Pharma-Konzern.

Ein wichtiger Teil Eurer Arbeit ist die Vernetzung zwischen der aufstrebenden Digitalwirtschaft und der Old Economy. Wer profitiert mehr von dieser Verbindung?

Wir bieten Startups einen Zugang zu Kapital der etablierten Unternehmen. Den Unternehmen bieten wir Zugang zu neuen Geschäftsmodellen, Beteiligungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Es profitieren also die Beteiligten beider Business-Welten.

Wie können Startups in das SWAB-Portfolio aufgenommen werden und welche Vorteile erwarten sie dann?

Das Geschäftsmodell sollte eine Relevanz für eines unserer Mitgliedsunternehmen der Old Economy haben, beziehungsweise die Gründer müssen einer Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen grundsätzlich offen gegenüber stehen. Unsere Experten-Kommission bewertet dann Idee, Case und Team. Wird das Startup in unser Portfolio aufgenommen, unterstützen wir durch Staffing eines Beirats, der sich aus Executives etablierter Unternehmen zusammen setzt und einen signifikanten Wertbeitrag zum Wachstum des Startups leisten kann. Außerdem bieten wir in der Frühphase eine Sofortfinanzierung von bis zu 100.000 Euro.

Woher kommen die Mittel für die SWAB?

Aus den Beiträgen unserer Mitglieder sowie Erlösen aus unseren Dienstleistungen.

Wie siehst Du die vielen Corporate-Inkubatoren und -Acceleratoren, die in letzter Zeit an den Start gehen?

Grundsätzlich zeigt dies, dass Unternehmen die Notwendigkeit erkannt haben, das Thema Innovation aus einer anderen Perspektive als der innerbetrieblichen zu betrachten. Ob daraus in Zukunft erfolgreiche Startups entstehen werden, wird man sehen. Letztendlich darf man nicht vergessen, dass die Inkubatoren trotz cooler Büros und Locations Teil der Kultur des jeweiligen Unternehmens sind.

Ihr seid im deutschsprachigen Raum, Israel und den USA aktiv, welche Unterschiede gibt es zwischen den Standorten?

In den USA kommt man schneller mit Investoren ins Gespräch. Jedoch entsteht hier erst ein wirkliches Interesse, wenn die Exit-Szenarien entsprechende Größenordnungen haben. In Israel sind wir in diesem Jahr mit einem Partner gestartet. Hier sehen wir ein großes Potenzial am Austausch zu technologischen Innovationen zwischen den israelischen Gründern und unseren Mitgliedsunternehmen.

Etablierten Unternehmen verspricht die SWAB Zugang zu Innovationen und Talenten – müssen sich die Startups da nicht vor Ideenklau oder Konkurrenz fürchten?

Nein, diese Sorge wird immer wieder kolportiert. Und ich verstehe sie nicht. Das Dilemma in großen Unternehmen ist doch die fehlende Umsetzungsgeschwindigkeit von Innovationen, die Execution. Ich bin mir sicher, dass zum Beispiel Car2go lange vor seiner Gründung als Startup schon in der Abteilung Business Development von Daimler erdacht wurde. Nur baut die Firma im Kerngeschäft eben Autos. Für die Umsetzung solcher Ideen gibt es in Konzernen keine Strukturen. Da schaut man sich eben außerhalb um und kauft sich ein. Dies ist ja nicht immer zum Nachteil der Gründer.

Was hast Du vor der Gründung der SWAB gemacht? Hast Du vorher bereits Gründungserfahrung gesammelt?

Nach dem Studium bin ich als Trainee zur Allianz. Dann Unternehmensberatung. Danach bin ich zur damaligen DaimlerChrysler AG, dem ersten deutschen Global Player in dieser Zeit. Ich war hier unter anderem für das PMI mit Mitsubishi Fuso in Japan verantwortlich. Zuletzt war ich als Geschäftsführer Personal bei E.ON. Ich gehöre noch der Generation an, die ihre Eltern mit einem straighten Konzernlebenslauf erfreut hat.

Am 12. Juni organisiert die SWAB das Event „Best of Both Berlin – Old Economy meets New Economy“. Was können Besucher von der Veranstaltung erwarten?

Die „Best of Both“ geht aus dem „Spitzentreffen der deutschen Wirtschaft – Old meets New Economy“ hervor. Einmal verfolgen wir den inhaltlichen Austausch zwischen beiden Business-Welten. Ich denke, dass Gründer wie auch Executives viel voneinander lernen können. Die „Best of Both“ bietet dafür ein tolles Forum mit sehr interessanten Teilnehmern. Auch bieten wir wiederholt ausgewählten Gründern unserer Initiative DeutschlandUnternehmerland.com die Möglichkeit, sich um den „German Smart Business Award“ zu bewerben. Darüber hinaus haben wir zahlreiche Botschafter und Wirtschaftsvertreter gewonnen, die ein starkes Interesse an der Gründerszene Deutschlands haben.

Torsten, vielen Dank für das Interview.

Bild: Hampton South Partnership/Flickr