Mitarbeiter sollten gut vorbereitet in die Gehaltsverhandlung gehen

Über Geld spricht man nicht? Oh, doch … und da ist die Gehaltsverhandlung genau der richtige Ort. Häufig verlangen Mitarbeiter zu wenig Gehalt, weil es in den Verhandlungen an Selbstsicherheit fehlt. Ein anderer Grund: Man tritt unbewusst von einem Fettnäpfchen ins nächste. Aber damit ist jetzt Schluss! Um für deine nächste Gehaltsverhandlung bestens gewappnet zu sein, verraten wir fünf Fehler, die dich um mehr Geld bringen.

1. Tick, tack, tick, tack …

Du rackerst dich ab und wartest darauf, dass dich dein Vorgesetzter ins Büro bittet, um dir eine Gehaltserhöhung anzubieten? Ja, klar. Träum schön weiter. Abwarten, Tee trinken und schauen, was passiert: Die Gehaltsverhandlung aufzuschieben, ist ein großer Fehler. Wer glaubt durch Ausharren an mehr Gehalt zu kommen, kann noch lange warten. Die Gehaltserhöhung fällt nicht einfach so in den Schoß. Und wer sich solange beim Vorgesetzten nicht darüber beschwert, wird auch nichts ändern. Jeder sollte sein Glück selbst in die Hand nehmen: Den inneren Schweinehund überwinden und aktiv über Leistungen und Gehaltsvorstellung sprechen. 

2. 1200 brutto? Gekauft!

Wie viel bist du wert? Besonders für Berufseinsteiger ist es nicht einfach, den eigenen Marktwert festzulegen. Sich deshalb mit dem Platz am untersten Ende der Gehaltskette zufriedengeben? Nein. Wenn der Chef den Paten raushängen lässt: „Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ausschlagen kannst!“ – Muss man nicht gleich zuschnappen. Ein Grundsatz lautet: Niemals das erste Gehaltsangebot annehmen. Der Arbeitgeber rechnet damit, dass mit ihm diskutiert wird – vor allem, wenn es um einen höheren Posten geht. Also trau dich und versuch das Beste für dich rauszuschlagen. Denn merk dir eins: Ein bisserl was geht immer.

3. Die anderen kriegen alle mehr als ich.

Um bei der Gehaltsverhandlung zu brillieren, bedarf es guter Vorbereitung und stichhaltiger Argumente. Wer unvorbereitet ins Gespräch geht und beim ersten Nachfragen ins Stammeln gerät, wird so bald kein Plus auf dem Konto verbuchen können. Die Mappe zeigt schon, wohin die Reise geht: Du leistest mehr als vorher oder übernimmst mehr Verantwortung, also musst du auch mehr verdienen. Das ist das einzige Argument, das wirklich zählt. Mit einer dieser falschen Begründungen wird dem Chef eher ein „Nein“ über die Lippen kommen:

„Mehr als die Hälfte meines Gehalts geht für Miete drauf.“

Jammern und aufzählen, wie viel man für die eigenen Lebenshaltungskosten so ausgibt – ein absolutes No-Go. Dass der Kredit für die Hypothek aus allen Nähten platzt, ist in der Gehaltsverhandlung eher irrelevant. Schließlich wirst du nach Leistung bezahlt und nicht danach, wieviel Geld du für deinen Lebensstandard brauchst.

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„Frau Müller kann nicht einmal eine Excel-Tabelle richtig erstellen und verdient trotzdem mehr als ich.“

Autsch! Mit solchen Aussagen schwächt man seine eigenen Position. Egal, wie fair oder unfair das Gehalt des Kollegen ist – für die Gehaltsverhandlung dürfen Vergleiche mit den Kollegen kein Argument sein. Minuspunkte beim Chef sind hier vorprogrammiert, denn schließlich geht es um die eigene Gehaltsverhandlung, nicht um die der anderen Mitarbeiter. Das zeugt nur von Neid und Eifersucht – Stichwort Kollegenschwein. Der Chef wird sich durch Petzen auch nicht weich klopfen lassen.

„Bei der Konkurrenz zahlen sie das Doppelte.“

Ein Vergleich mit Konkurrenzunternehmen sorgt für Zweifel beim Gegenüber und lässt die Frage aufkommen: Wie loyal ist der Mitarbeiter? Glaubst du wirklich, dass sich dein Chef von dieser Aussage unter Druck setzen lässt? Mit diesem Argument schießt man sich nur selbst ins Aus. 

„Entweder ich kriege mehr Geld oder ich gehe!“

Dieser Erpressungsversuch kann böse enden. Was machst du, wenn dein Chef auf diese Drohung eingeht? Wie brutal es auch klingen mag, man sollte immer eins bedenken: Niemand ist unersetzbar. Mit diesem Argument signalisieren Mitarbeiter, dass die Motivation im Keller ist. Auch wenn man dadurch nicht unbedingt den Job verliert, ein Gesichtsverlust bedeutet das in jedem Fall.

 „Meine letzte Gehaltserhöhung ist schon Jahre her!“

Wer so argumentiert, riskiert die Schlussfolgerung des Chefs, dass offenbar bisher auch kein Grund für eine Lohnerhöhung existierte. Warum sollten genau jetzt mehr Nullen auf dem Konto stehen? Genau hier liegt die Antwort: Sprich stattdessen Gründe an, wieso eine Gehaltserhöhung schon längst überfällig ist.

4. Ja, richtig gehört: 4.000 Netto, bitte.

Ein weiterer Fehler in der Gehaltsverhandlung: Zu hoch pokern. Deinem Chef fällt garantiert die Kinnlade herunter, wenn du ihm sagst, dass du dir mindestens eine Gehaltserhöhung von 20 Prozent erhoffst. W-a-a-a-s?! Drei bis zehn Prozent mehr – in diesem Rahmen bewegen sich in der Regel Gehaltserhöhungen. Also informiere dich vorher über das Gehaltssystem deiner Firma und überlege dir eine angemessene Forderung. Wir sagen keinesfalls, dass man sich unter Wert verkaufen sollte. Aber Achtung! Du willst doch nicht, dass man dir den „Größenwahn“-Stempel aufdrückt.

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5. Du wirfst die Flinte ins Korn.

Jetzt hast du es mehrmals probiert, und trotzdem verändern sich die Zahlen auf deinem Konto nicht? Puh, lässt sich auch nichts dran ändern. Zu früh das Handtuch werfen, ist definitiv einer der größten Fehler bei der Gehaltsverhandlung. Ganz nach dem Motto: Auch ein Kämpferherz hat irgendwann keine Kraft mehr. Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nach den Bedingungen fragen. Was muss ich tun, um mehr Geld zubekommen? Der Chef muss dann entweder Kriterien nennen oder Farbe bekennen, dass keine Gehaltsspielräume da sind. So oder so: Du weißt, woran du bist. Eine Alternative zur Gehaltserhöhung kann eine einmalige Prämie sein. Angestellte können mit dem Vorgesetzten eine Zielvereinbarung ausmachen und nach Ablauf der Frist nochmal über das Thema Gehalt sprechen. Hartnäckig bleiben und nicht aufgeben. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Dieser Artikel erschien zuerst auf Kununu.

Bild: Matelly / Getty Images