Amali de Alwis – herCAREER Karriemesse für FrauenAmali de Alwis wurde 2016 als eine der „50 most influential women in UK IT“ ausgezeichnet und ist CEO bei Code First: Girls. Das mehrfach ausgezeichnete soziale Unternehmen setzt sich für mehr Frauen in der Tech- und Gründerszene ein und ist in Großbritannien der größte Anbieter kostenloser Programmierkurse für Frauen.

Am 12. Oktober ist Amali auf der herCAREER Karrieremesse in München zu Gast. In ihrer Keynote Speech will sie Frauen Mut machen, sich für eine eine Karriere in der Tech-Branche zu entscheiden – unabhängig von ihren beruflichen und persönlichen Hintergründen. Sie selbst ist das beste Beispiel dafür, dass dies auch ohne Masterplan gelingen kann. Im Interview erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen und gibt wertvolle Tipps.

Amali, Dein Karriereweg ist ja ziemlich außergewöhnlich: Vom Ingenieurwesen zur Schuh-Designerin und später von der Marktforschung zur Geschäftsführerin. Aus heutiger Sicht, was war bei all diesen Wendepunkten die größte Herausforderung für Dich?

Tatsächlich war meine größte Challenge herauszufinden, welche meiner Skills bei Arbeitgebern überhaupt gefragt sind. Nach jedem Jobwechsel musste ich mich neu sortieren und überlegen, welche Qualifikationen und Eigenschaften für meine Bewerbung überhaupt wichtig sind. Als ich zum Beispiel von Schuhmode in die Forschung gewechselt bin, habe ich mich dafür an eine Personalberatungsagentur gewandt. Ich habe einfach alle meine Unterlagen auf den Tisch gepackt und erklärt warum ich etwas komplett Neues machen will. Sie haben mir dann geholfen meine Laufbahn in eine kleine Geschichte zu verpacken, mit der ich auf Unternehmen zugehen und sie von mir überzeugen konnte.

Ich denke es ist sehr wichtig, dass die Gründe für einen Jobwechsel einleuchtend erklärt werden. Insbesondere wenn man sich in einer ganz neuen Branche bewirbt, kann so ein Storytelling rund um Deine Person sehr hilfreich sein. Es ist eben etwas Anderes, als sich nach dem Studium auf eine Promotion zu bewerben. Das ist nicht so erklärungsbedürftig..

Außerdem ist es alles andere als einfach Unternehmen zu finden, die jemanden ohne geradlinigen Lebenslauf einstellen wollen. Ich musste mich manchmal mit einer niedrigeren Position zufrieden geben, als mir lieb war.. Aber das ist gar kein Grund zur Sorge, man holt das schnell wieder auf, wenn der Einstieg erstmal geschafft ist. Schließlich bringt man ja trotzdem eine Menge Arbeits- und Lebenserfahrung mit, auch wenn man aus einem anderen Bereich kommt.

Hast Du einen praktischen Tipp für Frauen, die auch einen Neuanfang wagen wollen?

Einer der besten Ratschläge, die ich geben kann ist: Fangt einfach an und schaut nicht ständig zurück! Viele Frauen fühlen sind durch tiefgreifende Veränderungen verunsichert und verletzlich. Und das ist ganz normal und auch völlig ok. Der Sprung ins kalte Wasser ist nie besonders angenehm und der Gedanke abgelehnt zu werden, macht den Schritt für Viele sehr schwer. Tatsache ist jedoch: Nichts davon tut wirklich weh.

Als ich die Führungsposition bei “Code First: Girls” übernahm – meine erste Führungsrolle überhaupt – hatte ich mich noch bei einer ganzen Reihe weiterer Unternehmen und für viele unterschiedliche Jobs beworben. Es war wie eine kleine Entdeckungsreise zu mir selbst. Bei jeder Bewerbung war ich gezwungen mich selbst zu fragen: Warum will ich diesen Job und warum denke ich, dass er gut zu mir passt? Mein Tipp ist daher an alle Frauen: Macht euch nicht zu viele Gedanken über die Jobs, die ihr nicht bekommt. Seht es mehr als einen Lernprozess, der ganz nebenbei ans Licht bringt, was ihr wirklich wollt.

Heute bist Du CEO bei “Code First: Girls”, ein Unternehmen, dass sich für mehr Frauen in der Gründer- und Tech-Szene einsetzt. Was erfüllt Dich in diesem Job besonders?

Dazu habe ich ein aktuelles Beispiel: Vor ein paar Tagen bekam ich eine Nachricht von einer Absolventin. Sie fing vor etwa drei Jahren bei “Code First: Girls” mit dem Programmieren an – ganz ohne Vorkenntnisse – und hat jetzt einen Job als Entwicklerin bei Facebook bekommen! Wir erfahren oft von ehemaligen Studentinnen – die jetzt als Softwareentwicklerin oder -beraterin arbeiten. Eine von ihnen ist mittlerweile sogar im Zentrum für Robotertechnik der NASA. Es ist ein erfüllendes Gefühl zu sehen, was all diese Frauen geschafft haben und mit wieviel Leidenschaft sie ihrer Arbeit nachgehen.

Viele Unternehmen sind aktuell auf der Suche nach IT-Fachkräften. Kannst Du Dir erklären, warum dennoch so wenig Frauen in dem Bereich arbeiten?

Ehrlich gesagt, ich denke es gibt keinen einzelnen Faktor, der dafür verantwortlich ist, dass mehr Männer als Frauen in Tech-Jobs arbeiten. Es ist eher ein gesellschaftlicher Standpunkt und die Frage, welche Berufe und Branchen für Frauen als „angemessen“ gelten. Es gibt interessante Studien, in denen Eltern gefragt wurden, welche berufliche Laufbahn sie sich für ihre Kinder wünschen. Eine Karriere in der IT-Branche oder Wissenschaft wurde dabei fast immer nur mit Jungs in Verbindung gebracht. Das heißt also, dass wir schon sehr früh in unserem Leben geprägt werden, welche Jobs für uns in Frage kommen – und das beeinflusst nachhaltig. Viele denken, dass man schon sehr früh mit dem Coden anfangen muss um erfolgreich zu sein und trauen sich nicht neu anzufangen, nachdem sie sich einmal auf einen Beruf festgelegt haben.

Bei “Code First: Girls” habe ich so viele Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen kennengelernt, dass es für mich keinen Unterschied mehr macht, mit welchen Kenntnissen und Fähigkeiten sie in die Softwareentwicklung einsteigen. Immerhin haben sie schon vorher Probleme gelöst, logisches Denken angewandt und ihre Kreativität eingesetzt – nur eben in einem anderen Job oder in einer anderen Branche.

Eine weitere Ursache sind denke ich auch die Schulsysteme, die – zumindest in Großbritannien – Schülern zu selten die Gelegenheit bieten, kreative Fächer, wie zum Beispiel Sprachen, mit Informatik zu verbinden. Da sehe ich noch sehr viel Potential um Mädchen schon früh einer Karriere in der Softwareentwicklung näher zu bringen.

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Foto: herCAREER