Simulierte Arbeit? Ein Virtual-Reality-Stand auf der Berliner Digitalkonferenz Republica

In Zukunft werden wir einen großen Teil unserer Arbeit nur noch simulieren, also so tun, als würden wir eine Aufgabe ausüben. An einem Montag im Büro mag das für viele nach einer Traumvorstellung klingen. Doch Mads Pankow, Politik- und Innovationsberater im Bundesfamilienministerium, meint es durchaus ernst, wie er auf der Berliner Digitalkonferenz Republica erklärt.

Seine These: Auch wenn Maschinen immer mehr Aufgaben vom Menschen übernehmen, „einen Bedarf nach Arbeit wird es trotzdem weiter geben“. Einfach nichts mehr tun, falls ein Roboter den eigenen Job übernehmen würde, das sei für die meisten Menschen keine Alternative. Ihnen liefere die Arbeit Anerkennung und soziale Integration, auf die sie nicht verzichten wollten.

Gut, dass auch in Pankows Zukunftsvision der Mensch weiter gebraucht wird. „Maschinen haben keine Sinnreflexion, sie wissen nicht, warum sie tun, was sie tun“, sagt der Politikberater. Deswegen brauche es Menschen, die immer wieder ihre Ziele überprüfen und wenn nötig nachjustieren. „Wir werden zunehmend zu Kontrolleuren der Maschinen, zu Troubleshootern.“

Simulation im Job ist vor allem dann wichtig, wenn Angestellte in verschiedenen Branchen für den Ernstfall proben müssen. So wie bei Piloten, die mehrmals im Jahr in den Flugsimulator müssten, sagt Pankow. Je besser Künstliche Intelligenzen würden, desto seltener machten sie Fehler. Trotzdem müssten die Menschen, die sie überwachten, immer auf dem neuesten Stand der Technik bleiben und Erfahrung sammeln – auch wenn die Gelegenheit dazu sich in der Realität nur selten bietet. Also müssen potenzielle Probleme eben ständig simuliert werden. 

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Täglich für Notfallsituationen üben, die hoffentlich nie eintreten – das gebe es auch heute schon, sagt der Politikberater: „Das Militär ist in den meisten Formen nur eine Simulation. Den ganzen Tag nur üben, und dabei so gefährlich aussehen, dass kein anderer sich traut anzugreifen.“ Ganze Karrieren könne man beim Militär machen, ohne jemals in einem Kampfeinsatz gewesen zu sein.

Und nicht nur, dass es heute schon Berufe gebe, die zu großen Teilen aus Simulationen bestehen – der Arbeitsalltag reiche auch immer mehr in die simulierten Welten hinein, zum Beispiel bei Computerspielen. „Arbeit wird gamifiziert, Spiele werden arbeitifiziert“, sagt Pankow. Damit meint er zum einen das Genre der sogenannten Work Simulators, in denen man am Bildschirm zum Beispiel Autos repariert oder Fernbusse über die Autobahn fährt. Aber auch konventionellere Titel, die nach mehr Spaß klingen, aber durchaus in Arbeit ausarten können: „Jeder, der mal ‚World of Warcraft‘ gespielt hat, weiß, dass das wie ein Job sein kann: Da gibt es Geld, Anerkennung, schöne neue Klamotten und Kollegen.“

Wie sich die Arbeit in Startups und anderen Unternehmen in Zukunft besser organisieren lässt, lest ihr in Kürze in unserem Gründerszene Report „New Work: Was Mitarbeiter heute motiviert“. Unsere bisherigen Reports findet ihr hier.

Bild: Stefanie Loos / re:publica