Adil (CTO, links) und Bilal Zafar (CEO) setzen auf Ghostwriter für Jobsuchende.

Im Lebenslauf von Bilal Zafar stehen bekannte Unternehmen: Während seines BWL-Studiums in Düsseldorf arbeitete der 28-Jährige im Business Development bei L’Oréal, machte Marketing für Coca Cola, StepStone und das Handelsblatt und nahm an einem Mentorship-Programm von Google in Dublin teil. „Viele meiner Freunde haben mich gefragt, wie ich mich auf diese Stellen beworben habe und mir ihre Bewerbungsunterlagen zur Prüfung geschickt“, sagt Zafar.

Blenden lassen habe er sich von den schillernden Konzernnamen nicht: „Ich habe in der Zeit gemerkt, dass diese Firmen auch nur mit Wasser kochen.“ Zusammen mit seinem Bruder Adil, einem Wirtschaftsinformatiker, professionalisierte Zafar seinen kleinen Bewerbungsservice im Jahr 2014. Zusammen gründeten sie die Richtiggutbewerben.de UG, firmierten 2016 in eine GmbH um.

Das heutige Geschäftsmodell der Brüder ist schnell erklärt: Jobsuchende melden sich auf der Plattform des Startups an. Je nach Berufsfeld teilt sie das System einem freiberuflichen oder festangestellten Ghostwriter zu, der aus den Informationen des Bewerbers innerhalb von vier Tagen ein Deckblatt, Bewerbungsanschreiben und einen Lebenslauf macht. Zwischen 99 und 149 Euro kostet dieser Service. Akademiker und Führungskräfte zahlen mehr als Angestellte.

Für Studenten sei der Service in der Regel zu teuer, sagt Zafar. Die Nutzer kämen aus sämtlichen Berufsgruppen: „Ärzte haben keine Zeit, selbst Bewerbungen aufzusetzen, Ingenieure schreiben ungern, deshalb sourcen sie den Job an uns aus“, sagt er. Eine Zusagegarantie gibt Zafar seinen Kunden nicht, versichert aber, dass die Mehrheit der Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen würde.

Bootstrapping von Anfang an

Das Startup kommt bis auf Preisgelder eigenen Angaben zufolge komplett ohne externes Kapital und fremde Beteiligungen aus. „Wir haben von Anfang an Gewinn gemacht, weil ich die Bewerbungen in den ersten paar Monaten einfach selbst geschrieben habe“, sagt Zafar. Anfangs habe er 1.000 Euro Erspartes in die UG investiert. Heute gibt Zafar an, jährlich Umsätze in „sechsstelliger Höhe“ zu machen, für das laufende Jahr sei erstmals ein siebenstelliger Umsatz geplant. Genaue Kundenzahlen will er nicht nennen.

Es gibt weitere Plattformen, die Ghostwriter gegen Geld an Bewerber vermitteln, darunter Seiten wie Die-Bewerbungsschreiber.de oder das ähnlich klingende Bewerbung-Schreiber.com. Die Preise sind jeweils ähnlich wie bei den Düsseldorfer Brüdern. Etwas teurer sind Einzelpersonen, die Bewerbungen verfassen. Zafar sieht die Konkurrenzsituation gelassen: „Wir bestehen nebeneinander her und führen keine erbitterten Kämpfe. Da sollte es erstmal keine Probleme geben.“

Bild: Richtiggutbewerben.de