Der folgende Text ist ein Auszug aus dem Buch „Ich kann… muss aber nicht. Wie Sie Zeitmillionär werden“ von Jochen Mulfinger. Der Autor verkaufte seine Unternehmensberatung und ist als Immobilieninvestor tätig.

„Prima, Herr Mulfinger, dann ist ja alles klar“, tönt es aus dem Telefon. „Können wir uns nächste Woche am Mittwoch zusammensetzen, um den Rest zu besprechen?“ Ich schlage meinen Kalender auf und sage bedauernd: „Mittwoch geht leider nicht. Das ist mein freier Tag.“ „Und die Woche darauf?“ Ich blättere weiter und schüttele den Kopf: „Da bin ich in Urlaub.“ Halb entrüstet, halb bewundernd klingt es aus dem Hörer: „Ja, saget Sie mal, Herr Mulfinger, Sie sind ja dauernd weg. Schaffet Sie überhaupt noch was oder privatisieren Sie nur noch?“

Das werde ich tatsächlich öfter gefragt. Am Anfang hatte ich fast ein schlechtes Gewissen: Für einen Schwaben grenzt es an Unanständigkeit, wenn einer nicht so viel schafft, wie es geht. Inzwischen habe ich mich an die Sprüche gewöhnt. Und mein Umfeld hat sich daran gewöhnt, dass ich meine Arbeit anders verteile, als die meisten anderen es tun. Meine Geschäftspartner wundern sich nicht mehr, im Gegenteil: Sie sind sogar ein bisschen neidisch. Und ich für mich habe bemerkt: Es genügen mir zwei Grundregeln in Bezug auf die Gestaltung meines Arbeitslebens, um mich zum Zeitmillionär zu machen. Sie sind der Ausdruck meines: „Ich kann, muss aber nicht.“ Diese beiden Regeln stelle ich Ihnen nun vor.

Die Dreimonatsregel

In den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit war es immer das Gleiche. Ich sagte mir: „Jetzt machst du auch mal Urlaub. Ein bisschen wenigstens. So in vier oder fünf Wochen.“ Als dann die vier oder fünf Wochen rum waren und ich in Urlaub gehen sollte, dachte ich mir: „Jetzt ist gerade ganz blöd: Den Termin da kann ich einfach nicht verschieben. Und diesen Kunden da muss ich auch noch dringend bedienen. Ich verschiebe den Urlaub einfach um zwei, drei Wochen.“

Tja, und zwei, drei Wochen später hat sich das Spiel wiederholt. Immer aufs Neue. Geklappt hat es fast nie mit dem Urlaub. Bis ich endlich kapiert hatte, dass es auf diese Weise nicht funktioniert.
Dann habe ich angefangen, die Zeit, die ich mir als Urlaub ausgesucht hatte, frühzeitig und konsequent zu blocken. Ich habe auch gleich gebucht, denn dann konnte ich zum Kunden sagen: „Tut mir leid, der Termin geht nur, wenn Sie bereit sind, meine Stornierungsgebühren zu bezahlen.“

Das war schon einmal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nachdem das gut geklappt hat, begann ich, immer dann, wenn ich aus einer Urlaubswoche zurück war, die nächste Urlaubswoche gleich fest zu planen. Das war klasse und hat so gut getan, dass ich mich noch mal gesteigert habe: Ich plane inzwischen die Urlaube für das ganze nächste Jahr – so richtig old-school-mäßig.

Am Anfang musste ich mich dazu fast ein bisschen zwingen, denn die Regel erodiert im Alltag leicht wieder. Gerade wenn Sie eher gutmütig und leistungsorientiert sind und lieber Ja als Nein sagen, teilen Sie Ihrem Kunden nicht einfach mit: „Sie, ich nehme spontan nächste Woche frei, Ihr Projekt bleibt so lange liegen.“ Und genau dagegen hilft die langfristige Planung: Wenn Sie nämlich vier Monate vorher schon ankündigen, dass Sie dann und dann eine Woche nicht da sind, richten sich alle darauf ein und es ist kein Problem.

Und dann kam ich auf den eigentlichen Clou: Ich habe für mich beschlossen, spätestens alle drei Monate für mindestens eine Woche in Urlaub zu gehen. Und zwar richtig in Urlaub, das heißt mit Wegfahren. Das ziehe ich seither knallhart durch. Das ist meine Dreimonatsregel.

Warum die Regel gut tut

Warum ich das so mache? Ich habe einfach bemerkt: Es tut mir megagut. Und es rechnet sich sogar. Letzteres hat auch mein doch noch leicht schlechtes Gewissen beruhigt. Als alter Schwabe war mir beim Gedanken, weniger Einkommen zu haben, am Anfang doch mulmig – obwohl ich mich auf der Ausgabenseite schon darauf eingestellt hatte. Das Guttun und das Sichrechnen hängen übrigens ganz eng zusammen. In diesen regelmäßigen und häufi gen Urlaubszeiten komme ich nämlich zur Ruhe. Ich kriege wieder Energie und sehe Dinge klarer.

Immer wenn ich aus dem Urlaub zurückkehre, fällt es mir viel leichter, meine heiligen Kühe zu schlachten. Oder Dinge zu lösen, die ich schon lange vor mir herschiebe. Alle meinen großen Entscheidungen der letzten Jahre, die mich raus aus dem Hamsterrad und rein ins Zeitmillionärs-Leben führten, sind in solchen Urlaubswochen gereift: mein Beratungsunternehmen verkaufen, meine große Wohnung abstoßen, meinen geliebten Zweitwagen weggeben. Ich beobachte es immer wieder: Ich komme aus der Urlaubswoche mit klaren Entscheidungen zurück und habe dann auch die Kraft, sie umzusetzen.

Die frische Energie ist in allem spürbar: in meinen Coachings, in meinen Vorträgen, in meinen Projekten und Vorhaben. Die Aura stimmt auf einmal wieder. Wenn ich Urlaub mache, bin ich einfach besser, als wenn ich keinen mache.

Ich habe schon häufig überlegt, wo dieser Effekt herkommt. Ich glaube inzwischen, es liegt daran, dass die Häufigkeit, mit der ich auf diese Art den Kopf rausstrecke, einfach befreiend wirkt.
Drei Monate sind keine lange Zeitspanne: Gefühlt stehen Sie mit einem Bein schon im nächsten Urlaub, wenn Sie aus dem letzten zurückkommen. Sie kommen aus dem Grinsgefühl gar nicht mehr heraus. Sie sind entweder gerade in der Nachfreude von dem einen oder in der Vorfreude auf den anderen Urlaub – das hört überhaupt nicht auf und gibt Ihnen das nachhaltige Gefühl von Freiheit.

Das Wegfahren gehört für mich übrigens dazu: Gerade wenn Sie selbstständig sind, verschwimmt die Grenze zwischen Arbeit und Urlaub zuhause zu leicht. Und meine Erfahrung ist: Je weiter Sie wegfahren, desto näher kommen Sie zu sich. Ein Tapetenwechsel ist immer auch ein Perspektivwechsel und das ist eines der Hauptziele. Der Perspektivwechsel passiert von ganz alleine. Es gibt nur eine Voraussetzung: Sie lassen sich im Urlaub die Muße dafür. Wenn Sie sich in dieser Zeit mit Aktivitäten zuschütten, dann wechseln Sie nur das Hamsterrad, nicht aber die Perspektive.

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie im Urlaub das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und zum Beispiel einen Yoga-Kurs auf Formentera belegen. Solange neben dem Kurs noch genügend Zeit bleibt, um zu sich selbst zu kommen, ist das sogar genial. Aber wenn Sie von morgens bis abends eingebunden sind, stellt sich keine Muße ein.

Das Gleiche gilt für Urlaub in Reisegruppen: Da ist die Gefahr groß, dass Sie keinen Augenblick für sich sind. Verreisen Sie also besser alleine oder in Gruppen, in denen Sie sich immer wieder mal absetzen können, ohne dass Ihre Begleiter sauer auf Sie sind. Die Zeit, die Sie mit sich alleine verbringen, ist die entscheidende. Falls Sie die Chance haben, antizyklisch in Urlaub zu fahren, umso besser. Denn Sie zahlen geringere Preise und sind in der Arbeit verfügbar, wenn sonst keiner da ist. Das kann ein echter Wettbewerbsvorteil sein. Der Chef einer der größten und erfolgreichsten Gebrauchtwagenketten in Ostdeutschland erlässt jeden August eine Urlaubssperre für seine Mitarbeiter. Auf die Art macht er diesen Monat zu seinem mit Abstand umsatzstärksten im ganzen Jahr – ganz einfach, weil die anderen Autohäuser alle auf Mindestbesetzung fahren, weil angeblich sowieso kein Kunde kommt.

Es gibt auch Menschen, die sich die Freiheit nehmen, ihre Arbeit zeitweise an Orte zu verlegen, wo andere Urlaub machen. Das können viele Selbstständige und inzwischen auch etliche Angestellte ja tun: ihren Arbeitsort frei wählen. Ich habe das für mich auch einmal ausprobiert und bin eine Woche nach Mallorca, um von dort aus zu arbeiten. Meine Vorstellung war, dass ich in der schönen Umgebung entspannt und effizient ein paar Stunden arbeite und dann an den Strand gehe. Aber ich muss ehrlich sagen: Für mich hat das nicht funktioniert. Kaum dort gelandet, bröckelte mein Arbeitswille. Irgendwie wollte ich doch lieber richtig freihaben, wenn ich an einem schönen, fernen Ort bin. Das heißt aber nicht, dass es bei Ihnen auch so laufen muss. Jeder gestaltet sein
Zeitmillionärs-Konzept nach seinen Bedürfnissen.

Die wichtigsten sieben Punkte der Dreimonatsregel:

  • Machen Sie jedes Quartal mindestens eine Woche Urlaub.
  • Für Einsteiger: Legen Sie Ihren nächsten Urlaub spätestens bei der Rückkehr aus dem letzten Urlaub fest, und zwar mit Ziel und Buchung. Machen Sie ein Ritual daraus. Für Fortgeschrittene: Klopfen Sie Ihre Urlaube schon ein Jahr im Voraus fest.
  • Freuen Sie sich bewusst auf Ihren Urlaub.
  • Wenn Sie das schlechte Gewissen plagt: Rechnen Sie aus, wie viel Ihnen der Urlaub bringt – an Energie, an Effi zienz, an Entschlusskraft, an Gesundheit etc.
  • Fahren Sie weg: je weiter, desto besser.
  • Packen Sie Ihren Urlaub nicht mit Aktivitäten voll, lassen Sie Muße zu.
  • Wenn es eine Reisegruppe sein muss: Suchen Sie auch Zeit für sich.
Bild: Getty Images / Gary Burchell

Die Viertagewoche

Die zweite Grundregel des Zeitmillionärs habe ich für mich erst deutlich später als die Dreimonatsregel wirklich durchgezogen. Der Grund: Das hat mich erheblich mehr Überwindung gekostet. Erst als ich nach meinem Hörsturz nahtlos wieder ins Hamsterrad einstieg und meine Mutter mich bestürzt fragte, warum ich es noch immer nicht ruhiger angehen lasse, hatte ich eine erschütternde Erkenntnis. Ich verstand schlagartig, dass der echte Zeitmillionär nicht immer mehr schafft, um sich später mehr zu leisten. Sondern dass der den Spieß umdreht. Dass er sich jetzt ein Leben leistet, das ihn vor dem Hamsterrad bewahrt. Das Leben seiner Träume, das realisiert er gleich. Er wartet nicht bis die vielen Bedingungen, die ihm sein Verstand diktiert, erfüllt sind. Diese neu gewonnene Freiheit kommuniziert der Zeitmillionär auch nach außen.

Wenn ich früher mal tatsächlich einen Tag freigemacht hatte, hatte ich meine Assistentin sagen lassen: „Der Herr Mulfinger ist heute den ganzenTag auf Terminen.“ Ab dem Zeitpunkt aber habe ich meinen Kunden ganz offen gesagt: „Wundern Sie sich nicht: Ich habe einen Tag in der Woche frei.“ Und meine Assistentin darf wahrheitsgemäß sagen: „Nein, der Herr Mulfinger ist heute nicht da, der hat seinen freien Tag.“

Mein erstes Learning war: Niemand hat mir deswegen den Kopf abgerissen. Das hatte ich allen Ernstes befürchtet. Und das zweite Learning: Mein Umsatz ist nicht zurückgegangen, obwohl ich weniger gearbeitet habe. Ich war voll ausgelastet und musste anfangen, Mandate abzulehnen. Ich konnte mir also meine Kunden danach aussuchen, wo es menschlich besser passte, wo es mir leichter von der Hand ging, wo die Zukunftsperspektiven günstiger waren. Das hat sicher dazu beigetragen, dass ich weiter erfolgreich war. Nachdem der Erfolg aber anhält, bin ich sicher, dass das auch deshalb so ist, weil ich durch die größere Muße klarer in meinen Entscheidungen sein kann. Ich weiß einfach viel besser, was ich will. Und weniger Fehler mache ich deswegen auch.

Warum die Regel gut tut

Durch die Viertagewoche spüren Sie das Privatier-Feeling noch stärker als durch die Dreimonatsregel. Ich weiß noch, wie ich früher diejenigen beneidet habe, die an einem ganz normalen Werktag vormittags um 10.00 oder 11.00 Uhr ins Fitnessstudio zum Trainieren gegangen sind. Es ist etwas ganz anderes, wenn Sie wissen, dass die halbe Welt gerade am Arbeiten ist, und Sie haben Zeit, auf Ihrem Gartenstuhl in der Sonne zu sitzen. Es ist das Privatier-Feeling pur, ohne Privatier zu sein.

Ich gebe zu: Für mich ist das Privatier-Feeling besser als das Privatier-Dasein, denn ich kann mir nicht vorstellen, gar nichts mehr zu machen. Und ich wette, so geht es vielen: Sie haben schon Lust zu arbeiten, bloß nicht ständig auf Ansage und im Hamsterrad. Deshalb ist für mich die Viertageregel der perfekte Wegbereiter für dieses Gefühl, nach dem wir uns alle sehnen. Der freie Werktag eröffnet Ihnen so viele stressmindernde Optionen:

  • Sie können einfach mal zwei Stunden darauf verwenden, Ihr Fahrrad zu putzen.
  • Im Supermarkt können Sie beim Einkaufen in aller Seelenruhe die Liste der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln durchgehen.
  • Sie können endlich das Angebot beim Physiotherapeuten nutzen, der zwischen 9.00 und 16.00 Uhr Sonderpreise anbietet.
  • Sie können spontan zum Friseur gehen, der vormittags nicht nur mehrere Termine frei, sondern sogar Zeit für ein entspanntes Schwätzchen hat.
  • Wenn Sie zum Amt gehen, kommen Sie sofort dran, weil die anderen alle die Abendöffnungszeiten nutzen.
  • Sie können mit den Kindern auf den freien Bolzplatz zum Kicken gehen – dann, wenn kein anderer Papa Zeit hat. Sie können schwimmen gehen, eine Maniküre oder Pediküre machen lassen oder sich vielleicht ein Sonntagsfrühstück im Lieblingskaffee gönnen, einfach so, unter der Woche.
  • Wie wär’s damit? Buchen Sie eine Ayurvedamassage oder bringen Sie die Wäsche zum Bügelservice, anstatt selbst zu bügeln. Nehmen Sie sich Zeit nur für sich. Was Sie tun können? Ein Buch lesen, einen Malkurs machen, einen Kuchen backen …

Sie können Ihren freien Tag auch für Ihre Zukunftsgestaltung nutzen: Wenn Sie sich selbstständig machen wollen, ist die Viertagewoche die perfekte Grundlage für das Reinschleichen, das ich in Kapitel 21 beschrieben habe.

Oder Sie kommen durch die Muße, die Sie an dem freien Tag erlangen, überhaupt erst darauf, wo Sie auf lange Sicht Ihren Sinn finden. Vielleicht machen Sie erst einmal ein Jahr lang wirklich nichts an dem freien Tag und es entsteht in dieser Zeit die Idee für ein Hobby oder die Beschäftigung, die Sie trägt. Dann machen Sie eine Fortbildung oder lesen Bücher, die Ihnen am Herzen liegen. Und so kann es gut sein, dass das Einkommen, das Sie vermeintlich verlieren, später doppelt zurückkommt.

Wichtig bleibt dabei: können statt müssen. Es wäre der falsche Weg, wenn Sie von heute auf morgen ohne weitere Veränderung die Viertagewoche einläuten und hoffen, dass irgendwo das nötige Geld dafür herkommt. Sie würden dadurch nicht freier werden, sondern sich erneut in eine Zwangssituation manövrieren. Versetzen Sie sich stattdessen finanziell in die Lage, die eine Viertagewoche möglich macht.

Am leichtesten geht das, indem Sie Ihre Kosten reduzieren oder Ihr Einkommen umswitchen. Wie Sie Ihre Kosten überdenken und gegebenenfalls reduzieren können, dazu habe ich bereits viel in den Kapiteln 13 und 19 gesagt.

Das Umswitchen ist eine weitere pragmatische Möglichkeit, wie Sie sich Ihren Weg in die Zeitmillionärs-Freiheit ebnen können. Wer sagt denn, dass Ihr Einkommen aus einer einzigen Quelle kommen muss? 450-Euro-Jobs zum Beispiel können eine lukrative Angelegenheit sein, weil die Brutto-gleich-netto-Rechnung Ihren Stundensatz oft deutlich höher macht als in Ihrem Hauptjob. Sie kriegen da nämlich den Bruttostundenlohn netto voll und ohne Abzüge ausbezahlt. Der Arbeitgeber übernimmt alle Steuern und Abgaben.

Und wenn der Nebenjob sich auch noch mit Ihren Neigungen deckt, umso besser. Wenn Ihr Hobby beispielsweise Sport ist, können Sie als Personal Trainer, Yoga- oder Ski-Lehrer in der Saison Ihrem Hobby nachgehen und gleichzeitig Ihren freien Tag finnanzieren. Oder die viel gescholtenen Jobs in der Gastronomie: Da kommt gar nicht wenig zusammen, wenn Sie das Bedienen mit Freude machen und das Trinkgeld mitrechnen. Wer da flexibel im Kopf ist und das freie Wochenende nicht als heilige Kuh sieht, kann sich auf diese Art viel Freiraum unter der Woche verschaffen.

Oder kennen Sie die Möglichkeit, als Hoteltester auch im Urlaub etwas zu verdienen? Das habe ich erst kürzlich entdeckt. Ich bin überzeugt, wenn Sie sich umschauen, finden Sie jede Menge spannende und ungewöhnliche Ideen für alternative Einnahmequellen.

Und es gibt noch mehr Ansätze, wie Sie eine Viertagewoche hinkriegen: Ich kenne Angestellte, die 100 Prozent arbeiten, aber ihre Arbeitszeit nicht auf fünf, sondern auf vier Tage verteilen. Gerade Fernpendler arbeiten lieber zehn Stunden am Tag, weil sie am Abend in der fremden Stadt sowieso höchstens noch ins Fitnessstudio oder zum Essen gehen. Denen ist es egal, ob sie um 17.00 oder 19.00 Uhr Schluss machen. Es ist ihnen viel lieber, dass sie Donnerstagnacht schon nach Hause fahren können.

Oder wenn Sie die Beschäftigungen im Saisongeschäft anschauen: Da gibt es Jobs, die sechs Monate lang eine Sechs- oder Siebentagewoche bedeuten, an die sich dann sechs Monate Freizeit anschließen. Wenn Ihnen dieses Konzept liegt: Auch das kann Ihnen das Zeitmillionärs-Feeling geben, ohne dass Sie finanziell knabbern müssen.
Das größte Hindernis

Ich bin fest davon überzeugt, dass das größte Hindernis auf dem Weg zur Viertagewoche bei den meisten nicht der finanzielle Zwang ist: Mit den vielen Optionen, die eigenen Kosten zu senken und/oder die finanzielle Lücke aus anderen Quellen zu schließen, kann es praktisch jedem gelingen, diese Hürde zu überwinden.

Viel schwerer fällt es, das „Das-geht-nicht“-Gefühl im Kopf zu überwinden. So war es bei mir auch: Am Anfang meiner Karriere hätte ich weder die Dreimonatsregel noch die Viertagewoche auch nur an-
nähernd für möglich gehalten. Also habe ich gar nicht weiter darüber nachgedacht.

Die Liste der Ursachen für das „Das-geht-nicht“-Gefühl ist lang. Ein paar Beispiele sind:

  • Das kann ich mir nicht leisten, da brauche ich gar nicht erst nachzurechnen.
  • Das macht mein Chef eh nicht mit, da brauche ich gar nicht zu fragen.
  • Was denken denn meine Nachbarn, wenn ich am helllichten Werktag im Gartenstuhl abhänge?
  • Die hämischen Bemerkungen meiner Kollegen will ich mir sparen.
  • Da stehe ich ja als Faulenzer da.
  • Ich höre sofort meine Schwiegermutter fragen: „Und du machst an dem Tag einfach nichts? Denkst du nicht an deine Familie?“
  • Ich weiß jetzt schon, dass die wichtigsten Anrufe immer genau an meinem freien Tag reinkommen werden.

Ich kann das verstehen, dass diese Hindernisse sich hartnäckig in den Köpfen festkrallen. Wenn ich mich heute an meinem freien Tag irgendwann vormittags im Schlafanzug an den Laptop setze, dann ertappe ich mich immer noch ab und zu bei dem Gedanken: „Das sieht schon arg nach Asozialem aus.“

Und wer mit dem Gefühl nicht leben kann, dass auch mal ein wichtiger Anruf unbeantwortet bleibt, der ist sowieso in Nullkommanix der 60-Stunden-Woche wieder näher als der Viertagewoche.

Es sind diese inneren Zwänge, die Sie hindern, Zeitmillionär zu werden. Um sie aufzulösen, brauchen Sie eine klare Vorstellung davon, wie frei Sie auf einmal atmen können, wenn Sie sie über Bord werfen. Das Wichtigste ist also, dass Sie sich klarmachen, was Sie wirklich wollen. Wenn Sie sich bewusst für das Privatier-Feeling entscheiden, dann hilft es Ihnen einerseits, die Zwänge als solche zu erkennen, und andererseits, sich nicht schon im Vorfeld von ernsthaften Rechnungen und Überlegungen abhalten zu lassen. Denn die Viertagewoche bringt Sie auf dem Weg dahin enorm weiter, wenn nicht sogar schon bis zum Ziel. Bis zu dem Gefühl: „Ja, so kann es bleiben – das ist ein geiler Lifestyle.“

Bild: Getty Images / Gary Burchell