Im vergangenen Jahr sollen Investoren das Fintech von Tim Sievers zum Unicorn gemacht haben.

Wie geht es eigentlich der deutschen Startup-Szene nach Monaten der Krise? Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, jedes Unternehmen musste in den vergangenen Wochen andere Herausforderungen bewältigen. Einige wuchsen so schnell wie noch nie, andere fürchteten täglich die Pleite.

Um zu erfahren, wie einzelne Startups die Situation bewältigen, haben wir als Gründerszene-Redaktion einen Fragebogen an Unternehmerinnen und Unternehmer geschickt. Der Hamburger Tim Sievers hat vor neun Jahren Deposit Solutions gegründet. Das Fintech vermittelt Spareinlagen: Kunden eröffnen über Deposit Solutions ein Konto und können das Geld bei Partnerbanken mit hohen Zinsen anlegen. Im vergangenen Jahr ist die Deutsche Bank bei dem Startup eingestiegen. Meldungen zufolge, wonach Deposit Solutions zum Unicorn aufgestiegen sein soll, hat das Fintech bislang weder bestätigt, noch dementiert. 

CEO Sievers hat unsere Fragen zu Kurzarbeit, Homeoffice, den wichtigsten Tools und Führung in der Krise beantwortet. 

Welche Auswirkungen hatten das Virus und die damit verbundenen Maßnahmen für dein Unternehmen?

Das Einlagengeschäft ist seit Beginn der Corona-Krise recht stabil. Die Menschen legen weiterhin Geld in Tages- und Festgeldkonten an und Banken fragen nach wie vor nach Einlagenfinanzierung – vielleicht sogar etwas mehr als noch vor der Krise. In den vergangenen Wochen haben wir eine ganze Reihe Banken neu an unsere Plattform angeschlossen. Insofern hat die Krise unserem Geschäft nicht grundsätzlich geschadet. Aber wir haben natürlich unsere Arbeitsweise umgestellt. Bereits seit Anfang März arbeiten wir fast vollständig von zu Hause, erledigen interne und externe Termine per Video und haben Geschäftsreisen eingestellt. Das funktioniert bisher sehr gut für uns. 

Deposit Solutions beschäftigt etwa 300 Mitarbeiter. Waren oder sind Angestellte in Kurzarbeit?

Nein, wir haben keine Kurzarbeit für unsere Mitarbeiter beantragt und planen das nach aktuellem Stand auch nicht.

Arbeiten die Angestellten noch im Homeoffice? 

An allen unseren Standorten in Hamburg, Berlin, London und Zürich waren wir bis vor kurzem vollständig im Homeoffice. Mittlerweile haben unsere Mitarbeiter aber die Option, unter Einhaltung der notwendigen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen wieder ins Büro zu gehen, wenn sie das möchten. Die überwältigende Mehrheit unserer Mitarbeiter arbeitet allerdings nach wie vor zu Hause.

Welche Tools und Tricks haben deinem Team in den vergangenen Wochen geholfen?

Fast alle unsere Teams tauschen sich jetzt öfter und intensiver über digitale Kanäle aus, zum Teil zwei Mal täglich. Unsere interne Kommunikation wurde intensiviert. Das war hilfreich und auch notwendig, vor allem zu Beginn der Krise. Sicher hat uns geholfen, dass wir vor der Krise schon flexibel und über mehrere Standorte verteilt miteinander gearbeitet haben. So mussten wir keine grundlegend neuen Tools einführen. 

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Viele Menschen haben durch die Veränderungen in den vergangenen Wochen persönliche Krisen erlebt, dein Team oder du als Chef womöglich auch. Wie bist du als Führungskraft damit umgegangen?

Die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeiter stehen für uns an erster Stelle. Wir haben denjenigen Kollegen, die zum Beispiel wegen Kita- und Schulschließungen ihre Kinder zu Hause betreuen mussten, oder die Angehörige einer Risikogruppe zu Hause hatten, selbstverständlich die notwendige Flexibilität und Unterstützung für die Bewältigung dieser Ausnahmesituation eingeräumt. An vielen Stellen haben wir auch große Solidarität innerhalb der Teams erlebt, in denen Kollegen füreinander eingesprungen sind, wenn zum Beispiel jemand aufgrund der privaten Umstände weniger oder vorübergehend nicht arbeiten konnte.

Was lief seit Beginn der Corona-Krise nicht gut?

In den vergangenen Monaten haben einige unserer Partner Projekte verschoben und waren durch Krisenmanagement abgelenkt. Das normalisiert sich jetzt zwar wieder, hat gerade bei größeren Vorhaben aber trotzdem zu Verzögerungen geführt.

Bild: Deposit Solutions