Ola Källenius ist seit Mai 2019 Vorstandsvorsitzender der Daimler AG.

Daimler kürzt nach einem Gewinneinbruch zwar die Dividende sowie die Mitarbeiterprämien und baut Stellen ab – aber die Gesamtsumme der Vorstandsgehälter bleibt für 2019 auf Vorjahresniveau. Der seit knapp einem Jahr an der Konzernspitze stehende Ola Källenius könnte nach einer Neuregelung der Vorstandsvergütung im besten Fall künftig sogar jährlich zwölf Millionen Euro verdienen.

Diese neue Höchstgrenze im Vergütungssystem schlägt nach WELT-Recherche Daimler den Aktionären auf der Hauptversammlung am 1. April in Berlin zur Abstimmung vor. Daimler ist nach Siemens der zweite große Dax-Konzern, der seine Eigentümer nach der nun gültigen neuen Aktionärsrechte-Richtlinie (ARUG II) darüber entscheiden lässt, ob sie die Vergütung der bestbezahlten Beschäftigten billigen.

Unter der plakativen Formulierung „Say on Pay“ wird inzwischen in den meisten EU-Mitgliedstaaten den Aktionären ein Mitbestimmungsrecht bei der Vergütung des Top-Managements eingeräumt. Bemerkenswert ist, dass bei Siemens und nun Daimler die magische Schwelle von zehn Millionen Euro Jahresgehalt als theoretischer Höchstwert erneut überschritten wird. Allerdings werden diese Höchstwerte für die Konzernchefs nur unter bestmöglichen Voraussetzungen erreicht.

Verglichen mit USA auf unterem Niveau

Während der in Schweden geborene Daimler-Vorstandschef Källenius bis zu zwölf Millionen Euro verdienen könnte und das Maximalgehalt für einen sonstigen Daimler-Vorstand künftig bei 7,2 Millionen Euro gedeckelt ist, könnte Siemens-Chef Joe Kaeser im Idealfall sogar bis zu 15,56 Millionen Euro jährlich kassieren. Diese Werte erscheinen für Deutschland relativ hoch, liegen im Vergleich zu US-Spitzenwerten aber auf unterem Niveau. Die Siemens-Aktionäre haben damit auch kein Problem. Das neue Vergütungssystem bekam von den Aktionären 94,5 Prozent Zustimmung.

Aus dem soeben vorgelegten Daimler-Geschäftsbericht geht hervor, dass an die Vorstände 2019 insgesamt rund 24,2 (Vorjahr 24,7) Millionen Euro bezahlt wurden. Allerdings gibt es ein paar bemerkenswerte Relationen. So kassiert der bis Ende Mai amtierende Ex-Konzernchef Dieter Zetsche für fünf Monate 2019 mit 4,49 Millionen Euro Gesamtvergütung fast genauso viel wie sein Nachfolger Källenius im Gesamtjahr, in dem er ab Juni Vorstandschef war.

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Der neue Daimler-Chef kam 2019 auf eine Gesamtvergütung von 4,88 Millionen Euro. Der maximal mögliche Höchstbetrag hätte bei 9,4 Millionen Euro gelegen. Bei der Altersversorgung sticht Zetsche mit einem üppigen Wert von 42 Millionen Euro heraus. Sein Nachfolger Källenius (50) hat erst gut vier Millionen Euro Ruhestandsgeld angesammelt.

Im Notfall bleibt Spielraum für Gehälter

Wie bei praktisch allen börsennotierten Großkonzernen gleicht die Berechnung der Vorstandsvergütung des Stuttgarter Automobilkonzerns einer eigenen Wissenschaft. Es ist eine Kombination aus festen und variablen Bestandteilen mit diversen Faktoren und einer kurz- und mittelfristigen Betrachtung. Hinzu kommt ein Wettbewerbsvergleich mit anderen börsennotierten Autoherstellern. Dabei macht Daimler aber keine Angaben, um welche Konkurrenten es sich konkret handelt – ob beispielsweise auch der US-Konkurrent Tesla miteinbezogen wird.

Die Berechnung und Auflistung der Bestandteile ist jedenfalls so komplex, dass der Daimler-Vergütungsbericht für Vorstand und Aufsichtsrat über 20 Seiten lang ist. So kassierte Aufsichtsratschef Manfred Bischoff 2019 gut 600.000 Euro und der jetzt mit der Hauptversammlung aus dem Kontrollgremium ausscheidende Paul Achleitner, der Aufsichtsratschef bei der Deutschen Bank ist, 180.500 Euro. Für Achleitner soll Telekom-Chef Timotheus Höttges neu in das Kontrollgremium einziehen.

Aus der Tagesordnung zur Hauptversammlung geht hervor, dass der Aufsichtsrat bei dem neuen Vergütungssystem für den Vorstand im Notfall etwas Spielraum hat. So kann er vorübergehend davon abweichen, „wenn dies im Interesse des langfristigen Wohlergehens der Gesellschaft notwendig ist“. Zum Beispiel bei einer signifikant veränderten Unternehmensstrategie oder „im Falle einer schweren Wirtschaftskrise“.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Getty Images / Sarah Silbiger