Ich habe dafür wenige sehr enge Freunde, viele von denen sind ebenfalls Gründer.
Er führt ein Multimillionen-Startup und läuft nebenbei gern Triathlon: Personio-Gründer Hanno Renner.

Mit 25 Jahren gründete Hanno Renner in München die HR-Software Personio. Heute, fünf Jahre später, gehört sein Startup zu den erfolgreichsten in Deutschland, er beschäftigt 480 Angestellte und hat 100 Millionen Euro von Investoren eingesammelt.

Auf Linkedin, wo Hanno Renner auch Einblicke in sein berufliches und privates Leben gibt, berichtete der Gründer vor einigen Tagen von seinem Urlaub in Griechenland: „Es war der erste Urlaub nach fünf Jahren bei Personio, in dem ich entschied, mich – abgesehen von einem Tag – vom Tagesgeschäft abzumelden.“

Wir haben bei Hanno Renner im Interview über Zoom nachgefragt, wie es dazu kam, dass er nie richtig Urlaub gemacht hat und wie die Tage in Griechenland ihn verändert haben. 

Hanno, hast du wirklich fünf Jahre lang keinen richtigen Urlaub gemacht?

Doch, ich war im Urlaub. Aber meine Reise nach Griechenland im August war der erste Urlaub seit fünf Jahren, in dem ich nicht gearbeitet habe. Bis auf einen Drei-Stunden-Slot habe ich das Handy und den Laptop ausgeschaltet, auch für private Sachen.

Wieso hast du dir so viele Jahre keine Pause gegönnt?

Ich habe mich davor nie urlaubsreif gefühlt. Vermutlich weil ich Personio parallel zu meinem Studium gegründet habe und es sich deswegen lange wie ein Hobby angefühlt hat, das Unternehmen zu führen. Wenn ich also am Wochenende oder im Urlaub gearbeitet habe, dann nicht, weil ich musste oder die Investoren Druck gemacht haben, sondern weil es spannende Aufgaben zu erledigen gab.

Dein Job war auch deine Freizeitbeschäftigung?

Einerseits hatte ich einfach Lust, die Sachen voranzubringen. Andererseits habe ich als Gründer über eine lange Zeit sehr viel Wissen angesammelt, das ich nach und nach weitergeben muss, damit wir weiter wachsen können. Denn natürlich muss ich eine Organisation aufbauen, in der ich als Gründer längere Zeit nicht gebraucht werde und es Kollegen nicht bei der Arbeit blockiert, wenn ich in den Urlaub fahre.

Du hast Personio 2015 gegründet. Warst du demnach fünf Jahre lang ständig erreichbar?

Am Anfang einer Gründung, wenn die Firma stark wächst, muss man schon ständig erreichbar sein. Da habe ich spätabends im Bett noch Mails beantwortet, morgens als erstes das Handy genommen und die Mails wieder geöffnet. Mittlerweile bekomme ich gar keine Push-Benachrichtigungen mehr, weder für Slack-Nachrichten noch für meine Mails. Und ich gehe morgens erst einmal zum Sport und gucke erst danach auf mein Handy. Seit meinem Urlaub habe ich sogar Apps wie Instagram, Facebook, Linkedin und die News-App der Süddeutschen Zeitung gelöscht.

Wofür nutzt du die gewonnene Zeit?

Mittlerweile sind in meiner Inbox viel weniger Adhoc-Themen, also Themen, um die ich mich sofort kümmern muss. Denn meine Rolle hat sich über die Jahre verändert. Ich beschäftige mich nicht mehr mit Fragen wie: Wie können wir diesen Monat mehr Kunden gewinnen? Sondern: Wo stehen wir mit Personio in einem Dreivierteljahr? Für solche strategischen Fragen braucht man mehr Headspace und Zeit, um nachzudenken. Dafür blockiere ich mir also eine Stunde im Kalender, die ich dann Thinking-Time nenne.

Merkst du, dass du fokussierter und konzentrierter arbeitest, weil du nicht sofort auf Nachrichten reagieren musst?

Ja, das glaube ich schon. Während der vielen Zoom-Meetings im Homeoffice ist es mir schon manchmal schwer gefallen, nicht parallel kurz auf Slack-Nachrichten oder Emails zu antworten. Jetzt fällt es mir leichter, mich wirklich auf das Meeting zu konzentrieren. Bei persönlichen Treffen in unserer Heads-Runde oder mit Investoren haben wir übrigens schon immer zu Beginn des Meetings alle Handys und Laptops eingesammelt. Das hilft, denn dann wird schneller eingegriffen, wenn eine Diskussion unsinnig ist oder lange dauert.

Dein Leben klingt sehr intensiv. Warst du schon einmal richtig erschöpft?

Den Punkt gab es bei mir nie. Aber natürlich, das möchte ich nicht verschweigen, hat sich Personio immer sehr gut entwickelt, dadurch war auch die Stimmung gut. In so einer Situation ist es nicht schwierig, motiviert zu bleiben. Aber das ist sicher auch meine Persönlichkeit, ich reagiere einfach nicht so stark auf Stress.

Ist dennoch etwas auf der Strecke geblieben?

Es bleibt immer etwas auf der Strecke. Man kann nicht alles optimieren. Es ist schwierig, viele Beziehungen zu halten oder neue aufzubauen. Ich habe dafür wenige sehr enge Freunde, viele von denen sind ebenfalls Gründer. Außerdem war es mir immer wichtig, dass ich viel Sport treibe. Das schaffe ich auch gut, am Wochenende gehe ich häufig Radfahren, Segeln oder mache bei einem Triathlon mit.

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Du arbeitest ständig und läufst am Wochenende auch noch einen Triathlon. Fühlen sich deine Mitarbeiter davon unter Druck gesetzt?

Um ganz offen zu sein: Wahrscheinlich färbt es etwas auf das Management-Team ab, aber die haben alle auch eine ähnlich starke Motivation, für ihre Teams und Bereiche da zu sein. Ich habe gegenüber Kollegen immer klar kommuniziert: Auch wenn ich dir am Wochenende eine Mail oder via Slack schreibe, erwarte ich nicht, dass du antwortest. Die Regel bei uns ist, dass die Mitarbeiter nicht immer erreichbar sein müssen.

Bild: Personio