Heimarbeiter sind häufig zufriedener, fürchten aber auch Nachteile.

Bequem von  zu Hause arbeiten, zwischendurch die Kinder versorgen und lästige Fahrtzeit in überfüllten Zügen sparen: Das Thema Homeoffice ist ein Dauerbrenner, wünschen sich doch schon 40 Prozent der Beschäftigten eine entsprechende Regelung bei ihrem Arbeitgeber. Eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) bekräftigt nun die Argumente der Fürsprecher: Demnach sorgt regelmäßige mobile Arbeit für zufriedenere Mitarbeiter, weil sich ihre Arbeitszeiten so besonders gut mit familiären Verpflichtungen vereinbaren lassen.

Für die IW-Studie wurden rund 2.500 Beschäftigte und 1.300 Unternehmen befragt. Knapp 43 Prozent der Firmen bieten ortsunabhängiges Arbeiten durch mobiles Internet an, ein Viertel sogar nach festgeschriebenen Regeln. Gut jedes fünfte Unternehmen plant systematisches Homeoffice zumindest einzuführen. Inwiefern Beschäftigte mobil und damit familienfreundlicher arbeiten können, hängt laut den Studienautoren jedoch von einem Faktor ab: Dem Digitalisierungsgrad des Arbeitgebers. So wurden sowohl Beschäftigte aus Unternehmen mit digital „fortgeschrittenem“ Geschäftsmodell und großzügigen Arbeitszeitregelungen befragt, als auch solche, in denen die Digitalisierung und Heimarbeit eine eher untergeordnete Rolle spielen.

Das Ergebnis: 97,7 Prozent der Beschäftigten aus den digitaleren Unternehmen bewerten ihren Arbeitgeber als besonders familienfreundlich. Arbeitszeiten lassen sich dort im Allgemeinen gut oder sehr gut mit familiären und sozialen Verpflichtungen außerhalb des Berufs vereinbaren. In den weniger digitalen Unternehmen waren es knapp ein Fünftel weniger – 80,7 Prozent. „Eine familienfreundliche Unternehmenskultur kann insbesondere den hochqualifizierten Mitarbeitern mit gesuchten Fähigkeiten signalisieren, dass ihre Wünsche und Präferenzen bei der Gestaltung von Arbeit berücksichtigt werden“, schlussfolgern die Autoren. Begehrte Fachkräfte könnten so gebunden und das Image des Arbeitgebers verbessert werden.

Allerdings hat ausgedehnte Heimarbeit der Studie zufolge nicht nur Vorteile: So befürchten mobil arbeitende Beschäftigte häufiger, auch außerhalb ihrer regulären Arbeitszeit erreichbar sein zu müssen. Hinzu kommt die Angst, durch seltenes Erscheinen im Betrieb etwa bei der Verteilung interessanter Projekte benachteiligt zu werden. Besonders für Beschäftigte mit Führungsanspruch könnte das fatal sein, denn: „Beschäftigte, die […] immer im Betrieb arbeiten, können durch ihre Präsenz möglicherweise einfacher positive Leistungssignale senden und sich damit für Aufgaben und Führungsverantwortung empfehlen“, so die Autoren.

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Was aber bedeutet das speziell für junge Gründungen? Schließlich winken hier neben großen Freiräumen bei Arbeitszeit und -ort oft auch steile Lernkurven und schnelle Führungsverantwortung. „In jungen Startups fallen die genannten Nachteile wahrscheinlich weniger stark ins Gewicht, weil sich dort von Anfang an eine Kultur aus flexiblen Präsenzzeiten im Office und ortsunabhängiger Arbeit etabliert hat“, sagt Andrea Hammermann, Mitautorin der IW-Studie, auf Nachfrage von Gründerszene. Um klare Regelungen komme jedoch auch ein Startup nicht herum. „Es muss für jeden Beschäftigten klar sein, wann er erreichbar sein muss und dass es nicht darauf ankommt, noch um 24 Uhr eine E-Mail zu beantworten“, so Hammermann. Wenn dies in der regulären Arbeitszeit bleibe und statt Präsenz die Leistung honoriert werde, klappe auch beides: Heimarbeit und Führungsverantwortung.

Bild: Getty Images / Thomas Barwick