Johannes Jäschke hat Stripper vermittelt, eine Lern-App gebaut und einen Amazon-Shop hochgezogen. Jetzt macht er erst mal seinen Bachelor.

Johannes Jäschke ist 20 Jahre alt hat schon mehr Erfahrungen gesammelt als so mancher Unternehmer mit 40. Ein Seriengründer aus dem westfälischen Minden, der noch nicht mal seinen Bachelor-Abschluss in der Tasche hat.

In der Schulzeit war Jäschke Leistungssportler, gewann Ruderwettkämpfe, trainierte zweimal täglich. Mit 14 erlitt er einen Bandscheibenvorfall, suchte sich daraufhin einen Job und baute Webseiten für lokale Unternehmen, wie er Gründerszene erzählt. Ein Kunde war Mirko Schulz, der Stripperinnen für Privatfeiern vermittelte. „Ich habe ihn gefragt, warum er das nicht auch für Firmen oder Musikvideos anbietet. Er meinte, er hätte nicht die Zeit dafür, aber wenn ich das möchte, könne ich das gern probieren.“ So gründeten Jäschke und Schulz ihre Agentur Promotionfabrik.de. Schulz war als CEO eingetragen, der damals 14-jährige Schüler Jäschke hielt Firmenanteile und war als Mitarbeiter angestellt.

Seine Eltern unterstützten ihn, Jäschkes Mitschüler konnten seine unternehmerischen Interessen allerdings nicht nachvollziehen: „Wenn ich meinen Freunden erzählt habe, dass ich nicht mit ins Schwimmbad kommen kann, weil ich noch arbeiten muss, hat das nie jemand verstanden.“ Als er 18 wurde, wollte sich Jäschke mehr auf sein Abitur konzentrieren. Da leitete er bereits sein eigenes Vertriebsteam, bestehend aus acht Leuten. Also verkaufte der Abiturient seine Agenturanteile an seinen Partner und stieg aus. Wie hoch sein Erlös war, will er nicht verraten. „Es hat zur Gründung von ein paar weiteren Firmen gereicht“, kommentiert er lachend.

Nach dem Einser-Abi kam die dritte Firma

Nur für das Abitur zu lernen, war dem Schüler jedenfalls zu langweilig. Also entwickelte er mit vier Freunden die App Brains Up. Das Programm sollte analysieren, auf welchem Wissenstand Schüler nach jeder Unterrichtsstunde sind, um ihnen dann Lernmethoden zu empfehlen. An zwei Schulen testeten die Fünf einen Prototypen, registrierten aber noch keine Firma. „Das haben wir ein Jahr lang gemacht. Als wir mit dem Abi fertig waren, sind alle an unterschiedliche Unis gegangen. Daran ist leider unser Team zerbrochen und wir haben die App auf Eis gelegt“, erzählt Jäschke. Sein Abitur machte der damals 18-Jährige mit 1,0, fing daraufhin ein Studium an der WHU an. Und gründete sein drittes Startup.

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Jäschke und sein Mitgründer Christian Sowa ließen als Nebenprojekt zu Brains Up Produkte in China herstellen und verkauften die Artikel auf Amazon. „So ist die Idee für die Firma entstanden, die ich jetzt gegen die Wand gefahren habe“, sagt der WHUler und kichert. Immer wieder lacht er verlegen, wenn er von seinen gescheiterten Unternehmen erzählt. 

Angefangen hat das Amazon-Geschäft mit Schmuck für Fitnessfans, später kamen Waren wie Bartschablonen hinzu. Die beiden Studenten importierten nur Produkte, die weniger als 500 Gramm wiegen. Damit sie Produkte eingeflogen werden konnten, was schneller und günstiger sei als mit dem Schiff.

Christian Sowa (links) und Johannes Jäschke verpackten die Amazon-Artikel anfangs selbst im Keller von Jäschkes Oma.

Verschuldet? „Nene, noch nicht“

„Die ersten acht Produkte liefen richtig gut – was uns später zum Verhängnis wurde“, erzählt Jäschke. Sowa und er waren 18, als sie die Sqorl GmbH gründeten. Das war Anfang 2017. Sie hätten Kapital von Familie und Freunden eingesammelt und monatlich 20.000 bis 40.000 Euro umgesetzt, bei einer Rohmarge von 30 Prozent, erzählt Jäschke. „Wir sind dann zu übermütig geworden, haben die Zahlen nicht weiter analysiert und dachten, wir müssen das jetzt hochskalieren.“ Noch vor wenigen Monaten listete Sqorl rund 2.000 Produkte auf verschiedenen Marktplätzen. Die meisten Kunden hätten die Produkte aber nur einmal gekauft und seien danach nie wieder in den Shop gekommen. „Als uns das aufgefallen ist, war nicht mehr viel Geld auf dem Konto. Wir konnten die nächsten Nachbestellungen nicht mehr finanzieren“, sagt Jäschke.

Vor drei Monaten musste das Startup des mittlerweile 20-Jährigen seine Mitarbeiter entlassen. Den Großteil der unverkauften Artikel musste Sqorl verschrotten, weil die Lagergebühren zu teuer wurden. Die Waren zurückzuschicken, hätte noch mehr gekostet, sagt der Gründer. „Ich habe sechs Monate gebraucht, um mir einzugestehen, dass es schiefgelaufen ist. In der Zeit habe ich stark daran gezweifelt, ob Unternehmertum das Richtige für mich ist.“

Die beiden Sqorl-Chefs haben insgesamt 25.000 Euro verloren. Ob Jäschke verschuldet ist? „Nene, noch nicht“, sagt er und lacht wieder. Mittlerweile habe er auch wieder Mut gewonnen, um neue Projekte zu starten. Vielleicht folgt bald also Startup Nummer vier.

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Bilder: Young Entrepreneurs‘ Program, Johannes Jäschke