Louis Helmer bei der Heureka 2018.
Louis Helmer bei der Heureka 2018.

Gleichgültig und planlos – so werden Millennials gerne beschrieben. Bei der nächstjüngeren „Generation Z“ ist das anders: Wer zwischen 1995 und 2010 geboren ist, dem werden Attribute wie „ernsthaft“ und „fleißig“ zugeschrieben; er oder sie soll getrieben sein von Karriere und Erfolg.

Auf Louis Helmer treffen diese Eigenschaften zu. Der 16-Jährige geht in die zehnte Klasse der Berlin Cosmopolitan School – und ist weit entfernt davon, gleichgültig zu sein. Nach dem Unterricht verdient er Geld als Berater von Krypto-Anlegern. Gegründet hat er auch schon längst. 2015, damals war er 14, baute Helmer mit acht jungen Erwachsenen aus der ganzen Welt einen Onlineshop für virtuelle Items für das Computerspiel „Minecraft“. 2017 musste CraftCo eingestampft werden – Microsoft hatte die „Minecraft“-Entwickler gekauft und den Verkauf von Gegenständen verboten, wie sie Helmer und sein Team online anboten. „Ein gutes Taschengeld“ habe er mit CraftCo verdient, auch wenn das Geschäft nicht profitabel gewesen sei, sagt er im Rückblick.

Keine Zeit für Tennis

An seiner Schule ist Helmer der einzige, der schon mal ein Startup gegründet hat. Deutschlandweit gibt es aber noch mehr Teenie-Gründer, Philipp Kalweit etwa, der eine IT-Sicherheitsfirma gegründet hat und nach dem Schulunterricht als Auftragshacker arbeitet. „Viele Jugendliche haben gute Ideen, aber einfach keine Zeit sie umzusetzen”, erzählte Helmer bei der diesjährigen Heureka-Konferenz. Der Tagesablauf des Schülers ist straff getaktet. Der Unterricht gehe bis 16:00 Uhr. Wenn er dann nach Hause komme, werde schnell gegessen, dann setze er sich an die Hausaufgaben. Zuletzt stand der Mittlere Schulabschluss auf dem Programm, für den habe er bis in die Nacht gepaukt. Gute Noten seien ihm wichtig, klar. Den Lehrern und Eltern aber auch: Seine Schule war 2017 die mit dem besten Abitur Deutschlands, mit 1,4 bestand der Durchschnitt der Schüler den Abschluss.

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Die Arbeit, früher die an seinem „Minecraft“-Shop, inzwischen die Krypto-Beratung, muss wegen Schulstress oft auf die Wochenenden verlegt werden. Dringende E-Mails beantworte er aber auch mal während der Schule, sagt Helmer. Dort ist er auch noch Klassensprecher – so steht es in seinem LinkedIn-Profil. Freizeit? Fehlanzeige. „Zeit für Sport habe ich eigentlich nicht. Ich will aber versuchen, bald wieder mit dem Tennisspielen anzufangen“, so Helmer. Tagesabläufe wie seinen findet Helmer normal, zumindest für seine Generation. „Bei meinen Eltern war die Schulzeit viel entspannter“, sagt er.

„Meine Top-Influencer sind meine Eltern“

Helmers Mutter, Regine Haschka-Helmer, ist selbst Gründerin und berät mit ihrem Unternehmen Seedlab Startups zu Digitalisierung und Marketing. Gepusht fühle er sich von ihr nicht, sagt Helmer. Eine gute Beziehung zu den Eltern soll typisch sein für Leute in seinem Alter. „Historisch einmaliger Kuschelkurs zwischen den Generationen“ nannte es kürzlich Jugendforscher Klaus Hurrelmann. Auf die Frage, welche Influencer er gut findet, antwortet Helmer, seine Top-Influencer seien seine Eltern.

Für seine Tätigkeit als Kryptoberater hat Helmer noch keine Firma gegründet. Vor wenigen Monaten hatte er es mal vor, Celorium sollte das Startup heißen. „Dann hatte ich aber doch erstmal zu viel mit der Schule zu tun“, sagt er. Seine Kunden seien durchaus erstmal skeptisch, wenn er ihnen als unter-18-Jähriger ohne professionellen Firmenauftritt eine Beratung in Sachen Geld anbiete. „Mein Alter überrascht die meisten. Wenn sie mich kennenlernen, lassen sie mich aber schon schnell für sie arbeiten“, so der Junggründer.

Im Sommer kommt Helmer in die Oberstufe. Bio und Physik hat er als Leistungskurse gewählt, vielleicht wolle er mal „was in die Richtung“ machen. Sein letztes Schülerpraktikum absolvierte er bei ECF-Farmsystems, einem Unternehmen, das Lebensmittel nach dem nachhaltigen Aquaponik-System anbaut. Vorherige Praktika machte er beim Beauty-Boxen-Startup Glossybox – und bei einem Steinmetz. Ganz stringent ist auch der Lebenslauf des disziplinierten Junggründers nicht.

Bild: Dominik Tryba