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Mitarbeiterführung: Experte Thomas Pütter empfiehlt Startup-Gründern, Kommunikationsregeln einzuhalten.

Thomas Pütter berät seit Jahren Unternehmerinnen und Unternehmer zu Organisationsentwicklung und Change Management. Seine Erfahrungen hat er in zwei Büchern verarbeitet. Außerdem spricht er in seinem Podcast über Themen aus den Bereichen moderne Mitarbeiter- und Unternehmensführung wie zum Beispiel Delegation, Onboarding, Mitarbeitergespräche und Führungskräfteentwicklung.

Herr Pütter, Sie raten Führungskräften mit ihrem Team klar zu kommunizieren. Gilt das immer und überall oder gibt es No-Gos?

Ja, die gibt es. Ich erlebe sie immer wieder und sie treiben die Stimmung in einem Unternehmen in die falsche Richtung. Dazu gehört zum Beispiel, dass Mitarbeiter nicht vor ihren Kollegen kritisiert werden sollten. Ebenso wichtig ist es, sie nicht vor anderen zu loben. Das sind einfache Grundlagen der Kommunikation in Firmen, die häufig bei den Führungskräften nicht sitzen.

Gibt es noch andere solcher Regeln?

Feedback sollte zeitnah gegeben werden. Weil dieser Grundsatz nicht eingehalten wird, können Manager in ihren Unternehmen viel kaputt machen. Auf der anderen Seite: Wenn die Feedback-Regeln sitzen, dann ändert sich im Unternehmen einiges. Ich beobachte immer wieder, wenn ich Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer berate, wie sich die Unternehmenskultur wandelt, wenn die Regeln beachtet werden.

Wie finde ich gute Mitarbeiter und wie führe ich sie? Wieviel Gehalt soll ich ihnen zahlen? Als Startup-Gründerin oder -Gründer steht man zu Beginn vor vielen Fragen. In dieser Woche widmen wir uns deshalb dem Thema Führung & Management. Den Auftakt macht der Experte Thomas Pütter, der Führungskräften in stark wachsenden Firmen klare Regeln empfiehlt.

Gibt es Unterschiede in der Mitarbeiterführung zwischen Konzernen und Startups?

In einem kleinen Startup läuft alles informell. Da gibt es kurze Dienstwege und Absprachen. Das Ziel der Firma ist klar erkennbar. Die Mitarbeiter hauen alle rein, um das Flugzeug in die Luft zu bekommen. Regelwerke wie das Qualitätsmanagement sind da noch nicht so ausgeprägt.

Wann ändert sich das?

Das ist bei einer Unternehmensgröße ab etwa 15 Angestellten so. Dann braucht eine Firma klare und abgegrenzte Verantwortungsbereiche, eine Kommunikations- und Meeting-Struktur. Häufig wissen Mitarbeiter in Startups dann nicht mehr genau, wofür sie eigentlich mal angetreten sind und was das Ziel war. Da werden professionelle Mitarbeitergespräche fällig. Weil Gründerinnen und Gründer das alles nicht mehr allein gestemmt bekommen, müssen sie eine zweite und später eine dritte Führungsebene einbauen. Diese Leitungspositionen wiederum müssen entwickelt werden.

Klingt kompliziert.

Ist es auch. Ich hatte gerade so einen Fall: Das Unternehmen war eine Drei-Mann-Bude, die jetzt auf 40 Leute angewachsen ist. Die machen gerade diesen Prozess durch, dass Strukturen aufgezogen werden müssen und dass sich die Mitarbeiter beschweren, dass alles nicht mehr so locker ist wie früher. Die neuen Teammitglieder dagegen wünschen sich Strukturen und bemängeln das Chaos.

Was raten Sie Führungskräften, deren Unternehmen schnell wachsen?

Ich empfehle, sich um drei Bereiche zu kümmern. Der erste ist das Thema Persönlichkeitsentwicklung. Das bedeutet, die Gründerin oder der Gründer muss sich ihrer oder seiner Stärken und Schwächen bewusst werden. Die Kommunikationsfähigkeiten sollten trainiert werden. Wie übe ich Kritik, wie lobe ich? Wie geht man an das Thema Mitarbeitergespräche professionell ran? Das muss sitzen.

Der zweite Bereich ist das Change Management. Das bedeutet, wie organisiere ich Veränderungen und wie gehe ich als Führungskraft damit um? Was kann ich tun, wenn ich Widerstand im Team spüre? Denn im Regelfall ist ein Unternehmen in der Wachstumsphase dynamisch unterwegs und muss verstehen, dass diese Veränderungen ein Dauerzustand sind. Die Gründerin oder der Gründer braucht dafür die Zustimmung des Teams.

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 14. September 2020 und hat besonders viele Leserinnen und Leser interessiert.

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Der dritte Bereich ist die Moderation in der Gruppenkommunikation: Wie führe ich Meetings und wie binde ich Leute bei Workshops ein? Viele Führungskräfte kennen leider nur die Methode, dass sie bei einem Meeting durchgehend reden und danach gehen alle wieder an ihre Arbeitsplätze.

Hat sich durch Corona und die veränderten Arbeitsweisen wie Homeoffice etwas in der Mitarbeiterführung geändert?

Ja, Unternehmer müssen mehr denn je aufpassen, dass sie ihre Mitarbeiter mitnehmen. Die Sensibilität an dieser Stelle hat sich erhöht. Mit dem Wissen, dass wir unsicheren Zeiten entgegensehen und die Dinge nicht mehr so planbar sind, müssen Führungskräfte darauf achten, dass sie Rituale mehr in den Vordergrund rücken. In Zeiten von starken Veränderungen müssen wir den Fokus auf das richten, was bleibt.

Was könnte das sein?

Ein Beispiel ist das Sommerfest, das trotzdem stattfindet. Oder das wöchentliche Feierabendbier. Wenn der Chef immer noch seine Witze macht, kann ja alles gar nicht so schlimm sein. Führungskräfte sollten sich fragen, welche Rituale sich im Homeoffice umsetzen lassen und wie sich kleine Erfolge auch dann feiern lassen, wenn einige zu Hause am Bildschirm sitzen.

Trotzdem kann es schwer sein, die Mitarbeiter von der Ferne aus zu führen, oder?

 Es sind stürmische Zeiten und Führungskräfte müssen sich das klarmachen und Stärke zeigen. Frei nach dem Zitat: Der Kapitän zeigt sich im Sturm. Auf keinen Fall sollten Emotionen eins zu eins an Mitarbeiter übertragen werden.

Bild: Thomas Pütter
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