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Christian Vollmann, Chanyu Xu und Stefan Groschupf haben mehrere Firmen gegründet und geführt.

Rund drei Viertel der Startups werden von mehreren Gründerinnen oder Gründern aufgebaut. Das zeigt der Deutsche Startup Monitor 2019, für den die Antworten von rund 1.800 Gründern und Geschäftsführerinnen ausgewertet wurden. Demnach liegt die durchschnittliche Größe von Gründungsteams bei 2,4 Leuten. Wer sich für einen Mitstreiter oder eine Mitstreiterin entscheidet, sollte vor allem im persönlichen Netzwerk suchen. Ein Team muss aber nicht immer die beste Lösung sein.

Christian Vollmann

Christian Vollmann ist an zahlreichen Firmen beteiligt und hat drei Unternehmen selbst gegründet, davon eines allein: das Videoportal Myvideo. Bei der Dating-Plattform Edarling und bei der Nachbarschaftsseite Nebenan.de, seinem derzeitigen Startup, hatte er mehrere Mitgründerinnen und Mitgründer.

„Mein Learning aus Myvideo war, nie wieder allein zu gründen. Gründen ist wie eine Achterbahnfahrt: Es geht immer hoch und runter. Man muss sehr viele Rückschläge einstecken können, und das ist allein deutlich schwieriger. Schlechte Tage werden im Team leichter abgefedert. Edarling habe ich dann im Team gegründet. Wir waren drei BWLer von der gleichen Uni. Das Problem war, dass wir uns zu wenig ergänzt haben.

Mein Tipp an junge Gründerinnen und Gründer lautet deshalb: Seht zu, dass ihr ein komplementäres Team baut – sowohl hinsichtlich des Geschlechts als auch des Hintergrunds. Co-Founder sollten außerdem Mitstreitende sein, die genauso leidenschaftlich für ein Thema brennen wie die Gründerin oder der Gründer selbst.

Bei Nebenan.de sind wir zu sechst. Anfangs dachte ich, dass das zu viele wären. Jede einzelne Entscheidung im Sechserteam abzustimmen, geht nicht. Wir haben dafür ein Konzept gefunden: Die Geschäftsführung besteht aus mittlerweile drei Personen, die die täglichen Entscheidungen treffen. Bei strategischen, richtungsweisenden Beschlüssen wird das ganze Gründungsteam mit einbezogen. Es gibt also gewisse Hierarchien.

Meine Mitgründer habe ich jeweils über mein Netzwerk kennengelernt. Ich habe befreundete Unternehmer angefragt, ob sie Lust auf die Idee hätten. Die haben dann selbst noch gute Leute mitgebracht. Wenn man sich nicht kennt, sollte man sich mehrfach treffen. Es muss zwischenmenschlich funktionieren. Als Business-Angel sehe ich, dass Startups häufig daran scheitern, dass sich die Teams zu wenig Zeit nehmen, um sich kennenzulernen, und dann merken, dass sie doch nicht zusammen funktionieren.“

Chanyu Xu

Chanyu Xu hat zweimal selbst im Team gegründet, darunter das Nahrungsergänzungsmittel-Startup Her1. Weitere zwei Male wurde Xu als Mitgründerin in ein Startup geholt. Bei Her1 arbeiten aktuell fünf Mitarbeiter.

„Allein zu gründen ist für mich nicht erstrebenswert. Man sollte Leute finden, die einen auf dem Weg begleiten und die gleiche Leidenschaft verfolgen. Außerdem sollte man möglichst komplementäre Fähigkeiten haben. Gezielte, branchenspezifische Netzwerk-Events eignen sich für die Suche immer gut. An meine letzte Mitgründerin kam ich zum Beispiel über mein Netzwerk.

Ich habe mit Freunden gesprochen, die dann wiederum Leute empfohlen haben. Und ich habe ganz klassisch eine Stellenausschreibung veröffentlicht und sie in meinem Netzwerk geteilt. Meine Erfahrungen zeigen aber, dass Ausschreibungen für normale Jobs besser funktionieren als für Co-Founder- oder Managementpositionen. 

Mehr darüber, was in der ersten Startup-Phase wichtig ist, erfahrt ihr im Gründerszene Report „So geht Startup“:

Wie bei normalen Bewerbungen habe ich dann in einem Kennlernprozess alle Kandidatinnen und Kandidaten angeschaut. Den richtigen Co-Founder zu finden ist ein Stück weit eine Bauchentscheidung. Ich finde, man sollte nicht zu sehr nach dem Lebenslauf gehen. Für mich zählt der menschliche Faktor immer ein bisschen mehr als die Fähigkeiten. Am Ende verbringt man mit dieser Person einen Großteil der eigenen Lebens- beziehungsweise Arbeitszeit. Daher rate ich, sich lieber Zeit zu lassen und sich über einen längeren Zeitraum kennenzulernen. Und wenn jemand später als Co-Founder dazukommt, dann kann man ihm oder ihr zum Beispiel weniger Anteile, aber dafür mehr Gehalt geben.“

Stefan Groschupf

Stefan Groschupf hat seit 1997 sieben Firmen gegründet und über 200 Millionen Dollar Venture Capital aufgenommen. Er wurde zweimal als Mitgründer dazugeholt, hat weitere vier Male selbst Co-Founder gesucht und zuletzt Automation Hero allein gegründet. Mit 29 Jahren zog der inzwischen 42-Jährige ins Silicon Valley, leitete dort zeitweise mehr als 250 Mitarbeiter an.

„Der Mythos, dass man einen Mitgründer oder eine Mitgründerin haben sollte, kommt vor allem von VCs. Der Grund dafür ist, dass sie einen Gründer dann einfach rauswerfen können, wenn er unbequem wird oder das Startup nicht skaliert. Wenn jemand aus dem Gründungsteam geht, beeinflusst das meiner Erfahrung nach aber auch die Firmenkultur.

Einige der Top-Angestellten kündigen – selbst wenn der andere Co-Founder noch dabei ist. Der wird dann häufig übergangsweise zum CEO ernannt, bevor VCs eine professionelle Person in der Geschäftsführung einsetzen. Mir ist das selbst schon passiert, sowohl als derjenige, der rausgeschmissen wurde, als auch in der Rolle desjenigen, der geblieben ist. 

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Die mentale Last und der Stress sind als Gründerin und Gründer unglaublich hoch. Insofern klingt ein Co-Founder zwar gut, um die Arbeit und den Kummer teilen zu können. In der Realität kommt es aber immer wieder zu Konflikten, weil man selten gleich viel arbeitet und Stress auf sich nimmt. Ein Beispiel: Ich hatte jemanden gefunden, den ich als Industrieexperten kannte.

Er fand meine Idee toll, das Brainstorming ging gleich los, man verstand sich gut, alles war super. Nach wenigen Monaten hat er sich aber lieber mit Social Media beschäftigt, und ich musste den Rest der Arbeit machen. Das ging gar nicht. Ich als CTO habe ihn dann rausgeschmissen und bin selbst CEO geworden. Ihm gehörten dann allerdings unglaublich viele Aktien. Er war zwar operativ draußen, hat aber langfristig von seinen Anteilen profitiert. 

Meine Empfehlung? Allein zu gründen!

Mit einem zweiten Gründer oder einer zweiten Gründerin treten außerdem kontinuierlich Konflikte auf, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen. Häufig muss das schnell passieren, Diskussionen darüber können sich aber zu lange hinziehen. Meine Empfehlung ist daher, allein zu gründen und dann einen ersten starken Angestellten zu holen. Ihn würde ich ähnlich wie einen Co-Founder behandeln, ihm klare Aufgaben und Verantwortungen geben. Der Person kann man entweder ein gutes Gehalt zahlen oder etwa Aktienoptionen geben. In dieser Konstellation ist klar, wer im Zweifelsfall die letzte Entscheidung trifft.“

Bilder: Christian Vollmann, Chanyu Xu, Stefan Groschupf
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