Angesichts von Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel, qualitativ schwachen Bewerbungen und hohen Fluktuationsraten müssen Recruiter und HR Manager ihr Repertoire an Recruiting-Tools ständig hinterfragen und erweitern.

Laut einer Monster-Studie zu den Recruiting Trends 2017 werden 89 Prozent aller Vakanzen auf Karriereseiten von Unternehmen und 68 Prozent aller Vakanzen in Form von Stellenanzeigen in Jobbörsen ausgeschrieben. Auf die etablierten und bewährten Kanäle zu setzen, scheint für viele Unternehmen aktuell noch auszureichen, doch langfristig ist es wichtig, sich mit dem Suchverhalten und der Mediennutzung der nachwachsenden Talente zu befassen.

Eine neue Generation drängt auf den Arbeitsmarkt

Bereits heute konkurrieren Startups mit Konzernen und dem Mittelstand aller Branchen um die besten Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich zugunsten der Arbeitnehmer. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, prognostiziert mittelfristig 200.000 weniger Arbeitslose.

Besonders umkämpft sind – zum Leid vieler Personaler – bekanntlich die Berufsgruppen der Web-Developer und IT-Fachkräfte sowie auch des Vertriebs. Jobsuchende mit diesen Profilen sind daher in der Luxus-Situation, höhere Ansprüche an Arbeitgeber stellen zu können. Ein typisches Merkmal der Generation Y.

Mit aktuell acht Millionen Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt ist sie ein wichtiger Träger der Erwerbstätigkeit. Doch die Generation Z steht bereits in den Startlöchern und besetzt rund drei Millionen der Stellen in Deutschland, wie Christian Scholz, Arbeitswelt-Experte der Universität des Saarlandes, angibt.

Mit dem Drängen der neuen Generation in den Arbeitsmarkt verändern sich nicht nur die Anforderungen an Arbeitgeber, auch die Kanäle zur Kommunikation verlagern sich. Der Begriff Digital Native wird bald hinfällig sein und aus mobile first wird über kurz oder lang mobile only.

Mediennutzung zur Abgrenzung

Der Zukunftsforscher Christian Schuldt vom Zukunftsinstitut in Frankfurt erklärt die Affinität der Jugendlichen zu Kanälen wie Snapchat und Youtube wie folgt: Da Jugendlichkeit kein Alleinstellungsmerkmal sondern Leitmotiv geworden sei, ist es auch nicht mehr exklusiv.

Jugendliche grenzen sich daher, für die älteren Generationen unsichtbar, vor allem über ihre Mediennutzung ab. Diese Option zur Unterscheidung von der Konkurrenz steht Personalern in gleichem Maße offen. Gibt es weniger verfügbare Talente, ist es umso wichtiger, die Vorteile und Alleinstellungsmerkmale eines Unternehmens hervorzuheben. Genau das spiegelt sich in einer Umfrage von XING E-Recruiting wider: 60 Prozent der Personaler wollen Jahr 2017 verstärkt in Employer Branding investieren!

Für Unternehmen, die um digital-affine Talente ringen, bedeutet dies, sich auch mit Apps und weiteren digitalen oder speziell mobilen Angeboten zur Kandidaten-Ansprache auseinanderzusetzen und die „Best Practices“ von Pionieren zur Inspiration heranzuziehen.

Kritiker mögen anführen, dass Snapchat nur ein Hype ist, der in ein paar Jahren wieder verschwinden wird. Doch wie HR-Blogger Robindro Ullah richtig feststellt, geht es darum, das neue Netzwerk zu verstehen. Denn selbst, wenn es Snapchat irgendwann nicht mehr geben sollte, wird ein neuer Ansatz entstehen, der auf ähnlichen Funktionsweisen aufbaut. Die Stories wurden beispielsweise ja bereits von Instagram, Facebook, dem Facebook Messenger und Whatsapp adaptiert. Kurz: Es geht darum, ein Verständnis für die Generation zu erlangen und zu behalten.

Kandidaten dort ansprechen, wo sie am liebsten sind

Snapchat hat laut Handelsblatt täglich fünf Millionen Nutzer in Deutschland, wovon immerhin 60 Prozent älter als 18 Jahre sind. Ein Großteil dieser User in Deutschland besteht aus Digital Natives zwischen 16 und 25 Jahren. Sie haben ihr Smartphone ständig griffbereit, sind gerne in sozialen Netzwerken aktiv und verbringen laut Statista immerhin 12,6 Minuten pro Tag mit der Storytelling-App. Vor allem Auszubildende, Studenten oder junge Berufseinsteiger können in dieser Zeit gezielt angesprochen werden.

Aus Firmenperspektive entscheidend ist für die Kommunikation auf Snapchat zum einen der Zuschnitt des Bild- und Videomaterials auf eine junge Zielgruppe. Zum anderen steht bei der App, mehr als bei anderen sozialen Medien, der Spaßfaktor im Vordergrund. Die Nutzer wollen vor allem unterhalten werden. Informationen, Handlungsempfehlungen und Employer-Branding-Botschaften müssen daher möglichst kurzweilig vermittelt werden, um sich nahtlos in die vorhandene Grundstimmung einzufügen.

Aktuell nutzen nur eine Handvoll deutsche Unternehmen den Foto- und Videoschnipsel-Dienst, um potentielle Kandidaten anzusprechen: Darunter die Polizei Berlin, Sixt, REWE, die Techniker Krankenkasse, comdirect und Telefónica Deutschland. Zwar nicht in Deutschland, aber in den USA startete auch McDonald’s und leitet die Kandidaten aus Snapchat direkt auf seine Karriereseite.

Die einmalig abrufbaren Snaps und die 24 Stunden sichtbaren Stories eignen sich besonders gut, um authentische und vor allem spontane Einblicke in den Unternehmensalltag zu geben. Weiterer Vorteil: Der geringe Kosten- und Zeitaufwand.

Bild: GRÜNDERSZENE

HR and Digital Careers Meetup: Snap Me If You Can

Das quartalsweise stattfindende Meetup der Gründerszene Jobbörse: HR & Digital Careers Meetup bringt HR-Interessierte aus der Digitalwirtschaft zusammen.

Nachdem die Event-Reihe bisher Themen wie HR-Innovationen, New Work, Tech-Recruiting, Konfliktbewältigung oder Mentoring betrachtet hatte, stand sie im Juli ganz im Zeichen der Praxis. In kleinen, interaktiven Workshops lernten die Teilnehmer, wie sie Snapchat erfolgreich als Personalmarketing-Tool einsetzen können, und kreierten erste eigene Stories. Dabei gaben die Mitveranstalter Telefónica Deutschland und comdirect Einblicke in ihre Snapchat-Strategie.

Snapchat? Im Recruiting?

Telefónica Deutschland glaubt nicht mehr an eine Standard-Talentsuche und verzichtet im Bewerbungsprozess beispielsweise auf das Anschreiben. „Es reicht uns, wenn Bewerber per Smartphone einen Link zu ihrem Xing- oder Linkedin-Profil senden“, sagt Nanne von Hahn, die das Talentmanagement bei Telefónica Deutschland leitet. „In den Anschreiben steht doch eigentlich sowieso immer nur dasselbe.“

Die Snapchat-Community erhält von dem Unternehmen wöchentliche Stories, in denen Telefónica beispielsweise über seine coolen Team-Events oder aktuell ausgeschriebene Jobs berichtet.

Auch comdirect präsentiert sich seit Anfang 2016 auf Snapchat als attraktiver Arbeitgeber. „Wir zeigen unsere Räumlichkeiten, führen Interviews mit Kollegen und Kolleginnen in verschiedenen Positionen und nehmen unsere Snapchat-Freunde mit auf interne Veranstaltungen“, erklärt Praktikantin Luisa. 

Beide Unternehmen geben die Betreuung der Kanäle in die Hände ihrer jüngsten Mitarbeiter. Azubis, Praktikanten und Werkstudenten kreieren dabei Inhalte, die sie auch selbst ansprechend, lustig oder informativ finden. So treffen sie den Nerv der Zielgruppe auf selbstverständliche Art und Weise.

Zum HR & Digital Careers Meetup

Das HR & Digital Careers Meetup findet alle drei Monate im Berliner Telefónica BASECAMP statt und wird vom Team der Gründerszene Jobbörse organisiert. Das Event richtet sich an alle HR-Interessierten und Entscheider aus der Digitalwirtschaft. Die Themen erstrecken sich auf das gesamte Feld der Karriere in der Digitalwirtschaft – aus Arbeitgeber-Perspektive. Es geht konkreter um Innovation im Recruiting, neue Ansätze der Personalführung, Retention, Employer Branding, Leadership und New Work.

Ziel ist es, Wissen zu teilen und von „Best Practices“ zu lernen. Nach den Vorträgen und Workshops gibt es immer eine entspannte Networking-Runde mit Getränken und Snacks.

Die Gründerszene Jobbörse ist die erste Anlaufstelle für Firmen in der Digitalwirtschaft, die auf der Suche nach neuen Talenten sind. Durch die Einbindung in das Leitmedium der Digitalwirtschaft – Gründerszene mit 1 Mio Lesern pro Monat – liegt der Fokus klar auf Positionen in Startups und Firmen aus der Digitalwirtschaft.

Die Gründerszene Jobbörse versammelt eine fokussierte und qualifizierte Zielgruppe auf der Plattform: Digital Natives, Tech-Heads, Entrepreneure, Gründungsinteressierte und digital-affine Jobsuchende.

Mehr als 2.000 Firmen haben bereit die Recruiting- und Branding-Möglichkeiten der Gründerszene Jobbörse genutzt – darunter bekannte Startup-Größen wie Zalando, Deliveroo, Rocket Internet und Amazon sowie auch vermehrt Corporates und Konzerne, zum Beispiel Daimler, Ikea, Bosch, Adidas und Porsche.

Bild: GRÜNDERSZENE