In sieben Jahren werden Computer und Roboter 52 Prozent der Arbeitszeit übernehmen

In Deutschland verfügen nur 46 Prozent der Arbeitskräfte über das nötige Fachwissen für die Jobs der Zukunft – obwohl der Wandel der Arbeitswelt bereits begonnen hat. Davor warnt das Weltwirtschaftsforum (WEF) in seiner Studie „Die Zukunft der Arbeitsplätze 2018“. Schon 2025 dürften Maschinen mehr Arbeitsstunden erledigen als Menschen, heißt es darin. Demnach werden Computer 52 Prozent der Zeit übernehmen, den Menschen bleiben 48 Prozent. Heute betrage der Anteil 29 Prozent. Eine Hiobsbotschaft für Arbeitnehmer ist das aber nicht: Die Roboterrevolution schaffe netto 58 Millionen neue Arbeitsplätze in den kommenden fünf Jahren, schätzt das WEF.

Zwar dürften Bürojobs wie in der Buchhaltung verschwinden, in Bereichen wie Marketing, Verkauf und Innovation wachse der Bedarf hingegen, heißt es in der Studie. Die Gewinner der Entwicklung seien Datenanalysten, Wissenschaftler, Software- und Anwendungsentwickler sowie Experten für elektronischen Handel und Social Media. In Regionen wie Afrika, Nahost, Lateinamerika und Südasien seien auch Fabrikarbeiter weiter gefragt, wenn auch mit besserer Ausbildung als heute. 

Das WEF, bekannt für seine jährliche Wirtschaftskonferenz im Januar im Schweizer Davos, hat für die Studie Personal- und Strategiemanager in 20 Industrie- und Schwellenländern befragt, die zusammen 70 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung repräsentieren. Das WEF ist eine Stiftung. Sie forscht zu Zukunftsthemen rund um die Arbeit.

Um im künftigen Wettbewerb auf den Weltmärkten mithalten zu können, wollen deutsche Unternehmen bis zum Jahr 2022 viel stärker Datenanalysen einsetzen, Stichwort Big Data. Auch Apps und intelligente Maschinen stehen weit oben auf der Liste jener Technologien, die vermehrt eingesetzt werden sollen. Menschenähnliche Roboter spielen dagegen in der Zukunftsplanung kaum eine Rolle.

DGB und SPD fordern mehr Geld für Bildung

Gewerkschaften leiten aus dem Wandel durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz die Forderung nach höheren Investitionen in Bildung ab. „Die Folgen werden nur von den Menschen akzeptiert und toleriert werden, ob als Beschäftigte oder Verbraucher, wenn die Technologie ihnen dient und nicht sie ihr“, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann.

Auch SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel sieht den Schlüssel für künftigen wirtschaftlichen Erfolg in der Qualifizierung der Beschäftigten. „Deshalb fordere ich schon lange ein Chancenkonto, das jedem ein lebenslanges Recht auf Weiterbildung garantiert.“

Lest auch

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Sitta sieht durch die Studie die Ansicht bestätigt, dass durch „Technologieschübe immer mehr Arbeitsplätze geschaffen werden als verloren gehen“. Deutschland könne von der Digitalisierung also nur profitieren.

Dagegen wehrte sich die Linke-Vorsitzende Katja Kipping gegen einen blinden Technologieoptimismus: „Ohne politische Regulierung kann die Digitalisierung zu einer Art globalem Feudalismus 2.0 verkommen, in dem einige wenige Konzerne willkürlich agieren“, warnte sie. Grünen-Politiker Konstantin von Notz forderte die Bundesregierung auf, sich stärker mit den Auswirkungen der Digitalisierung zu beschäftigen.

Dieser Text erschien zuerst auf Welt.de.

Bild: Javier Pierini / Getty Images