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Sinn-Jobs mit Startup-Charakter

Glaubt man den Diskussionen rund um die „Generation Why“ sollten eigentlich alle Talente auf der Sinnsuche sein. Gleichzeitig ist der mangelnde Zugang zu Top-Talenten in Deutschland heute eine der wichtigsten Hemmschwellen für die Verbreitung sozialer Innovationen. Wie passt das zusammen?

Die Studie „Karrierewege für Weltveränderer“ (Ashoka, Februar 2013) ging dem „Sinnsucher-Trend“ auf den Grund und zeigt überraschende Schnittstellen zur Gründerszene: Unternehmerische Jobs liegen im Trend, erst recht, wenn sie auch gesellschaftliche Wirkung schaffen.

Eines der Ergebnisse: 39% der Menschen würden nicht in einem Job arbeiten wollen, den sie nicht als sinnstiftend erleben. Insgesamt sollen die Jobs der Zukunft selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Arbeiten in abwechslungsreichen Themen bieten, intellektuell anspruchsvoll sein und dem Mitarbeiter die Möglichkeit bieten schnell Verantwortung zu übernehmen.

Besonders attraktiv erscheinen den Befragten insbesondere Tätigkeitsfelder, die unternehmerisches Denken und Handeln ermöglicht und die gesellschaftliche Wirkung des eigenen Engagements erlebbar machen. Social Entrepreneurs bieten diese Jobs, haben sich auf dem Arbeitsmarkt aber noch kein eigenes Employer Branding erarbeitet. Viele Talente stecken alle soziale Organisationen in einen Sack und beschriften ihn mit: Gutmenschen, kuschlig, unterbezahlt. Langweilig.

Neue Karrierewege für unternehmerische Sinnsucher

Social Entrepreneurs, oder auch Sozialunternehmer, sind Menschen, die eine neue Idee zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems entwickeln und Organisationen gründen, um sie zu verbreiten. Es hat sie schon immer gegeben, aber erst seit wenigen Jahren werden sie in Deutschland systematisch gefunden und gefördert. Die Bandbreite ist groß: Sie arbeiten regional bis global in Themen von Bildung über Integration bis Umweltschutz.

Als Arbeitgeber müssen Social Entrepreneurs oft einen Spagat schaffen: Sie verlangen hohen Einsatz von Menschen, die auch besser bezahlte Karrierewege einschlagen könnten. Umso wichtiger sind die Entwicklungsmöglichkeiten, die sie ihren Talenten bieten, etwa in Form von Raum für eigene Projekte (93%), Coaching-Prozessen (60%) oder dem Studium neben dem Beruf (47%). Einigen gelingt es sogar, ein Talentmagnet für gestandene Unternehmerpersönlichkeiten zu werden.

Diese Social Entrepreneurs haben es geschafft

Till Behnke ist so einer. Er bringt mit Betterplace Transparenz in den Spendensektor und hat mit seiner gemeinnützigen AG Gut.org aktuell 17 feste Mitarbeiter in Berlin. „Unsere Mitarbeiter sind immer auch Mitunternehmer – denn sie bringen ihre Talente und Fähigkeiten für unsere gesellschaftliche Mission ein – investieren diese –, obwohl sie an anderer Stelle deutlich mehr verdienen könnten. Darüber hinaus wären wir wahrscheinlich wie die meisten Online-Startups gescheitert, wenn wir nicht auch sehr erfahrene Führungspersönlichkeiten aus der Wirtschaft gewonnen hätten, sich mit voller Kraft einzubringen und selbst Social Entrepreneurs zu werden.”

Darüber hinaus zeichnet Sozialunternehmer der Anspruch an ihre Unternehmungen aus in ihrer gesellschaftlichen Wirkung, nicht aber unbedingt in der Organisationsgröße zu wachsen. Dieser sorgt für im sozialen Sektor eher untypische Geschäftsmodelle und stellt ihre Teams immer wieder vor unternehmerische Herausforderungen. Ein Beispiel: Rose Volz-Schmidt baute mit Wellcome ein professionelles Franchise-System mit Partnern an fast 250 Standorten auf. Mit nur 14 Mitarbeitern koordiniert sie so inzwischen Tausende entsprechend qualifizierte Freiwillige, die jungen Familien nun moderne Nachbarschaftshilfe geben. Aktuell sucht Volz-Schmidt den Schulterschluss mit Unternehmen um mit Wellcome zukünftig auch Mitarbeiterfamilien zu unterstützen.

Und zu guter Letzt finden Sozialunternehmer Wege, um mit Ressourcen aktivierenden und replizierbaren Ansätzen auf vielfältige Weise Potentiale zu entfesseln – auch davon können viele Startups lernen. Murat Vural sorgt mit seinem „Chancenwerk“ zum Beispiel dafür, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen Vorbilder und Mentoren in ihrem Umfeld finden. Sein Schneeball-System braucht dabei kaum Ressourcen und birgt hohes Mobilisierungspotenzial.

Social Entrepreneurs bieten gerade Young Professionals spannende Karrierewege die das beste aus der Startup-Szene und dem sozialen Sektor verbinden: Anspruchsvolle Herausforderungen, schnelle Verantwortungsübernahme und eine direkte, greifbare gesellschaftliche Wirkung. Aber sie können auch spannende Sparrings-Partner sein: Von ihnen kann man lernen, wie man Ressourcen aktiviert und kleine, unternehmerische Teams aufbaut, um die Organisation in der Wirkung aber nicht in der Organisationsgröße zu skalieren. Das Unternehmen BMW hat das erkannt und integriert den Austausch zu Führungsfragen mit Social Entrepreneurs in ihr Führungskräfte-Entwicklungsprogramm ReadyGo.

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