Für die Kienbaum-Studie wurden Verantwortliche aus 70 mitteleuropäischen Startups befragt.

In Startups werden alle schlecht bezahlt, vom Marketing-Manager bis rauf zur Geschäftsführerin. Soweit das Klischee. Doch in Wahrheit steigt die Vergütung zumindest auf der Führungsebene, dem sogenannten C-Level, über die Phasen der Firmenentwicklung hinweg rasant – und nähert sich dabei auch den Gehältern der Old Economy an. Das haben der VC Earlybird und die Personalberatung Kienbaum in einer gemeinsamen Studie herausgefunden.

Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen:

1. Gründer anfangs schlechtergestellt als Nicht-Gründer

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In der frühen Phase der Startup-Entwicklung (Seed und Series A) verdienen Gründerinnen und Gründer durchschnittlich etwas weniger als andere Mitglieder des Führungsteams. In der mittleren Phase (Series B und C) ist es sogar deutlich weniger. Erst danach (Later Stage und Exit) übersteigen die Gründer-Gehälter die der Nicht-Gründer im C-Level. Das erklären Earlybird und Kienbaum so:

  • Gründerinnen und Gründer verzichten anfangs auf Geld und investieren lieber, beispielsweise in Mitarbeiter oder Technologie.
  • Gründerinnen und Gründer halten in der Regel mehr Anteile am Unternehmen, was sich bei Erfolg später finanziell auszahlt.

2. Alle bekommen gleich viel – bis auf CEOs

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Über die einzelnen Verantwortungsbereiche im C-Level hinweg erhöhen sich die Vergütungen mit der Zeit deutlich. Dabei gibt es zwischen den einzelnen Positionen nur geringe Gehaltsunterschiede, sowohl in der frühen als auch in der späten Phase. Lediglich die CEOs (Chief Executive Officers) stechen hervor: Von 92.000 Euro pro Jahr in der Frühphase wird ihr Durchschnittsgehalt mehr als verdoppelt, auf 190.000 Euro in der Spätphase. Bei den übrigen Führungskräften liegen die Unterschiede lediglich bei 63 bis 83 Prozent.

3. Gehaltsschere geht mit der Zeit auf

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Betrachtet man den Vergütungsunterschied zwischen den Top- und Geringverdienern, wird dieser mit der Zeit größer. In der Spätphase bekommen die bestbezahlten Startup-Führungskräfte durchschnittlich 44 Prozent mehr. Das erklären die Studienautoren mit variablen Vergütungspaketen, mit denen erfolgreiche Startups mit starken Investoren im Rücken versuchen, Spezialisten für Schlüsselpositionen anzuwerben.

4. Annäherung an die Old Economy

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Bei Startups in der Frühphase liegt das Durchschnittsgehalt von Führungskräften weit unter dem traditioneller Unternehmen. Mit der Zeit steigt das Gehaltsniveau bei Startups jedoch deutlich schneller, als es in der Old Economy mit dem Wachstum des Unternehmens der Fall ist, und gleicht sich deren Werten weitgehend an. Den Vergütungssprung bei Startups zwischen früher und mittlerer Phase erklären Earlybird und Kienbaum damit, dass auf dieser Stufe der Unternehmensentwicklung aggressiv expandiert und teureres Personal rekrutiert werde.

5. Benefits werden wichtiger

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Wenn das Startup wächst, werden nicht nur höhere Gehälter gezahlt, sondern auch mehr zusätzliche Leistungen gewährt. Teure traditionelle Benefits wie Altersvorsorge, Versicherungen oder Zuschüsse sind dabei am seltensten (auch wenn sie über die Zeit deutlich öfter angeboten werden), Weiterbildungen und sogenannte Convenience wie Getränke oder Snacks hingegen weit verbreitet.

Für ihre Studie verschickten Earlybird und Kienbaum einen Online-Fragebogen an Startup-Führungskräfte aus Mitteleuropa. So erhielten sie 250 Datensätze aus 70 Unternehmen. Die Stichprobe sei nicht repräsentativ, so die Autoren auf Nachfrage von Gründerszene.

Bild: Getty Images/10’000 Hours; Grafiken: Kienbaum Vergütungsstudie Start-Ups 2019