Kurz nach der Wende gründete Heilmann den Radiosender Antenne Sachsen. Schon 1993 verkaufte er ihn.

Thomas Heilmann ist seit 2017 Bundestagsabgeordneter. Davor war er Chef der Werbeagentur Scholz & Friends, früher Facebook-Investor und Unternehmensgründer. Im OMR Podcast blickt er gemeinsam mit Philipp Westermeyer auf sein bisheriges bewegtes Leben. Darin erzählt Heilmann, wie er als Gründer einer kleinen Dresdner Agentur zum Scholz-&-Friends-Boss aufsteigen konnte, warum ihm der Regionalradiosender Antenne Sachsen das Startkapital für seine Investitionen verschafft hat und wieso er es nicht bereut, dass er bei Facebook noch vor dem Börsengang wieder ausgestiegen ist.

„Ich bin 1990 mit Mitte 20 Unternehmer geworden und habe die unternehmerische Lehre in der ehemaligen DDR nutzen können“, sagt Thomas Heilmann. Mit seinen jungen Jahren zieht er von Dortmund nach Dresden, um die sich bietenden Chancen zu nutzen. „Wir sind damals [mit der Werbeagentur Delta-Design, Anm. d. Red.] in Dresden gestartet und haben uns gedacht: All diese Unternehmen wie die Sächsische Zeitung oder Radeberger Pilsener, die werden ja Beratungsbedarf haben. Und den hat niemand anderes gestillt.“

Die Agentur wächst in den Nachwendejahren rasant. So rasant, dass Heilmann und seine Partner Sebastian Turner und Olaf Schumann sich 1991 der Agenturgruppe Scholz & Friends anschließen – 2001 wird er Vorstandsvorsitzender der kompletten Agenturgruppe.

Kurz nach der Wende gründet er auch den Radiosender Antenne Sachsen, den er schon 1993 verkauft. „Vor 30 Jahren war ein landesweiter Radiosender eine Lizenz zum Gelddrucken“, erzählt Heilmann. Mit dem Geld aus dem Senderverkauf startet er seine Investorenkarriere.

Xing, Facebook, Immobilien

„Es ist ja nett, was man mit Werbung verdient. Aber im Internet verdienst du einfach mehr“, habe er sich schon damals gedacht. Ganz früh schon investiert Heilmann in den Xing-Vorgänger OpenBC. Genau als er die Anteile verkauft, habe Facebook angeklopft. Das Unternehmen sei 2007 auf der Suche nach europäischen Gesellschaftern gewesen. Heilmann steigt bei einer Unternehmensbewertung von vier Milliarden US-Dollar ein. 2010 verkauft er seine Anteile – da ist Facebook 60 Milliarden wert. Damals sagt er: „Die aktuelle Bewertung von Facebook ist irre.“ Wie heute klar ist, gar nicht mal so irre. Derzeit ist Facebook über 630 Milliarden Dollar wert.

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Er habe den frühen Ausstieg trotzdem nie bereut. „Wenn wir dann nicht rausgegangen wären, hätten wir auch nach dem Börsengang nicht rausgehen können. Und wenn etwas börsennotiert ist, hätte ich ja einfach Aktien kaufen können“, so Heilmann. Er wolle weiterhin lieber private Deals machen. Die von ihm mit gegründete Beteiligungsholding Econa hält heute etwa Anteile an Foodspring, Smava oder Finanzcheck.de. Darüber hinaus hat Heilmann viel in Berliner Immobilien investiert und durch die Neugestaltung des Hackeschen Quartiers in Mitte für viel Aufsehen in der Hauptstadt gesorgt. „Ich konnte immer von dem einen Geschäftsmodell lernen und das dann auf das nächste Geschäftsmodell übertragen“, sagt Heilmann. 

Der Internet-Mann der CDU

In die Politik kommt er dann fast durch Zufall. Schon mit 16 tritt Heilmann in die CDU ein – im SPD-dominierten Dortmund. „Wenn man damals in die CDU eingetreten ist, war man Oppositioneller“, sagt er. „Ich war dann jahrzehntelang Karteileiche.“ 1998 lernt er Angela Merkel kennen, wird 2000 „Internetbeauftragter“ der Partei.

„Ich hab mich häufig mit Angela Merkel zum Kaffee getroffen“, erzählt Heilmann. „Viele haben mich damals gefragt: Was wollen Sie eigentlich mit dieser ostdeutschen Pastorentochter?“ Der Rest ist ja bekanntlich Geschichte. Heilmann selbst sitzt seit 2017 im Bundestag und hat weiterhin vor allem die Digitalisierung im Blick: „Ich würde das Gesetzgebungsverfahren ändern“, erklärt er auf die Frage nach seiner aktuellen Zielstellung. „Das kommt strukturell mit der Digitalisierung nicht zurecht.“

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Dieser Beitrag erschien zuerst bei OMR Daily.

Bild: Heilmann.berlin/presse