Ein Beitrag von Niklas Stanicki, Recruiter bei StartUpBay. Als Co-Autor fungierte Kai Apeltauer, Head of Business Development.

Ab in die Startup-Szene – ohne eigene Idee

Auch wenn man immer wieder Stimmen hört, die verkünden, so wichtig sei die Idee gar nicht, was wirklich zähle sei der Ehrgeiz, die Motivation und das richtige Geschäftskonzept, so ist es dennoch essentiell, zumindest den Ansatz einer Idee zu haben, um erfolgreich ein Startup zu gründen. Was soll man also tun, wenn es zunächst an eigenen Ideen mangelt, man aber nicht gleich die Flinte ins Korn werfen will? Tatsächlich gibt es verschiedenste Wege, doch noch seinen Fuß in die Startup-Szene zu setzen ohne gleich das Rad neu erfinden zu müssen.

Die gute alte Jobbörse

Die erste und naheliegendste Möglichkeit ist natürlich, sich auf eine Stellenausschreibung eines Startups zu bewerben, wie es sie auf entsprechenden Jobportalen, zum Beispiel in der Gründerszene Jobbörse, zu genüge gibt. Hierbei sollte man darauf achten, dass die Ausschreibung mit den eigenen Interessen übereinstimmt. Hier ist es nämlich, bedingt durch die geringe Größe von Startups, besonders wichtig, dass man sich mit dem Produkt identifizieren und seine ganze Leidenschaft und Motivation einbringen kann.

Bei einem eventuellen Vorstellungsgespräch, welches nicht selten direkt mit den Gründern geführt wird, zeigt es sich schnell, ob man einfach nur einen Job sucht um sein Nachtleben in Berlin zu finanzieren oder wirklich Spaß daran hat, die Idee, die hinter dem Unternehmen steht, voranzubringen – und dafür auch mal die ein oder andere Überstunde in Kauf zu nehmen.

Außerdem ist es enorm wichtig, dass man menschlich einen guten Eindruck hinterlässt. In den meist noch kleinen Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern geht es nicht nur darum, ein qualifizierter Mitarbeiter sondern auch ein guter Teamplayer oder sogar Freund zu sein.

Online Recruiter nicht außer Acht lassen

Parallel zum konventionellen Bewerbungsweg, der bei Startups übrigens meist kürzer ist und mehr Flexibilität verlangt als bei großen Konzernen, sollte man auch selbst online aktiv werden, da der Hauptschauplatz der Branche das Internet ist. Das heißt, wer es nicht schon gemacht hat, sollte sich ein Profil bei Netzwerken wie Xing, LinkedIn oder GitHub (für Programmierer) anlegen und sich auch immer auf dem neuesten Stand halten um so eventuell die Aufmerksamkeit professioneller Recruiter auf sich zu ziehen.

Häufig beauftragen Startups aus Mangel an eigenen HR-Abteilungen externe Firmen mit der Suche nach qualifizierten Fachkräften. Diese benutzen zu großen Teilen Online-Netzwerke um geeignete Kandidaten ausfindig zu machen.

Networking, Networking, Networking

Eine weitere und vielleicht sogar die effektivste Herangehensweise, um einen Job in einem Startup zu finden, besteht darin, so viele Menschen wie möglich zu treffen, die bereits in einem aktiv sind. Dafür bietet es sich natürlich an, in eine Stadt zu ziehen, in der es viele junge und innovative Unternehmen gibt. Innerhalb Deutschlands ist das momentan zweifellos die Hauptstadt. Wohnt man erstmal in Berlin, ist schon ein großer Schritt getan. Hier gibt es fast täglich verschiedenste Networking-Events, welche die Möglichkeit bieten, mit allen möglichen Berufsgruppen aus der Szene in Kontakt zu treten und dabei – sei es bei einem Bier oder einer Runde Tischkicker – eventuell seine neuen Arbeitskollegen oder sogar den künftigen Chef kennenzulernen.

Denn, wie schon erwähnt, ist es in keiner Branche wichtiger, nicht nur auf professioneller sondern auch auf persönlicher Ebene mit seinen Kollegen zu harmonieren. Wer stellt nicht lieber einen guten Freund ein, der fachlich vielleicht nicht die allererste Wahl sein mag, dafür aber für ein angenehmes und entspanntes Betriebsklima sorgt?

Geldverzicht kann sich auszahlen

Wer nun trotz Bewerbungen, ausgefeilten Online-Profilen und reger Networking-Aktivität keinen entsprechenden Job in einem Startup findet, hat zwei weitere Möglichkeiten, doch noch den Einstieg zu schaffen. Beide gehen allerdings zunächst auf Kosten der Gehaltsabrechnung.

Einerseits bieten die meisten Startups großzügig Praktikantenstellen an, die zwar oft nur spärlich oder gar nicht bezahlt werden, aber bei guter Leistung auch genauso oft zu einer Festeinstellung führen können.

Andererseits, und das ist für viele qualifizierte Jobsuchende vielleicht sogar die interessanteste Alternative, schreiben Startups auch immer wieder Stellen als Co-Founder aus. Von diesen wird erwartet, dass sie ihr Know-how und Netzwerk – ebenso wie der oder die Gründer – dem Unternehmen voll und ganz zur Verfügung stellen. Im Gegensatz besteht die Möglichkeit, Unternehmensanteile zu erhalten.

Junge Unternehmen haben häufig nicht die Möglichkeit hohe Gehälter zu zahlen, locken aber gerade hochqualifizierte Mitarbeiter mit Unternehmensanteilen. Bei einer positiven Entwicklung des Startups und einem möglichen Exit kann man dann auf eine entsprechende Entlohnung hoffen.

Abschließend kann man sagen, dass es für fast jeden möglich sein sollte, einen Einstieg in die Branche zu finden – vorausgesetzt, die entsprechende Motivation und Begeisterung für den eigenen Beruf und die Startup-Szene ist vorhanden. Mit genügend Durchhaltevermögen kann man sich dann auch dort festsetzen. Man sollte sich jedoch immer im Klaren darüber sein, dass es speziell in jüngeren Startups keine Jobgarantie gibt. Vor allem in den ersten drei Jahren ist das Risiko zu scheitern sehr groß. Schlussendlich können sich nur etwa zehn Prozent aller Gründungen erfolgreich durchsetzen und am Markt behaupten.

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