Pferderennen sind in Hongkong ein beliebter Sport

Er sei kein Milliardär, bemerkt der 61-jährige Bill Benter gegenüber dem US-Magazin Bloomberg. Dennoch hätte er mehrfach Wetteinnahmen in Millionenhöhe einsammeln können. Nicht aus purem Glück, sondern weil ein Algorithmus die Sieger vorhergesagt hat. An dieser Formel arbeitete der studierte Physiker jahrzehntelang – nur teilweise des Geldes wegen, wie er sagt.

Benters Wettkarriere fing Ende der 1970er-Jahre in Las Vegas an, damals zählte er noch Karten beim Blackjack. Schnell schloss er sich einer professionellen Casino-Gang an, reiste um die Welt und erwirtschaftete 80.000 Dollar im Jahr. Als er Mitte der Achtziger erwischt wird und Hausverbot für sämtliche Spielhallen in Vegas bekommt, widmet er sich den Pferdewetten.

Bill Benter im Jahr 2014

Erfolg und Niederlage solcher Rennen hängen von quantitativen Variablen ab, ist sich der Physiker sicher. Stellt man Faktoren wie die Größe des Pferdes, dessen Siegerquote, die Geschwindigkeit auf der Geraden und die Skills des Jockeys gegenüber, lässt sich die Wahrscheinlichkeit für einen Sieg vorhersagen.

Mehr als zehn Jahre optimierte der Physiker diesen Algorithmus und testete seine Formel im Verein Jockey Club in Hongkong. Pferderennen spielten im damals noch britischen Happy Valley eine große Rolle, nirgends sonst landeten an einem Tag so viel Geld in Wettbüros. Benter nahm mit jeder Renn-Saison mehr Geld ein. Ende der Neunzigerjahre schafften er und sein Team das erste sogenannte Triple Trio, eine Art dreifache Dreierwette. Das heißt, dass die Spieler über drei Runden hinweg zu wissen glauben, welche drei Pferde in welcher Reihenfolge durchs Ziel galoppieren. 50 Millionen Dollar gewann das Team. Weil sie sich aber nicht zu erkennen geben wollten und sie ihre Leistung als unfair empfanden, verzichteten Benter und seine Partner auf den Gewinn.

Der Physiker fütterte seinen Algorithmus in den 80er-Jahren noch mit 20 weiteren Variablen. Im Laufe der Zeit stellte er fest, dass das Wetter die Wahrscheinlichkeit nicht beeinflusse, dafür aber die Anzahl der Pausentage, die das Pferd zwischen den Rennen hat. Zur Jahrtausendwende konnte er die Gewinnchance anhand von über 120 Faktoren errechnen. Sein Rechenmodell veröffentlichte er 1995 in einem Paper, das lange als Bibel für sämtliche Hightech-Spieler galt.

Im November 2001 wagte er sich ein letztes Mal an ein Triple Trio, setzte rund 200.000 Dollar ein und gewann den 16 Millionen schweren Pot. Mehr als 51.000 Kombinationen wären in diesem Rennen möglich gewesen. Wieder meldete Benter sich nicht als Wettsieger, wochenlang spekulierte die Öffentlichkeit über den mysteriösen Neu-Millionär. Die Prämie wurde auf verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen aufgeteilt. Bis er sich vor rund einem halben Jahr dem Magazin Bloomberg zu erkennen gab und seine Geschichte erzählte.

Heute setzt Benter immer noch kleinere Summen auf Pferderennen, gibt Vorlesungen an Unis – und leitet ein Unternehmen, das IT-Lösungen für die Medizinbranche erstellt.

Bilder: Lo Chun Kit / Getty Images, Screenshot/ YouTube