Die 2LiveFashion Berlin-Macher Stefan Pieprzyk (l.) und Cedric Reathi (gut getarnt liegend)

Reihenweise Fotos von Carlo Colucci-Pullovern, dazwischen mal ein Trainingsanzug von Nike für 135 Euro oder eine Jacke von Tommy Hilfiger für 220 Euro. So sieht der Instagram-Kanal von „2LiveFashion Berlin“ aktuell aus. Dahinter verbirgt sich ein cleveres Geschäftsmodell: Die Berliner Stefan Pieprzyk und Cedric Reathi verkaufen ihre seltenen und deshalb hochpreisigen Second-Hand-Stücke ausschließlich über Instagram – per Direktnachricht. Wie das funktioniert und die beiden über 16.500 Followern gewinnen konnten, haben sie OMR erzählt.

„Ich war vor anderthalb Jahren in den USA und eine Freundin hat gesagt, wenn man speziell einkaufen will, sollte ich einfach mal bei Instagram nach Klamotten gucken, die Privatleute verkaufen. Das hat richtig gut geklappt“, erzählt Cedric Reathi gegenüber OMR. „Da ich auch viele Klamotten hatte, und hier und da schon privat Sachen an Freunde verkauft habe, habe ich dann auch eine Insta-Seite aufgemacht. Nach kurzer Zeit wurde Stefan bei seinem alten Job gekündigt, und ich habe Ihn dann dazu geholt. Durch Stefan und seine Erfahrung in etlichen Startups konnten wir das Projekt auf das nächste Level heben.“

So starten Cedric Reathi und Stefan Pieprzyk den Instagram-Kanal 2LiveFashion Berlin. Der hat heute über 16.500 Follower und ist noch der einzige Verkaufskanal der beiden Second-Hand-Händler. Der Name ist offenbar angelehnt an die 2 Live Crew, eine Rap-Gruppe aus Miami, die in den 80ern und 90ern aktiv war.

Verkaufen nur bei Instagram

„Es ist manchmal schon ein Hustle, wenn wir etwas posten und nach zehn Minuten 30 Nachrichten im Postfach haben. Aber besser als anders herum. Und da wir nicht mehr reservieren, bedeutet es: Wer zuerst zahlt, bekommt die Ware“ sagt Stefan Pieprzyk. Denn die Strategie der beiden ist recht simpel und doch aufwendig in der Umsetzung. Sie fotografieren ihre Second-Hand-Ware und stellen die Bilder inklusive Beschreibung und Preis als Instagram-Post oder -Story online. Wem ein Teil gefällt, der muss 2LiveFashion Berlin auf Instagram per Direktnachricht kontaktieren. Reguläre Posts dienen am Ende gleichzeitig dem Verkauf und dem Marketing. Hier zeigen die beiden die spektakulären Produkte. In den Stories gehe es um schnelle Verkäufe der Restware.

 

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„Bei uns wird noch jedes Produkt selbst fotografiert und jedes Paket selbst gepackt“, erklärt Pieprzyk. Nach eigenen Aussagen packen die beiden pro Monat 150 Pakete und generieren nur über die Verkäufe auf dem Instagram-Kanal einen fünfstelligen Umsatz. „Unsere 16.500 Follower haben wir ausschließlich durch Influencer oder unsere eigenen Posts bekommen. Wir haben bisher kein Geld im herkömmlichen Sinne für Marketing ausgegeben“, sagen die 2LiveFashion-Macher gegenüber OMR. „Durch unsere Vergangenheit in der Musik- und Graffiti-Szene sind wir auf einer freundschaftlichen Basis bestens vernetzt. Dadurch und natürlich wegen unserer Produkte nutzen wir perfektes und ehrliches Influencer Marketing. Leute wie zum Beispiel MC Bomber, SXTN, Casper, Asozial Finch und Plusmacher haben uns sehr geholfen.“

Die Berliner Rapper unter den genannten Influencern kommen auch schon mal bei den beiden vorbei und suchen sich Klamotten aus. Als Gegenleistung gibt’s einen Instagram-Post inklusive Erwähnung. Als Casper zuletzt etwas bei den Jungs gekauft hatte, generierte sein Shout-Out-Post über 24.000 Likes bei Instagram. Und er hat sogar für seinen Einkauf bezahlt. Er kaufte eine originale Ralph Lauren Polo-Jacke aus den 90ern für 1.600 Euro bei 2LiveFashion Berlin. Das Jacken-Modell hatte ein Rapper des Wu-Tang Clan in einem Musikvideo getragen.

 

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Fünfstellige Ausgaben auf US-Flohmärkten

Die Mode, die beide auf dem Kanal verkaufen, ist aktuell auch genau in dieser Graffiti- und Rap-Szene angesagt. Bunte Pullis aus den 90ern, farbenfrohe sportliche Jacken und Trainingsanzüge. „Losgegangen ist es mit Styles aus den 90ern, aber wir wollten uns breiter aufstellen und führen jetzt auch die bekannten Designer und haben die Hype-Sachen wie Supreme im Angebot“, sagt Pieprzyk. „Zuerst haben wir nur privat unsere Klamotten verkauft, später haben uns dann auch Follower Sachen geschickt, die wir dann angekauft haben. Heute haben wir Leute im Ausland, die per Whatsapp Bescheid sagen, wenn sie was Gutes haben. Und wir sind selbst in den USA unterwegs, um da einzukaufen.“ Zuletzt waren Reathi und Pieprzyk zusammen in Los Angeles auf Produktsuche.

 

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„In LA haben wir in sechs Tagen ca. 10.000 Euro ausgegeben“, sagt Cedric Reathi. Auf einem Flohmarkt hätten die beiden so richtig zugeschlagen. „Die Auswahl, die wir an T-Shirts aus den USA mitgebracht haben, ist einfach unmenschlich. Das haben nur ganz wenige sonst in Deutschland“, fügt Pieprzyk hinzu. Wegen dieser Exklusivität könnten die beiden auch gute Preise aufrufen: „Da wir wissen, was die Sachen für einen Wert hatten bzw. haben, wollen wir lieber höherpreisig sein, als die Klamotten zu verramschen. Wenn du nicht bereit bist, das Geld zu zahlen, ist es halt nicht dein Pullover“, sagt Pieprzyk mit einem Zwinkern. Die Preise würden sich am Ende daraus ergeben, wie viel sie selbst bezahlt und wie viel Arbeit sie zusätzlich reingesteckt hätten. Dabei sind die Follower auf jeden Fall bereit, zu zahlen: „Der durchschnittliche Basket liegt bei 73 Euro“, sagt Pieprzyk.

Ein Loft und eine Website als nächste Schritte

Die Jungs wollen es am Ende doch nicht mehr nur über Instagram probieren. Aus 2LiveFashion Berlin soll ein größeres Business werden. „Wir bauen mit Nike zusammen gerade an unserem Loft in Berlin. Das wird Galerie-mäßig und ein Shopping-Erlebnis ohne feste Öffnungszeiten“, erzählen die beiden Gründer. Kunden sollen hier einfach vorbei schauen und die aktuelle Ware begutachten können.

 

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„Durch die neue und größere Location können wir jetzt gut wachsen und haben bereits einen Praktikanten eingestellt. Auch weil wir sonst die Bestellungen nicht mehr selbst bewältigen können. Und unser Team wird weiter wachsen. Stand jetzt sind es ausschließlich Freunde von uns, denen wir so eine geile Möglichkeit geben“, sagt Pieprzyk. Ein größeres Team dürften die beiden vor allem brauchen, wenn ein echter Online Shop live geht. Der soll kurz nach der Eröffnung des Lofts Anfang Dezember stehen.

Die Instagram-Verkäufer-Wurzeln wollen Reathi und Pieprzyk trotzdem nicht aus den Augen verlieren, erzählen sie: „Auch wenn der Online-Shop live geht, werden wir weiter über Instagram verkaufen. So haben wir angefangen und die Kommunikation mit den Kunden macht einfach Bock. Es ist auch einfach geil, die Reaktionen der Leute auf die Artikel live mitzubekommen. Im Shop wird es einfach weniger persönlich.“

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Online Marketing Rockstars.

Bild: Dominik Wilzok