Es gehört schon viel Unverschämtheit dazu, seinen Abgang so zu kommentieren wie Cambridge Analytica. In den vergangenen Monaten sei man „einer Reihe von ungerechtfertigten Anschuldigungen ausgesetzt gewesen“, schreibt das britische Daten-Startup in einem Statement zu seiner Insolvenz. „Durch die Welle der Medienberichterstattung haben uns praktisch alle unsere Kunden und Zulieferer den Rücken gekehrt.“ Infolgedessen sei das Geschäft nicht mehr rentabel.

Kein Grund für Mitleid, denn hier jammert ein Unternehmen über schlechte Presse, das vorher alles dafür getan hat, sie sich zu verdienen. Donald Trump und der Brexit-Kampagne diente sich Cambridge Analytica als großer datengetriebener Wahlmanipulator an. Mithilfe des Wissenschaftlers Aleksandr Kogan beschaffte sich das Startup dazu unerlaubt die Informationen von bis zu 87 Millionen Facebook-Nutzern.

Dass die beworbenen Methoden funktionieren, konnte es hingegen nie beweisen. Wie die Firma wohl wirklich in die Politik einzugreifen versuchte, plauderte der Ex-CEO stattdessen vor der versteckten Kamera des Senders Channel 4 aus: mit Schmiergeldern und fingierten Sex-Geschichten.

Und jetzt sollen die Medien schuld sein an der Pleite? Es stimmt, dass in der Berichterstattung über den sogenannten Facebook-Datenskandal einiges durcheinander ging. Datenschutz-Ängste, mangelndes technisches Verständnis oder der ebenso oft gehörte wie immer noch falsche Satz, Facebook „verkaufe“ Nutzerdaten – es wurde viel zusammengeworfen, das nicht zusammengehört. (Dennis Horn von der ARD hat es dankenswerter Weise wieder auseinander sortiert.)

Aber an der Verwirrung ist Cambridge Analytica nicht gescheitert. Sondern an seiner aufgeblasenen PR und den dubiosen Methoden, die ihm schließlich auf die Füße fielen. Hier jammert ein Blender, der entlarvt wurde. Politik, Medien und anderen Unternehmen sollte das als mahnendes Beispiel dienen: Engagiert solche Firmen nicht, glaubt ihren Versprechen nicht – und werdet nicht wie sie.

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