Charles Bahr

Charles Bahr ist weder der typische Jugendliche noch der typische Unternehmer. Als er 14 Jahre alt war, gründete er sein erstes Unternehmen: die Social-Media-Agentur Tubeconnect. Mit ihr bietet er Marketing-Kampagnen für seine Generation, die Generation Z, an. Seitdem spricht er vor Menschen, die oft doppelt so alt sind wie er, darüber, wie Jugendliche seines Alters ticken. Auf dem Future Day der Maschmeyer-Gruppe ging es in seinem Vortrag unter anderem darum, wie sich die Generation Z in den sozialen Netzwerken verhält – und wie man sie dort erreichen kann.

Wer gehört zur Generation Z?

Laut Charles Bahr sind das alle im Alter von zehn bis 23 Jahren. „Es gibt eine Menge Vorurteile gegenüber meiner Generation“, sagt er. Die Jugendlichen würden den ganzen Tag nur am Smartphone rumhängen, seien unkreativ und uninteressiert. Das sieht er nicht so: „Die Generation Z ist nicht nur die, die sich Inhalte in den sozialen Netzwerken ansieht, sondern die, die da selbst ein Teil von sein möchte“, sagt er. Die Jugendlichen schufen eigene Inhalte für andere in ihrem Alter, und das auf eine durchaus kreative Weise. Sie konsumierten nicht nur, sie interagierten. Viele von ihnen verhielten sich dabei sehr selbstständig und unternehmerisch, findet Bahr.

Welche sozialen Netzwerke nutzen Kinder?

Kinder im Alter von acht bis 12 interessieren sich laut Bahr für Trends. Sie verwendeten dabei vor allem Whatsapp, es sei das am meisten genutzte Medium der Kinder. Hier kommunizierten sie nicht nur zwischen Freunden, sondern auch öffentlich in Gruppen. „Was früher ein Freundebuch war, das man in der Klasse herumgegeben hat, das teilt man heute auf Whatsapp“, so Bahr. Außerdem würden lustige Bilder und Umfragen herumgeschickt, die zur Interaktion anregen. Zum Beispiel die Frage: Wer hasst Montag auch so?

Wichtig sei für diese Altersgruppe neben YouTube auch die App Tik Tok, mit der man kurze Videoclips tauschen kann. Kinder schickten sich hier beispielsweise eigene Dancemoves zu ihrem Lieblingssong zu.

Welche Apps nutzen Jugendliche?

Bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren seien die Netzwerke spannend, die mit Interaktion und Kreation von eigenem Content zu tun haben. Auf Social Media nutzten sie YouTube, aber auch das Live-Streaming-Portal Twitch, mit dem sie Videospiele übertragen können, sowie Snapchat und Instagram. „Viele fragen sich, ob Snapchat jetzt tot ist oder von Instagram ersetzt wurde“, sagt Bahr. Er sehe das nicht so. Allerdings unterscheide sich die Art der Inhalte auf den Plattformen. „Wenn wir über Instagram sprechen, geht es um alles, was total perfekt aussieht, was dahingestellt und fiktiv ist“, erklärt er.

Heureka Conference – The Startup and Technology Conference
Triff Charles Bahr auf der HEUREKA – The Startup & Tech Conference am 12. Juni 2019 in Berlin. Dein Ticket bekommst du hier.

Snapchat sei dagegen eher ein Medium, mit dem von Person zu Person kommuniziert werde – es sei demnach authentischer und ehrlicher. Bei seinen Altersgenossen kämen beispielsweise die Snapchat-Streaks gut an. Sobald sie anderen täglich ohne Unterbrechung einen Snap schicken, baut sich ein Streak auf. Man sieht den dann in einer Flamme, die höher wird. Allerdings verschwindet sie auch wieder, sobald die Kommunikation mal einen Tag unterbrochen ist: ein Anreiz für die Jugendlichen, das nicht geschehen zu lassen. Laut Bahr geht das so weit, dass sich manche, wenn sie in den Urlaub fahren, wo es kein Internet gibt, einen „Snapsitter“ suchen. Also einen Freund, der sich darum kümmert, dass die Flamme jeden Tag betreut wird. 

Ältere Jugendliche nutzten dieselben Plattformen, sie würden aber noch mehr Wert darauf legen, Inhalte nicht nur zu konsumieren, sondern auch selbst zu gestalten. 

Welche Plattformen sind out?

Laut Bahr ist das ganz klar Facebook. Klar, es gebe Studien, die besagten, dass 40 Prozent der Jugendlichen Facebook nutzten, sagt er. Seiner Meinung nach ist das aber nicht so, weil sie da relevanten Inhalt konsumieren, sondern eher, weil sie nachschauen wollen, wann jemand Geburtstag hat – oder eben, um mit Älteren zu kommunizieren: „Jedes Media Budget für die Generation Z ist im TV besser aufgehoben als bei Facebook.“

Lest auch

Auch dürfe man nicht zu ernst nehmen, was Jugendliche hier liken. „Ein Like ist nicht mehr das, wonach es aussieht“, sagt Bahr. Jugendliche würden beim Runterscrollen alles Mögliche liken, auch wenn sie den Inhalt noch nicht mal richtig gesehen hätten: „Es ist wie ein Reflex, dass man alles liked.“ 

Wer diese Zielgruppe in den sozialen Netzwerken erreichen will, sollte nach Ansicht von Bahr also nicht unbedingt nur auf Likes achten: „Echte, menschliche Kommentare oder Shares sind viel mehr wert als reine Likes.“ 

Dieser Artikel erschien zuerst am 16. März 2019; Bild:tubeconnect media