Marvin Kruse kommt nicht nochmal in die „Höhle der Löwen“ – das hat er versprochen.
Marvin Kruse kommt nicht nochmal in die „Höhle der Löwen“ – das hat er versprochen.

„Seriengründer“ ist auf Linkedin eine beliebte Berufsbezeichnung für übermotivierte Mittdreißiger, die schon mehr als eine GmbH gegründet haben. Die TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) hat einen neuen Begriff für solche Personen gefunden: „Multigründer“. Als solcher wird in Folge fünf der aktuellen Staffel Marvin Kruse vorgestellt.

Der Bremer versucht es schon zum dritten Mal bei DHDL. 2015 stellte er erfolglos einen Snack für Katzen vor (Ex-Juror Vural Öger: „Das ganze Konzept ist einfach lächerlich“), 2016 eine extradicke Bratwurst für Menschen. Für die kassierte er wieder fünf Absagen. Trotzdem ließ Kruse die Idee nicht fallen: Nach seinem missglückten Pitch eröffnete er in seiner Heimatstadt einen Imbiss, in dem er die Bratwurst verkauft. „Brad Brat – der Wurstimbiss“ soll künftig ein Franchise-Konzept werden, für das er nun wieder in der Show um ein Investment pitcht.

„Wie hat Howard Carpendale gesagt: ,Hello again‘“, ruft Dümmel und bricht in Gelächter aus, als Kruse hereinkommt. Auch die anderen Investoren belächeln den Gründer – vor allem, als er zu reden beginnt. „Heute geht es um die Weltherrschaft“, sagt er. „Es gibt keine Bratwurstkette, die so geile Sachen macht.“ Er meint damit die in seinem Imbiss erhältlichen Würstchen-Burger.

Der Clown in der Höhle der Löwen 

Die Löwen dürfen probieren. „Das ist keine Bratwurst“, findet Wöhrl. Als Nürnbergerin kenne sie sich mit Würstchen aus. Das hier sei „eher eine Art Leberkäs“. Allen anderen schmeckt’s, Kofler sogar „saugut“. Minuten später sinkt seine Laune, Kruse weiß nämlich auf die Frage nach dem bisherigen Umsatz keine Antwort. Schließlich nennt er eine Summe, die sich bei nochmaligem Nachfragen als sein Erspartes entpuppt. Ihm „reicht es“, wettert Kofler, Kruse sei „auf dem Weg, der Clown in der Höhle der Löwen zu werden“. Glagau indes glaubt, Deutschland sei nicht bereit für eine Bratwurst abseits der Currywurst. „Vergleichen sie mich nicht mit irgendeinem Würstchen!”, wehrt sich der entrüstete Kruse. Schließlich bekommt er von allen fünf Investoren Absagen – schon wieder.

Verzweifelt klammert sich der Mehrfachgründer an eine Idee, die ihm spontan einfällt. Man könne doch gemeinsam einen „Höhle-der-Löwen-Brad-Brat-Store“ eröffnen: Die Löwen geben die Kohle, er selbst bringt „das Ding nach vorne.“ Doch es nützt alles nichts, die Investoren haben kein Interesse. „Das war‘s“, resümiert Kruse nach seinem Auftritt. Er werde nicht mehr wiederkommen. Sein Ding werde fliegen – auch ohne Löwengeld.

Zwei Luxusproblem-Löser aus Luxemburg

Für Kopfschütteln sorgen an diesem DHDL-Abend auch Adel Adrovic und Jill Audrit. Mit ihrem Produkt „Protect Pads“ hätten sie ein Problem gelöst, sagen die zwei Luxemburger – das klingt ja erst mal nicht schlecht. Doch dann erläutert Audrit die gelöste Problematik: Beim Staubsaugen sei sie ständig gegen Möbel und Wände gestoßen. Das habe Macken verursacht und sie sehr geärgert, sagt sie. Mehr First-World-Problem geht wohl kaum.

Protect Pads soll das Luxusproblem aus der Welt schaffen. Es handelt sich dabei um Polster, die am Staubsauger montiert werden und so Stöße an Wänden und Möbeln abfedern sollen. Eigentlich ist es nur ein Streifen selbstklebender Schaumstoff. Sieht Kofler auch so: „Einen Innovationspreis würde ich dafür nicht geben.“

Aber hey, das Teil ist ein Problemlöser. Und wird in China produziert. Für diese Kombi gibt es bei DHDL immer einen Abnehmer – Ralf Dümmel. Er steigt ein, die Gründer freuen sich. Kaum sind die beiden raus, brüllt Georg Kofler vor Lachen: „Ich kann mir kaum ein Produkt vorstellen, das mich weniger interessiert als das hier“, sagt er – wünscht Dümmel aber viel Glück.

Die chauvinistischen Goldgräber 

Als nächstes kommen endlich die beiden Gründer, die im Vorspann der dieswöchigen Folge mit dem Satz „Unsere Zaubermaschine macht aus Scheiße Gold“ angeteasert wurden. Was kann das nur sein? 

Es ist eine Entleerungsmaschine für Campingklos. Erfunden haben sie die Freunde Simon Freutel und Ralf Winkelmann. Sie haben ihre ganzen Ersparnisse in ihre Idee investiert, jetzt ist das Geld alle und ein Löwen-Investment soll her. Um die Notwendigkeit ihres Produkts zu demonstrieren, lassen sie Ralf Dümmel erst einmal ein Wohnwagen-WC auf klassische Weise leeren. Dazu muss der Tank, in dem die Ausscheidungen landen, in einen Abfluss gekippt und mit einem Schlauch gereinigt werden. Williams ist schon vom Zuschauen sichtlich angewidert, Dümmel hält das Prozedere tapfer durch.

Thelen während des Camping-Butler-Pitches: not amused.
Thelen während des Camping-Butler-Pitches: not amused

Nach dieser eindrucksvollen Präsentation des existierenden Problems „Campingklo leeren“ stellen die Männer ihre Lösung vor: Eine Kabine namens „Camping Butler“, die den Campingklo-Container automatisch leert und säubert, ohne dass Menschenhände mit den Fäkalien in Berührung kommen. „Helfen Sie den Campern bei ihrem Geschäft und machen Sie mit uns das große Geschäft“, sagt Winkelmann. Gäbe es einen Preis für den peinlichsten Pitch-Spruch, er hätte ihn bekommen.  

Maschmeyer nimmt ihm und Freutel dann den Wind aus den Segeln, indem er sie nach Umsatzzahlen und -zielen fragt. Darauf wissen sie keine konkrete Antwort. Schlimmer noch, sie geben zu, den Markt „noch nicht genau“ zu kennen. Für Frank Thelen gibt es allerdings noch ein größeres Problem: das Außendesign der Toilettenreinigungsbox. An einer der Wände klebt ein lebensgroßer Sticker einer Frau, die ein hautenges Kleid und High Heels anhat und mit strahlendem Lächeln ein Campingklo auf der Schulter trägt. „Das ist Achtziger“, sagt Thelen. „Wir sind glaube ich darüber hinweg, dass blonde Frauen in engen schwarzen Kleidern Klos entleeren.“ Williams legt nach: „Jungs, wir leben in 2019, wir Frauen sind nicht nur für Bad und Küche verantwortlich.“ Klare Worte für die Düsseldorfer, die dann auch ohne Investment von dannen ziehen.

Die Pitches der Folge im Überblick

  • Marvin Kruse pitcht seinen Bratwurst-Imbiss Brad Brat. Um daraus ein Franchise-System zu machen, hätte er gern 200.000 Euro gegen zehn Prozent der Anteile. Auch sein dritter Besuch bei DHDL ist erfolglos: Keiner der Löwen kann sich für die Wurstbude begeistern. 
  • Adel Adrovic und Jill Audrit hätten für ihr Produkt Protect Pads gern 85.000 Euro gegen 15 Prozent der Anteile. Die Luxemburger haben Schaumstoffpolster für Staubsauger entwickelt. Dümmel ist dabei: Er investiert die gewünschte Summe, bekommt dafür aber 30 Prozent der Firma. 
  • Das Stuttgarter Startup Aer hat ein Gadget für Fotografen entwickelt, die Luftaufnahmen machen wollen, aber keine Drohne besitzen. Für ihr Wurfgeschoss mit Kamerafach möchten sie 150.000 Euro, dafür würden sie zehn Prozent der Anteile abgeben. Nils Glagau handelt die drei Gründer ein wenig herunter: Er will die gewünschte Summe investieren, aber gegen 15 Prozent der Anteile. Deal. 
  • Mit Camping Butler wollen Simon Freutel und Ralf Winkelmann das Entleeren von Campingklos vereinfachen. Die Investoren mögen die Idee, kritisieren aber unter anderem die mangelnden BWL-Kenntnisse der Gründer. Niemand investiert.
  • Sarita Bradley hat mit Gobunion Socken erfunden, die dank eines Zehentrenners aus Gel der Fußfehlstellung Hallux vorbeugen sollen. Sie wirbt um 150.000 Euro gegen 15 Prozent der Anteile. Die Idee kommt gut an, gleich zwei Löwen wollen einsteigen. Kofler bietet die gewünschte Summe gegen 49 Prozent der Anteile, Dümmel dasselbe. Die Gründerin entscheidet sich für ihren „absoluten Favoriten“ – Ralf Dümmel. 

Bilder: TVNOW / Frank W. Hempel / Bernd-Michael Maurer