Frank Thelen sagt, was er denkt. Auch wenn es die Zuschauer nervt und den Gründern wehtut.

Insgesamt zeigten diese Woche fünf Teams ihre Produkte in der „Höhle der Löwen“. So liefen die Pitches.

Spannende Verhandlungen bei Wingbrush

Louis Bahlmann, Burak Dönmezer und Marc Schmitz kennen sich schon aus der Schule und haben das Zahnpflege-Startup Wingbrush gegründet. Neben Zahnseide mit Geschmack verkaufen die Gründer eine neuartige Interdentalbürste zur Zahnzwischenraumreinigung. Bei „Die Höhle der Löwen“ hoffen sie auf ein Investment.

  • Bestes Zitat: „Gründen heißt Freiheit“, sagt Dönmezer, bevor es in die Löwenhöhle geht. „Es gibt nichts Geileres als das!“
  • Witziger Moment: Das Startup hat den Löwen mehrere Produkte zum Test mitgebracht. Die bringt ein als übergroße Interdentalbürste verkleidetes Maskottchen, das sich an der Eingangstür den Kopf stößt und die Produkte fallen lässt. Die Löwen klatschen trotzdem Beifall.
  • Ungewohnter Anblick: Den Löwen bei der Zahnpflege zuzuschauen ist fast schon zu intim und sieht etwa bei Dagmar Wöhrl, die sich vergebens bemüht, das Produkt zu testen („Geht nicht!“, „Überzeugt mich nicht!“), wenig schmeichelhaft aus.
  • Freundschaftliche Szene: Carsten Maschmeyer und Georg Kofler fallen sich gegenseitig ins Wort und fragen parallel nach dem Umsatz. Danach geben sich die Löwen die Hände. „Umsatz ist der schönste Satz“, meint Maschmeyer. Poetisch.
  • Meister der Worte: „Ich möchte ihnen einen Zahn ziehen“, sagt Maschmeyer, der von der Marketing-Aktion der Gründer nicht überzeugt ist, beim Arztbesuch für das Produkt zu werben. „Das ist nicht der Point of Sale, das ist der Point of Fear.“
  • Spannende Verhandlung: Ralf Dümmel macht ein Angebot: 400.000 Euro für 25 Prozent der Anteile, gewünscht waren 15 Prozent. Er ist sichtlich angespannt, ob die Gründer auf das Gegenangebot eingehen. So wollen wir das sehen! Am Ende einigen sich beide Parteien in der Mitte, auf 20 Prozent.

Kein Geld aber kostenlose Werbung für die Gafferwand

Dieter Mohn wollte wegen schlechter Erfahrung nach einem Unfall etwas gegen das Problem der Gaffer tun und hat dafür die sogenannte Gafferwand entwickelt. Das Produkt ist ein aufblasbarer meterlanger Sichtschutz, der etwa von der Feuerwehr in Minuten aufgebaut werden kann, wie der 62-Jährige erklärt.

  • Mitfühl-Moment: Der Gründer ist beim Pitch sichtlich aufgeregt und atmet angestrengt ins Mikrofon. Das müssen Zuschauer und Löwen aushalten. Als der Gründer sein Produkt im Freien demonstrieren darf, taut er sichtlich auf. Puh!
  • Daniel Düsentrieb aus dem Osten: Der Mecklenburger war schon immer selbständig und hatte viele Produktideen, das imponiert den Löwen und hätte nicht erst auf Nachfrage erzählt werden sollen. „Ich bin beeindruckt von ihrem Erfindergeist“, lobt Medienmanager Georg Kofler.
  • Das Geld-Problem: Bisher hat Mohn nur 30 Gafferwände verkauft, da die Finanzierung von öffentlichen Geldern abhängt. Das ist kein spannender Löwen-Deal, die Absagen sind vorprogrammiert. Als der Gründer dann noch von riskanten Expansionsplänen in die USA erzählt, ist es endgültig vorbei.
  • Kuriose letzte Worte: Maschmeyer sagt als letzter Juror ab, weist den Gründer aber auf die Werbewirksamtkeit der Vox-Show hin. Das ist ungewohnt, denn normalerweise lehnen die Löwen Gründer ab, die die Show nur für solche Zwecke nutzen wollen.

Thelen-Durchlauf bei der Näh-App Pattarina

Markus Uhlig und Nora Baum von Pattarina wollen „Nähen ins 21. Jahrhundert bringen“. Das heißt konkret: Schnittmuster, die normalerweise auf Papier gedruckt und dann auf Stoffe nachgezeichnet werden müssen, projiziert das Startup mittels Augmented-Reality-Technologie auf den Handybildschirm. Dort erscheint dann der reale Stoff und digital ergänzt das Schnittmuster. Das soll Zeit und Papier sparen.

  • Zufall? Sobald es sich um eine App handelt, sitzt verhältnismäßig häufig auch Frank Thelen auf dem Löwensessel. Da scheinen die Showmacher nachzuhelfen.
  • Überzeugender Pitch: Die App überzeugt die Löwen, alle springen auf, um sie zu testen. Dagmar Wöhrl und Thelen sind am schnellsten und sprinten zu den Gründern. Anschließend philosophiert Thelen über ein neues Geschäftsmodell. „Das andere [Geschäftsmodell] interessiert mich einen Scheiß!“ Da stehen die Zeichen doch auf Deal, oder?
  • Maschmeyer vs. Thelen: Carsten Maschmeyer unterbricht den Monolog  seines Mitjurors und gibt ein Angebot ab, um die Gründer von Thelen wegzulocken. Der legt direkt ein Angebot nach – das die Gründer nach langer Beratung (Kofler: „Wir haben selten so lange gewartet.“) dann doch wenig überraschend annehmen. Für 100.000 Euro gehen 22 Prozent (ursprünglich sollten es nur 12,5 Prozent sein) an Frank Thelen.
  • Geplatzter Deal: Nach der Show kam der Deal allerdings nicht zustande, wie Gründerszene auf Nachfrage erfuhr. „Nora und Markus haben einen sehr starken Eindruck auf uns gemacht“, sagt Thelen. „Ihre App löst wirklich ein bestehendes Problem.“ Der Deal sei am Ende nicht zustandegekommen, weil das Thelen-Team den Markt als zu klein einschätzte.

Rock the Billy will den Zumba-Erfolg klonen

Der gebürtige Österreicher René Taumberger betreibt seit Jahren eine eigene Tanzschule. Gemeinsam mit David Pirker hat er vor einem Jahr zudem die Marke Rock the Billy gegründet, ein Tanz-Workout, das per Lizenz und Abomodell an Trainer verkauft wird. Vorbild ist das amerikanische Zumba.

  • Praktischer Pitch: Die Gründer präsentieren das schweißtreibende Workout gemeinsam mit Tänzern live vor den Löwen. Das kommt gut an – hätte aber auch schiefgehen können. Anschließend holen die Macher zwei Löwen auf die Bühne und proben einfache Tanzschritte. Das aktive Einbinden der Löwen hat schon in früheren Episoden zu einem Investment führen können. Smart.
  • Witziger Moment: Beim Tanzen macht Nils Glagau eine gute Figur. Ralf Dümmel hingegen scheint seine Beine bisher nur selten derartig benutzt zu haben.
  • Kein witziger Moment: Nach dem lockeren Tanz kommen die schweren Fragen, besonders Frank Thelen wirft dem Startup Irrglauben an einen finanziellen Erfolg vor. „Ich bin mir zu 99 Prozent sicher, dass das absoluter Schwachsinn ist!“
  • Zusage, Absage, Zusage, Absage: Wer es noch nicht bemerkt hat: Nach einem geglückten Deal bekommt das daraufolgende Startup in der Sendung häufig eine Absage, so wollen es wohl die Vox-Cutter. Somit war auch bei Rock the Billy schon vorher zu erahnen: kein Deal.

Noveltea: Tee mit Schuss und Wöhrl-Deal

Vincent Efferoth und Lukas Passia haben aus dem Studium in England die Vorliebe für Tee mit Alkohol mitgebracht. Mit ihrer Firma Noveltea verkaufen sie diesen jetzt unter anderem im Einzelhandel. 2018 pitchten sie damit vor den Juroren vom britischen DHDL-Vorbild „Dragon’s Den“ („Drachenhöhle“), bekamen aber keinen Deal.

  • Klare Ansage: Nach dem Misserfolg bei „Dragon’s Den“ wollen die Gründer dieses mal auf jeden Fall einen Investor: „Wir gehen hier nicht ohne Handschlag raus.“ Mutig!
  • Der Zungenlockerer: Gute Idee der Gründer, zur Verhandlung vorab die elfprozentige Spirituose an die Löwen zu verteilen. Das könnte doch bei den Gesprächen helfen? Einige Juroren verziehen den Mund, andere nippen genüsslich am Glas.
  • Die Sache mit der Bewertung: Wie in jeder Sendung wird auch dieses mal wieder ausgiebig über das Thema Bewertung debattiert. Das Startup generiert sechsstellige Umsätze, will aber bereits vier Millionen Euro wert sein. Thelen ist daher nach einigem Gezeter raus. Dümmel schließt sich an. Maschmeyer auch: „Die Bewertung ist abstrus.“
  • „Happy“ End: Die Bewertung schreckt auch Dagmar Wöhrl ab, sie drückt mit ihrem Angebot den Wert des Unternehmens stark und will für die gewünschten 450.000 Euro 15 Prozent (anstelle von zehn) und zusätzlich einen Euro pro verkaufter Flasche, gedeckelt bei insgesamt 450.000 Euro. (Williams: „Habe ich das jetzt richtig verstanden, sie kriegt die 450.000 Euro zurück?“ Ja.) Deal! Blöd für die Gründer, gut für Wöhrl.
Bild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer