Die 23-jährige Diana zur Löwen ist Influencerin und Gründerin.
Die 23-jährige Diana zur Löwen ist Influencerin und Gründerin.

 

Auf Youtube hat Diana zur Löwen rund 628.000 Abonnenten, auf Instagram 636.000. In der Startup-Szene ist sie weniger bekannt – noch. Seit März ist die 23-Jährige nicht mehr nur Influencerin, sondern auch Gründerin der Beratungsagentur Codesign Factory mit Sitz in München. 

Eine steile Gründerinnenkarriere ist das noch nicht. Trotzdem saß zur Löwen kürzlich neben Freenet-Aufsichtsrätin Fränzi Kühne und Unternehmerinnen wie Franziska von Hardenberg und Yacine Coco in der Jury des Gründerwettbewerbs Startup Teens und bewertete Geschäftsideen von Jugendlichen. Was sie dazu qualifiziert? „Ich habe als Influencerin eine weibliche Zielgruppe – und bei dem Wettbewerb könnten definitiv mehr Mädchen mitmachen“, sagt zur Löwen.

Nicht nur für den Platz in der Jury sei ihre Influencer-Tätigkeit ein Türöffner gewesen, erzählt die Kölnerin im Interview. Mit uns hat sie über den Spagat zwischen Badezimmer-Touren auf Youtube und Beratungsprojekten mit Konzernen gesprochen. Und darüber, wie sie ihre modeinteressierten Abonnentinnen von Politik begeistern will. 

Diana, bis vor Kurzem kannte man dich nur als Youtuberin, jetzt bist du auch in der Startup-Szene unterwegs. Wie kam es dazu?

Ich studiere an der Uni zu Köln BWL. Dort bin ich dem Entrepreneurs Club beigetreten, wo ich Thomas Bachem (Gründer der Code University, Anm. d. Red.) kennengelernt habe. Dann ging alles Step by Step. Ich habe einen Gründer nach dem anderen kennengelernt.

Anfang des Jahres hast du dann das Beratungs-Startup Codesign Factory gegründet. Wen habt ihr bisher beraten?

Zum Beispiel haben wir die Welt beraten, wie sie eine jüngere Zielgruppe erreichen kann und einen Baumarkt, wie er eine Community aufbauen kann.

Was macht ihr dabei anders als andere Agenturen?

Wir achten darauf, dass die Ideen wirklich umgesetzt werden. Ich arbeite ja im Rahmen meiner Influencer-Tätigkeit viel mit Konzernen zusammen, daher weiß ich, dass gute Ideen oft zwischen den ganzen Instanzen verloren gehen. Außerdem kennen wir Experten für jedes Thema. Professoren, Kameramänner, Cutter, Programmierer, Influencer. Und wir holen immer jemanden ins Team, der aus der Zielgruppe des Kunden kommt – auch 18-, 19-Jährige.

Du hast das Startup gemeinsam mit Hauke Schwiezer und Viktoria Delius-Trillsch gegründet. Wieso bist du CEO?

Ich kann durch mein Netzwerk viele Kunden akquirieren. Meine Hauptaufgabe ist aber die Arbeit beim Kunden.

 

Im Video spricht zur Löwen auch über das Gerichtsurteil, das Influencer verpflichtet, alles als Werbung zu kennzeichnen. 

Kannst du dabei von deiner Youtube-Tätigkeit profitieren?

Ich kann durch Youtube zeigen, dass ich Social-Media-Expertin bin und dass ich genau weiß, wie Influencer-Marketing funktioniert. Es gibt Kunden, die denken, wenn man einen Influencer bucht, zeigt der einfach einen von der Firma gedrehten Werbespot. Aber so geht es nicht. Es kommt ja doch auf Authentizität an. 

Gib doch mal einen kleinen Einblick: Wie läuft das bei dir, wenn du Kampagnen für Kunden machst?

Es ist mir sehr wichtig, dass die Kunden wissen, dass ich nicht nur eine Reichweite bin, sondern eine Person. Wenn ich eine Anfrage bekomme, gucke ich erstmal, ob das Produkt zu mir und meiner Zielgruppe passt. Wenn ja, schreibe ich anhand des Briefings des Kunden ein grobes Umsetzungskonzept und schicke es ihm. Den Preis verhandelt dann mein Management.

In deinen Youtube-Videos forderst du deine Abonnenten zwischen Schmink- und Modetipps auf, sich mehr über die Politik zu informieren oder mal die Tagesschau anzuschauen. Hast du das Gefühl, das kommt bei ihnen zu kurz?

Ja, schon. Das Problem ist, dass junge Leute komplett selbst dafür verantwortlich sind, welche Medien sie konsumieren. Wenn man zuhause bei den Eltern wohnt, hat man Radio, Fernseher und eine abonnierte Tageszeitung. Zieht man aus, fällt das alles weg und stattdessen hat man nur eine Instagram-Timeline voll von Modebloggern. So kann es wirklich passieren, dass man in einer Blase lebt und gar nicht mitbekommt, um was sich die Welt dreht.

Was ist die Lösung dafür – Instagram abschaffen?

Die 23-jährige Diana zur Löwen ist Influencerin und Gründerin.
Die 23-jährige Diana zur Löwen ist Influencerin und Gründerin.

Was ist die Lösung dafür – Instagram abschaffen?

Nein, im Gegenteil. Ich fände es cool, wenn Politiker auf Social Media mehr Einblicke in ihre tatsächliche Arbeit geben würden. Ich könnte mir vorstellen, dass Influencer und Politiker zusammenarbeiten und dabei die Zuschauer mehr einbeziehen. Zu den Bundestagswahlen interviewen ja auch immer Youtuber Politiker. Warum macht man das nicht auch mit den Politikern, die jetzt in der Regierung sind?

Wahrscheinlich, weil Youtuber keine Journalisten sind.

So etwas ersetzt natürlich klassische Medien nicht, weil die Leser nur dort eine Einordnung der Geschehnisse bekommen. Aber es kann eine Ergänzung sein.

Du hast mal Dorothee Bär interviewt und das als Podcast veröffentlicht. Wie kam es dazu?

Ich habe ihr einfach bei Instagram geschrieben und sie gefragt, ob sie Lust dazu hätte. Am Ende haben den Podcast 50.000 Leute aus meiner Zielgruppe angehört. Das zeigt, dass man die jungen Leute schon mit Politik erreichen kann.

Du bist jetzt so bekannt, dass sich eine Politikern mit dir zum Plaudern trifft. Hast du damit gerechnet, als du mit Youtube angefangen hast?

Nicht so richtig. Mein Hauptziel war damals, zur Fashion Week eingeladen zu werden. Jetzt, sechs Jahre später, möchte ich da gar nicht mehr hingehen. Für mich ist es wichtiger, guten Content zu erstellen, als in der ersten Reihe einer Modenschau zu sitzen. Warum soll ich Fashion-Teile mit meinen Followern teilen, die sich die meisten nicht leisten können?

Ist die Influencer-Branche eigentlich so oberflächlich, wie sie in den Medien dargestellt wird?

Klar, diese ganze Influencerwelt ist sehr konsumgetrieben. Es geht um Verkäufe. Es ist dahingehend sehr oberflächlich, dass man nicht immer einschätzen kann, ob die Leute einen wirklich mögen oder ob sie nur nett sind, weil man Reichweite hat. Jeder versucht, sich im besten Licht darzustellen. Auf Dauer kann einen das sehr belasten und stressen. Ich glaube, da muss man seine Balance finden.

Wie machst du das?

Da gehört definitiv dazu, dass ich neben der Influencer-Welt auch noch eine andere Welt habe und vor allem Freunde, die etwas ganz anderes machen. Und wenn ich neue Leute kennenlerne, ist meine Youtube-Tätigkeit nicht unbedingt das erste, wovon ich erzähle.

Bild: Hypr Agency