Facebook-COO Sheryl Sandberg auf der Konferenz Digital Life Design (DLD) in München

Facebook-Vorständin Sheryl Sandberg startet eine Charme-Offensive in Deutschland. Die Nummer zwei im Konzern verkündete am Sonntag in München, Facebook wolle das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. Sie gab zu, dass der Konzern in den vergangenen Jahren massive Fehler gemacht habe.

Insbesondere habe man Manipulationsversuche im Umfeld von Wahlen falsch eingeschätzt, auch habe man die Daten der Nutzer nicht ausreichend geschützt.

Deswegen investiere man nun Milliarden in den Ausbau der Sicherheitsmaßnahmen auf der Plattform. Dazu gehört auch eine neue Partnerschaft mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und die Stiftung eines Lehrstuhls für Ethik in der Künstlichen Intelligenz (KI) an der Technischen Universität München.

Sandberg sprach am Sonntag auf der Konferenz Digital Life Design (DLD) der Burda-Mediengruppe – und wurde prompt per Video-Intro mit Aussagen zu Datenfreiheit konfrontiert, die sie im Jahr 2012 auf derselben Konferenz gemacht hatte.

Verhaltene Reaktionen im Publikum

Doch die Managerin überging das Intro und lieferte eine Lektion in Krisen-PR: Erst gab sie Fehler zu, warnte aber wenige Sätze später vor zu viel Kontrolle und Regulierung. Dann erklärte sie, was man besser machen wolle, um schließlich neue Partnerschaften zu verkünden und eine Ablasszahlung in Form von umgerechnet knapp 6,6 Millionen Euro für den neuen KI-Ethik-Lehrstuhl zu verteilen.

Doch die Reaktion des Publikums blieb relativ verhalten: „Erwartbar“, „nichts Neues“ und „verpasste Chance, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen“, lauteten nur einige der Reaktionen aus dem Fachpublikum in der alten Kongresshalle in München sowie auf Twitter.

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Der Vortrag der Top-Managerin wirkte ebenso hölzern wie das Interview, das sie zuvor in schriftlicher Form der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gegeben hatte. Fragen aus dem Publikum, sonst ein beliebtes Element der DLD-Konferenz, waren nicht zugelassen.

Für Facebook waren die vergangenen zwei Jahre die schwierigsten in der gesamten Unternehmensgeschichte. Der Konzern musste beispielsweise zugeben, dass über 85 Millionen Nutzerprofile der Analysefirma Cambridge Analytica in die Hände geraten waren und dass auch andere Netzkonzerne weitreichenden Zugriff auf Nutzerdaten hatten. Zudem steht Facebook aufgrund von Hassbotschaften und manipulativen Postings anonymer Politikakteure in der Dauerkritik.

Wahlbeeinflussung aus Russland und dem Iran

Nun versprach die Facebook-Managerin Besserung und benannte die Sicherheitsprobleme, an deren Lösung Facebook aktuell mit Milliardeneinsatz arbeite: „Wir kümmern uns aktuell mehr darum, unsere Nutzer zu schützen, als unseren Profit zu maximieren.“

Insbesondere das Problem der Wahlbeeinflussung und Meinungsmache durch falsche Nachrichten und anonyme Hassbotschaften sei aus Sicht des Konzerns noch nicht gelöst. Sandberg nannte explizit Russland und den Iran als staatliche Akteure, die mit unlauteren Mitteln Wahlen beeinflusst hätten.

„Doch wir sind in den vergangenen Jahren mit jeder weiteren Wahl besser geworden und planen, all diese Erkenntnisse auf die EU-Wahl in diesem Jahr anzuwenden.“ Facebook setze dazu verstärkt KI ein, um Nutzerkonten unter falschem Namen zu löschen und Hassbotschaften zu entfernen. Der Konzern habe in den vergangenen Monaten Millionen Fakekonten entfernt – teils sofort nachdem sie angemeldet wurden.

Sandbergs Aufruf zur Rechenschaft

Nicht zuletzt will Facebook mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik eine Zusammenarbeit beginnen, um Richtlinien zur Abwehr von Wahlbeeinflussung zu schaffen. „Wir sind dankbar für Deutschlands Führungsrolle“, sagte Sandberg.

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All das soll dazu dienen, dass Vertrauen der Nutzer in die Plattform zurückzugewinnen – damit investiert Facebook langfristig in die eigene Zukunft. 2019 muss der Konzern beweisen, dass er seine Versprechen zu Transparenz und Verantwortung auch einhält. „Zieht uns zur Rechenschaft“, forderte Sandberg. Diese Aufgabe bleibt den Nutzern überlassen, die mit den Füßen abstimmen können.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

Bild: Picture Alliance for DLD