Eigentlich war das Kino-Startup Moviepass schon lange am Ende.
Eigentlich war das Kino-Startup Moviepass schon lange am Ende.

Es war einer der längsten Abstürze der jüngeren Startup-Geschichte, nun ist er vorbei: Der Kino-Flatrate-Anbieter Moviepass hat Insolvenz nach Chapter 7 des US-Insolvenzrechts angemeldet. Und nicht nur das, auch die Mutterfirma des Startups, der New Yorker Datenanalyst Helios and Matheson, wird abgewickelt. Anders als etwa ein deutsches Insolvenzverfahren, bei dem eine Firma sich noch aus der Zahlungsunfähigkeit befreien kann, bedeutet Chapter 7 in den USA das endgültige Aus.

Dieses hatte sich für Moviepass schon lange angekündigt. Am 14. September 2019 stellte die Kino-Flatrate offiziell ihren Dienst ein. Schon mehr als ein Jahr zuvor, im Juli 2018, offenbarten vermeintliche technische Schwierigkeiten das Problem des US-Startups: Es hatte sich sein rekordverdächtiges Wachstum teuer erkauft. Zu teuer. Der Sprung von 20.000 Abonennten 2016 auf mehr als eine Million zwei Jahre später war beeindruckend – aber nur mit ruinösen Preisen zu erreichen gewesen: Gerade einmal zehn Dollar im Monat zahlten Kunden zwischenzeitlich, um einen Film pro Tag sehen zu dürfen. In den USA kostet meist schon eine einziges Ticket mehr als das. Die Nutzerzahlen stiegen, aber die Geldreserven verbrannten.

Der Widerstand großer Kinoketten und ungeklärte Datenschutzfragen verschlimmerten die Lage zusätzlich. Mehrere Millionkredite und die komplette Übernahme durch Helios and Matheson konnten Moviepass nicht retten. Der Plan der Datenanalysten – die Zahl der Nutzer in die Höhe treiben, ihre Kinogewohnheiten auswerten und mit personalisierte Werbung viel Geld verdienen – ging nicht auf. Helios suchte offenbar nach einem Käufer für das Startup, fand aber keinen. Nun wird es von seiner Tochter mit in den Abgrund gerissen.

Eine Restrukturierung unter Chapter 11, wie sie nach US-Recht möglich wäre, scheint für Moviepass und Helios keine Alternative gewesen zu sein. Ein weiteres warnendes Beispiel dafür, was passiert, wenn Wachstum zur einzigen Maxime wird.

Bild: Getty Images / DANIEL BOCZARSKI