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Bock auf hartes Anfassen? Die App Waves verbindet Nutzer mit denselben Vorlieben.

Meine Eltern haben sich vor über 30 Jahren bei einer Dorffeier kennengelernt. Meine Freunde finden ihre Partner heute vor allem über Dating-Apps. Ich versuche das auch. Das obligatorische Konto bei Tinder, ein Profil bei Bumble, vor einigen Jahren hatte ich noch eins bei Lovoo

Klar, den ersten Eindruck bekomme ich über das Aussehen. Gefällt mir, was ich sehe, scrolle ich weiter. Bumble beispielsweise fragt seine Nutzer gezielt ab, wird persönlich. Das gefällt mir. Suche ich nur einen One-Night-Stand oder nach der großen Liebe? Ich kann mir Männer herausfiltern lassen, die eine bestimmte Größe überschreiten oder nicht rauchen. Bumble hilft mir dabei, meine Partnersuche strukturierter zu gestalten – was ich gut finde. Die Entwickler zweier US-Apps drehen den Optimierungswahn allerdings noch weiter. Zu weit.

Gleiche Fetische, vorhersehbare Dates

Die Brüder Emerson und Morris Hsieh haben vorigen Sommer Waves Dating gestartet. Das kalifornische Startup verbindet Nutzer mit denselben sexuellen Vorlieben. Aus einer Auswahl an 25 Fetischen kann ich fünf auswählen, darunter Pornos schauen, Rollenspiele und Analsex. Mir werden daraufhin nur Personen vorgeschlagen, deren Präferenzen mit meinen übereinstimmen.

Waves ist erst seit Ende 2019 in Deutschland aktiv, zählt laut Morris Hsieh daher auch nur etwa 100 Nutzer in der Bundesrepublik. Das Design ist noch leicht sperrig. Aber die App erfüllt ihren Zweck: Ich könnte Männer kennenlernen, die ähnliche Vorlieben im Bett haben wie ich. Laut Waves eine Zeitersparnis. Denn noch vor dem ersten Treffen können Singles offen kommunizieren, was sie antörnt und was tabu ist. Und Männer oder Frauen aussortieren, mit denen sie beim Sex vielleicht so gar nicht harmonisieren würden. Im Grunde die nächste Sex-App. Überraschungen (fast) ausgeschlossen. Die Intimität beim Kennenlernen wird übersprungen, wahrscheinlich ist schon vorab jeder Schritt im Bett vorhersehbar. Ich habe es nicht ausprobiert.

Nutzer wählen bei Waves aus 25 Sexvorlieben aus.

Hört auf, mein Dating-Leben optimieren zu wollen, liebe Gründer

Welcher neue Service aber noch absurder ist: Relationship AI. Die kalifornische Beziehungsratgeberin Karinna Karsten hat eine Art Dating-Tagebuch entwickelt, um einen Überblick über meine Dates behalten zu können. Wann habe ich wie mit welcher Person Kontakt gehabt? Worum ging es in den Gesprächen oder Nachrichten? Wie habe ich mich danach gefühlt, hat es gefunkt? Anhand meiner Emotionen ordnet die App jede der Interaktionen ein: rot, orange oder grün. Diese Informationen sollen mir dabei helfen, die Dates und Männer besser zu reflektieren. Tauchen zu viele rote Kästchen auf, will mir Relationship AI auf diese Weise sagen, dass ich die Person lieber nicht mehr treffen sollte. Karstens Idee ist, dass Dating effizienter wird, die Nutzer eine schnelle Entscheidungshilfe bekommen. Ich soll mir keine Gedanken mehr darüber machen, welchen Wert die Nachricht oder das Kaffeetrinken hat – das will mir die App abnehmen. Vielmehr soll ich meine Zeit nutzen, um noch mehr zu daten.

Ich habe keine Probleme damit, meinen Zyklus tracken zu lassen, aber mein Datingleben muss nicht auch noch von einem Algorithmus zu Tode analysiert werden. So viel Verstand und vor allem Freunde, die mir Ratschläge geben, habe ich dann doch noch. Schließlich geht es beim Dating ja nicht um das Auslesen von Daten, sondern um Gefühle. Und die kann ich immer noch besser einschätzen als eine App.

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Bilder: Unsplash, Waves
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