Schon nach zwei Stunden hatte Gründerszene-Redakteur Julian keine Lust mehr auf das Spiel. Für ihn hieß es: Beenden.

Einmal Gründer sein, ohne Risiken und Schulden. Für nur 10,79 Euro soll das möglich sein. Mit einem Startup-Simulator für den Computer. Der dänische Spielehersteller Hovgaard Games hat Startup Company entwickelt, ein PC-Spiel, mit dem Nutzerinnen und Nutzer als CEO ein virtuelles Unternehmen aufbauen und skalieren können. Gründerszene-Redakteur Julian Wessel hat Startup Company getestet.

Bevor Spielerinnen und Spieler ihre Firma zum Erfolg führen können, müssen sie sich erst einmal für ein Geschäftsmodell entscheiden. Das ist von Hovgaard Games vorgegeben. Zur Auswahl gibt es die Optionen Soziales Netzwerk, Einkaufsplattform, Streamingdienst und Videoplattform. Das lässt einem Gründer mit Innovationsgeist nicht viele Möglichkeiten offen.

Hier deutet sich bereits an, woran es mir im weiteren Spielverlauf fehlen wird: Eine eigene Gründungsidee und ein selbst entworfenes Produkt spielen kaum eine Rolle. Als CEO stellt der Spieler Mitarbeiter an, gestaltet Büroräume und sorgt dafür, dass immer genug Rohstoffe für die Produktion vorhanden sind. Im fortgeschrittenen Spielstand schaltet der Spieler auch Werbekampagnen oder wertet Zugriffsstatistiken aus, hat aber nie wirklich etwas mit seinem eigenen Produkt zu tun. Um ehrlich zu sein, bin ich nach ein paar Stunden Spielzeit nicht einmal mehr sicher, für welches Geschäftsmodell ich mich am Anfang des Spiels entschieden hatte.

Dadurch fühlt sich die Simulation für mich nicht, wie anfangs erhofft, nach Unternehmertum an. Der Spieler muss niemanden von seiner Gründungsidee überzeugen, diese nicht einmal vor Kunden oder Investoren pitchen, geschweige denn Geschäftspartner für sich gewinnen. Vielmehr komme ich mir vor wie ein gestresster CEO, der die Firma übernommen hat und täglich unter Zeitdruck verschiedene Dinge planen und delegieren muss. Jeder Tag scheint in der Simulation gleich zu sein. Ich sehe auf meinem Bildschirm lediglich Menschen, die im Büro an ihrem Schreibtisch sitzen. Auf kurze Videosequenzen, die etwas Persönlichkeit ins Unternehmen bringen, warte ich vergebens.

CEO Julian soll mehr in Forschung investieren, um sein Startup voranzubringen.

Es fehlt dadurch nicht nur dem eigenen Spieler, dem CEO, an Persönlichkeit, sondern auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn abgesehen von Namen, Alter und Berufsstand erfahre ich maximal etwas über die Arbeitsgeschwindigkeit, die Gehaltserwartungen und die Arbeitsbedürfnisse meiner Angestellten. Auf dem Avatar kann ich nicht einmal das Gesicht richtig erkennen. Da das Team auch das Unternehmen repräsentiert, hätte ich mir an dieser Stelle mehr Individualität gewünscht. Das misslingt den Entwicklern aber deutlich.

Vielmehr stelle ich fest, mich gar nicht mit meinem eigenen Unternehmen identifizieren zu können, da es überhaupt keinen Nutzen darstellt. Die Simulation fühlt sich eher an wie eintönige Büroarbeit, aber garantiert nicht wie eine spaßige Freizeitbeschäftigung. Deshalb steht für mich fest, dass ich nach insgesamt zwei Stunden keine weitere Minute in den Aufbau meines Startups stecken möchte. Auch wenn 77 Prozent der über 2.500 Bewertungen auf der Games-Plattform Steam das anders sehen, weiterempfehlen kann ich das Spiel nicht. Wer einmal Geschäftsführer sein will und dabei mehr Wert auf die Zahlen als die Gründungsidee legt, für den könnte die Wirtschaftssimulation allerdings ein netter Zeitvertreib sein.

Bilder: Screenshots / Startup Company