Marcus Ross 9Cookies Team Europe
Marcus Ross, Gründer und Geschäftsführer von 9Cookies

9Cookies: (Restaurant-)Management digital

Das Unternehmen vom iPad aus führen? Mit 9Cookies (www.9cookies.com) soll das zunächst für Restaurantbesitzer möglich werden. Das von Marcus Ross gegründete und von dem Berliner Company Builder Team Europe (www.teameurope.net) sowie von David Khalil, Christian Saller und Florian Heinemann unterstützte – und „hoch siebenstellig“ mit Kapital ausgestattete – Unternehmen startet in keinem unberührten Markt: Etwa sind das gut finanzierte Oderbird oder auch eCabo (www.ecabo.de), das von den ehemaligen Groupon-Managern Philipp Magin und Daniel P. Glasner aufgebaut wird, zumindest in Teilen in dem Segment aktiv. Was 9Cookies von anderen Anbietern unterscheiden soll und wie die Startkooperation mit Delivery Hero ausgenutzt werden soll, erklärt der frühere deutsche Versign- und eKomi-Geschäftsführer Ross im Interview.

Hallo Marcus, beschreibe in drei kurzen Sätzen, was sich hinter 9Cookies verbirgt.

9Cookies ermöglicht es KMUs, ihr Geschäft mit einem iPad zu steuern. Mit unserem ersten Produkt, dem GastroPad, haben Gastwirte erstmals alles, was sie zum Betrieb ihres Restaurants und/oder Lieferservices brauchen, in der Hosentasche: mit iPad, 9Cookies-App und Anbindung an das Internet können sie Bestellungen aufnehmen, Zahlungen entgegennehmen, alle Daten auswerten und damit steuern.

Das klingt recht komplex (und kostenintensiv) – erkläre das Konzept doch etwas ausführlicher…

Unsere Lösung besteht aus drei Komponenten: erstens unserer nativen iOS App, die aus iPads, iPad minis oder iPod touchs starke Clients vor Ort im Restaurant machen. Die zweite Komponente ist unsere Administrations Plattform, mit der wir wichtige Kern-Services wie Administration, CRM, Berichte & Statistiken zur Verfügung stellen. Die dritte Komponente ist die 9Cookies-Service-Plattform, mit der wir – ähnlich wie zum Beispiel der Salesforce.com AppExchange – Apps und Services von Drittanbietern andocken können wie Marketingtools, Web-Auftritt, Treueprogramme, uvm.

Wie lange hat die Entwicklung gedauert?

Wir haben eine Technologie eingekauft, die bereits über zwei Jahre von Experten in Gastronomie Software entwickelt wurde und die sich im Einsatz bei über 100 Restaurants schon bewährt hat. Diese Technologie haben wir seit Oktober 2012 weiterentwickelt und vor allem die für Lieferdienste wichtigen Funktionalitäten on top gebaut.

Wie sieht die Zielgruppe aus? Das Delivery-Hero-Logo auf der Seite dürfte ja bestimmt schon ein kleiner Hinweis sein… Und wie sind die genauen Verquickungen zwischen beiden Unternehmen?

Unsere Zielgruppe sind kleine und mittelgroße Restaurants und Lieferservices. Wir haben in der Tat eine Partnerschaft mit Deliveryhero geschlossen, weil sie mit ihren 34.000 Restaurants in zwölf Ländern natürlich ein guter Internationaler Markteintrittsbeschleuniger sind. Die Partnerschaft ist aber nicht exklusiv. Ich bin allen Arten von Partnerschaften, die Sinn für unsere Kunden machen – auch mit anderen Lieferserviceportalen – sehr aufgeschlossen. Über unsere offene Plattform-Architektur ist eine Anbindung weiterer Portale jederzeit möglich und auch gewünscht.

Welche Kunden stehen darüber im Fokus?

Mit leichten Weiterentwicklungen können von unserer Lösung aber auch zum Beispiel Handwerker, kleine Hotels oder kleine Retailer profitieren. Eine Weiterentwicklung für diese Branchen könnte der nächste Schritt sein.

Auf welche (regionalen) Märkte konzentriert sich 9Cookies zunächst? Und wie soll es dann weitergehen?

Durch die Partnerschaft mit Deliveryhero haben wir Zutritt zu zwölf Märkten. Wir starten jetzt im April in Deutschland. Wir haben die Lösung parallel in Englisch entwickelt und werden in Großbritannien im Sommer starten. Weitere internationale Märkte werden eine wichtige Rolle spielen.

Was unterscheidet 9Cookies von Angeboten größerer Hersteller wie zum Beispiel SAP?

Der wichtigste Unterschied zu SAP besteht darin, dass unsere Lösung absolut einfach ist – sowohl im Hinblick auf das Setup als auch im Hinblick auf die Bedienung im laufenden Betrieb. Die Pizzeria, der Lieferservice oder der Coffee-Shop um die Ecke werden sich nie SAP-mäßige, kosten- und wartungsintensive Monster-Kassensysteme leisten können und auch nicht die Zeit haben, solche einzurichten und zu betreiben. Mit dem GastroPad bieten wir eine Lösung, die preiswert ist, absolut zuverlässig – zertifiziert nach den Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU) – und absolut einfach in der Anwendung. 9Cookies vereinfacht so den Betrieb eines Restaurants von erster Stunde an.

Wie sieht die Preisstruktur beim Angebot aus?

Das GastroPad-Komplett-Einsteigspaket bekommt man ab 129,00 Euro pro Monat plus 499 Euro einmalige Hardwaregebühr (jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer). Darin enthalten sind ein iPad, ein Bon-Drucker, ein Router, die 9Cookies 9C-App und der laufende Service. Die Geräte werden versichert und garantiert innerhalb von 24h ersetzt bei Defekt oder Verlust.

Wer sind Eure Wettbewerber? Mit Orderbird und Ordify gibt es hierzulande ja zumindest in einem Teilbereich schon einige Angebote, auch wenn diese (derzeit) nicht exakt das Gleiche bieten. Und besonders der Payment-Aspekt wird von einer großen Menge an Dienstleistern abgedeckt, die natürlich auch alle ihr Geschäftsmodell in andere Bereiche weiterentwickeln…

Unser größter Wettbewerber sind die herkömmlichen Kassen und Kassensysteme gefolgt von Block und Kugelschreiber. Daher finde ich es gut, wenn ähnliche Anbieter mithelfen, den neuen Markt zu erschließen. Wir sind allerdings die ersten, die ein Internet-basiertes Kassensystem für Restaurants und Lieferservices entwickelt haben.

Wenn es Spezialisten für bestimmte Anwendungen gibt, wie zum Beispiel beim Payment, dann setzen wir gerne auf starke Partner und docken diese an unsere Service Plattform mit an. Wir entscheiden Service zu Service neu, wo es Sinn macht, etwas selbst zu entwickeln oder wo wir lieber einen Partner mit ins Boot nehmen.

Wie einfach oder schwer ließe sich 9Cookies nachbauen? Worin liegen die Schwierigkeiten des Geschäfts?

Das GastroPad ist wirklich ein sehr komplexes technisches Produkt. Wie schon gesagt, die Entwicklungszeit, die technisch zugrunde liegt, sind gut zwei Jahre – mit rund zehn Entwicklern.

Die Herausforderungen liegen im Detail beispielsweise in Anforderungen der Finanzbehörden. Und diese Anforderungen können von Land zu Land auch noch verschieden sein. Hier in Deutschland müssen Kassensystem zum Beispiel GDPdU-konform sein, das heißt, bestimmte Anforderungen zur Prüfung digitaler Unterlagen, erfüllen. Ich bin froh, dass unser System dies erfüllt.

Dem Vernehmen nach arbeitet hierzulande ein weiteres Team an einem ganz ähnlichen Projekt. Was macht den Markt so attraktiv?

Der Markt mit Kassensystemen ist schon ein Milliardenmarkt pro annum für sich.

Wir können in drei Dimensionen wachsen: erstens vertikal in weitere Branchen, zweitens international in weitere Märkte und drittens durch Andocken von Zusatzservices. Die Anzahl der möglichen Kunden geht so in den zweistelligen Millionenbereich. Wenn man jetzt eins und eins zusammenzählt, wird denke ich die Attraktivität des Marktes schnell klar.