Mit einer Finanzierung über stolze 112 Millionen US-Dollar läutet US-Vorbild Airbnb (www.airbnb.com) die nächste Runde im Wettstreit der Wohnungs-Community-Marktplätze ein und reagiert damit auf das massive Wachstum der deutschen Klone Wimdu (www.wimdu.com) und 9flats (www.9flats.com). Mit dem frischen Kapital plant Airbnb das eigene Wachstum weiter voranzutreiben und bis Ende 2012 der weltweite Marktführer zu werden – kann dieses Unterfangen angesichts der Klon-Konkurrenz gelingen?

Airbnb, Finanzierung, 112 Millionen

Airbnb gewinnt potente Geldgeber

Es ist bereits die zweite Finanzierungsrunde, mit der sich Airbnb nun gegen seine europäischen Imitatoren rüstet – neben den 112 Millionen US-Dollar dieser Finanzierung fanden bereits 7,8 Millionen den Weg auf das Konto des Startups aus San Francisco, sodass nun insgesamt ein Finanzierungsrahmen von 119,8 Millionen US-Dollar zur Verfügung steht. Eine Menge Holz für ein Unternehmen, das Wohnungen listet.

Getragen wurde diese Finanzierungsrunde von Andreessen Horowitz, DST Global und General Catalyst (www.generalcatalyst.com). Andreessen Horowitz (www.a16z.com) dürfte auch hierzulande dem ein oder anderen ein Begriff sein: Das Venture-Capital-Unternehmen wurde von Netscape-Gründer Marc Andreessen und Opsware-Gründer Ben Horowitz gegründet und verwaltet eine Summe von 1,2 Milliarden US-Dollar verteilt auf zwei Fonds. Mit diesem Kapital werden aktuell 60 Unternehmen in den Finanzierungsphasen Seed, Venture und Wachstum unterstützt, darunter Facebook, Foursquare, Groupon, Skype, Twitter und Zynga. Und DST Global präsentiert sich als ähnlich internet-erfahren: Im Jahr 2009 gegründet von Yuri Milner, der mit seiner Investmentfirma Digital Sky Technologies (DST) für Furore durch sein Investment in Facebook sorgte, fördert DST Global (www.dst-global.com) ausschließlich Unternehmen mit direktem Internetbezug.

Überzeugt haben soll diese potenten Geldgeber neben dem Wachstum des Modells vor allem dessen Innovationskraft: „Airbnb hat eine neue Kategorie des E-Commerce definiert – ein Marktplatz, der jegliche Art von Unterkünften bietet. Die Vielfalt reicht von Häusern und Wohnungen bis hin zu Baumhäusern und Yachten“, erklärt Jeff Jordan von Andreessen Horowitz. „Das explosionsartige Wachstum sowie die aktiven Community-Mitglieder bestätigen die Einzigartigkeit von Airbnb. Ebenso wie eBay das Online-Shopping neu definiert hat.“

Vor allem lokal will Airbnb an Einfluss gewinnen

Airbnbs Geldgeber dürfen also als deutlich internet-erfahrener gelten als etwa der Samwer-Geldgeber Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se) und mit den neuen Partnern an seiner Seite will Airbnb nun international angreifen: „Der heutige Tag stellt für uns einen wichtigen Wendepunkt dar – sowohl für Airbnb als Unternehmen als auch für unsere Community. Wir können jetzt neue Märkte angehen und unsere Vision umsetzen, unseren Community-Mitgliedern die spannendsten und außergewöhnlichsten Übernachtungsmöglichkeiten dieser Welt zugänglich zu machen“, resümiert Brian Chesky, Mitgründer und CEO von Airbnb (in der Mitte im Bild, neben Joe Gebbia (links) und Nathan Blecharczyk).

Das frische Kapital wird also eingesetzt, um das weltweite Wachstum voranzutreiben, personell zu wachsen und besonders auf lokaler Ebene an Schlagkraft zu gewinnen. Das 2009 gegründete Unternehmen will bereits über zwei Millionen Übernachtungen abgewickelt haben und es auf mehr als 30 Millionen Seitenaufrufe pro Monat bringen. Allein in Deutschland sollen bereits über 60.000 Übernachtungen von Gästen aus der ganzen Welt gebucht worden sein – allen voran in Berlin.

Diese Zahlen im Rücken, will Airbnb nun die wachsende Nachfrage in den internationalen Märkten wie Deutschland, England, Frankreich und Brasilien befriedigen und sich bis Ende des Jahres 2012 als Marktführer auf dem Gebiet der privaten Übernachtungsangebote positionieren. Ein Ziel, das angesichts der aufgekommenden Konkurrenz herausfordernd, aber nicht unmöglich zu erreichen ist. Zumindest Geldgeber Yuri Milner sieht hier ebenfalls vielversprechende Chancen: „Airbnb ist mit seinem starken Management-Team und der weltweiten engagierten Community auf dem besten Weg, ein Unternehmen zu werden, welches die Kraft hat, bahnbrechende Veränderungen herbeizuführen.“

Airbnb vs. Wimdu vs. 9Flats

Zugegeben, es ist nicht ganz leicht, im Finanzierungsdschungel der Airbnb-Klone den Überblick zu behalten. Quasi im Wochentakt wechseln sich die Neuigkeiten über Finanzierungen in den verschiedenen Lagern ab und auf allen Seiten stapeln sich derzeit anscheinend die Dollar-Noten. Während 9Flats‘ Finanzierung im siebenstelligen Bereich bereits Eindruck machte, stellten Wimdus 90 Millionen US-Dollar diesen Betrag deutlich in den Schatten. Airbnb überflügelt diesen Betrag also noch, darf sich aber auch auf US-amerikanische Investment-Verhältnisse stützen.

Ähnlich dem Groupon-Boom im letzten Jahr beherrscht das Airbnb-Thema die Szene und wie damals fragen sich viele – selbst aus Samwer-Reihen – wie sich solch hohe Investments rechrfertigen und was die Perspektive eines Copycats ist, das bald schon größer als sein Vorbild ist.  Klar, das hier auch über Exit-Kanäle spekuliert wird, wobei Airbnb nach seiner Übernahme des deutschan Anbieters Accoleo und der entrüsteten Reaktion auf die Marketing-Methoden im Segment wohl zunächst eher keine Option mehr darstellt.

Die Tatsache, dass alle Anbieter jedoch auf lautes Säbelrasseln zurückgreifen, macht gleichzeitig deutlich, dass der Wettstreit noch nicht entschieden ist. Speziell Airbnb warf seit Bekanntwerden der Samwer-Wachstumspläne die PR-Maschinerie an, gibt nach außen aber vor, sich für die Wettbewerber nicht zu interessieren. Es ist also durchaus offen, wer das Rennen im Segment der privaten Wohnungsvermittlung macht, die besten Karten dürfte trotz kleinerer Finanzierung wohl das Samweranische Wimdu haben, weil es auf massives Internet-Knowhow zurückgreifen kann und anscheinend einer gewissen Skrupellosigkeit in der Akquise folgt.

Airbnb zeigt mit seiner Finanzierung dennoch, dass es sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen will und nicht wie Groupon gewillt ist, seinen Imitator zu teuren Konditionen zu schlucken. Stephan Uhrenbachers 9Flats dürfte wohl vor allem durch ein gutes Produkt und Nutzerfreundlichkeit punkten können, es reichweitentechnisch auf Dauer aber schwer haben. Am deutlichsten wird sich dieser Wettstreit in jedem Fall bei den Nutzern bemerkbar machen, die sich gleich von drei Anbietern aggressiver Akquise ausgesetzt sehen werden.