Mit Wimdu (www.wimdu.com) aus der Feder der Samwer-Brüder und Stephan Uhrenbachers 9flats (www.9flats.com) sind in diesem Jahr gleich zwei deutsche Klone des Airbnb-Konzepts an den Start gegangen, die nun offensichtlich auch die Aufmerksamkeit von Vorbild Airbnb erlangt haben. In seinem Newsletter warnt der US-Anbieter vor fragwürdigen Methoden bei seinen „Imposter-Websites“ und meint damit wohl vor allem Wimdu.

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Airbnb moniert fragwürdige Methoden

Es ist ein längerer Newsletter, in dem die Airbnb-Gründer Joe Gebbia, Brian Armstrong und Nate Blecharczyk zunächst ihrer Community danken und dann auch von einigen aggressiven Akquise-Methoden berichten, die ihnen von ihren Nachahmern berichtet wurden.

Auch wenn keine expliziten Namen genannt werden, dürfte vor allem von Wimdu die Rede sein, wenn das Gründertrio von einer „history of copying a website, aggressively poaching from their community, then attempting to sell the company back to the original“ schreibt. Wortgetreu heißt es im Airbnb-Newsletter:

You’ve Informed Us about Imposter Websites

A new type of scam has been brought to our attention: Airbnb clones posing as competition. We’ve discovered that these scam artists have a history of copying a website, aggressively poaching from their community, then attempting to sell the company back to the original.

After receiving emails from many of you who are upset with these tactics, it’s time to address this issue as a community. Hosts are reporting these issues about the clone sites so far:

  • They falsely claim to be affiliated with Airbnb, or be the “international version” of Airbnb.
  • They claim that they are part of Ebay and/or Groupon. We’ve confirmed that this is not the case.
  • Their employees pretend to be Airbnb travelers in order to give you a sales pitch in your home.
  • They are duplicating personal profiles, descriptions, and photos of your Airbnb listing without your permission.

Help us protect our community by joining other hosts in alerting us whenever you see questionable activity from users.

  • Use the new flagging feature next to each message to report questionable behavior
  • Notify us directly of clone activity at detectives@airbnb.com

Fürchtet Airbnb die Aktivitäten von Wimdu?

Offensichtlich hat das bisher mit 108 Millionen US-Dollar gefundete Unternehmen aus San Francisco erkannt, dass das von Arne Bleckwenn und Hinrich Dreiling geführte Wimdu dem bisherigen Tonangeber gefährlich werden könnte, auch wenn dessen Name nicht explizit fällt. Daran ändert auch Airbnbs Nutzerschaft von angeblich 100.000 Gastgebern in 181 Ländern und 13.000 Städten nichts – dies deutet wohl allein schon die pathetische E-Mail-Adresse detectives@airbnb.com an, die insgesamt vermuten lässt, dass Airbnb Wimdus Aktivitäten, das auch schnell internationalisiert, durchaus ernst nimmt.

Wohl aber zurecht, denn bisher ist Airbnb zumindest in Deutschland eher mäßig bekannt und hat mit dem Samwer-Imperium auch eine industrialisierte Klonmaschinerie vor sich, die Online-Marketing, schnelles Skalieren und aggressive Akquise beherrscht. Und dass die Samwers in der Lage sind, auch etablierte Player ins Wanken zu bringen, haben sie mit ihrer Partnervermittlung eDarling (www.edarling.de) bewiesen, die Platzhirsch Parship (www.parship.de) unter Druck zu setzen vermochte und dem Holtzbrinck-Startup zusehends in Europa den Rang abläuft.

Airbnb könnte damit als Exit-Kanal für Wimdu also wegfallen, zeigen sich die US-Amerikaner doch recht brüskiert von Wimdus Methoden. Mit seiner Übernahme von Nachahmer Accoleo hat Airbnb ja auf dem deutschen Markt aber auch schon zugeschlagen. Ob Stephan Uhrenbachers 9Flats dennoch ein Übernahmekandidat bleibt, ist offen – der Qype-Gründer tritt bei seiner Expansion leiser aber nicht minder kräftig auf.

Dabei könnte sich Airbnb allerdings mit den im Newsletter beschriebenen Methoden selbst auch gut auskennen: So erinnert Netzwertig in Anlehnung an den Business Insider daran, dass Airbnb zu Beginn seiner Aktivität angeblich ebenfalls systematisch Vermieter vom US-Kleinanzeigenportal Craigslist abgeworben und dabei im großen Stil automatisierte E-Mails verschickt haben soll.

Setzt Wimdu auf Fake-Bewertungen?

In einer E-Mail an TechCrunch Europe informierte Airbnb weiter, dass bereits 572 Fälle an das Unternehmen herangetragen worden sein sollen, in denen darüber informiert wird, das Mitarbeiter von besagtem Klon die jeweiligen Wohnungsbereitsteller mit Akquisezielen besucht haben oder ungefragt gleich ganze Profile kopiert haben sollen.

Und, sofern denn in besagtem Newsletter auch die Rede von Wimdu ist, könnte auch in Sachen Wohnungsbewertungen nachgeholfen worden sein. Schon in der letzten Woche erreichte Gründerszene ein Hinweis, dass die Bewertungsaktivitäten von Wimdu Fragen offen lassen. Viele der Wohnungsbewertungen sind von denselben Personen erstellt und erwecken den Eindruck, dass Wimdu selbst Scouts angewiesen hat, Bewertungen zu verfassen, zumal diese – ganz im Sinne von Wimdus Expansionsstrategie – auf Englisch verfasst sind.

Dass Fake-Bewertungen zumindest im SEO-Bereich gelebte Praxis im Samwer-Portfolio sind, konnte Gründerszene ja anhand der SEO-Dokumente von FP Commerce belegen. Im Falle von Wimdu kann über Fake-Bewertungen auf der eigenen Plattform spekuliert werden und ehrlicherweise dürfen unechte Bewertungen leider auch zum Standard beim Webseitenaufbau für Communities gezählt werden. Eine Stellungnahme seitens Wimdu hat Gründerszene hierzu bisher nicht erhalten.

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Bei Wimdu überrascht, dass etwa im Falle von Berlin häufig dieselben Personen Wohnungen bewerten und dies, obwohl die Plattform noch recht jung am Markt ist. Es ist also durchaus denkbar, dass Wimdu Bewertungen selbst erstellt, ohne diese zu kennzeichnen. 9Flats geht dieses Thema transparenter an und weist unter den hausgemachten Bewertungen darauf hin, dass diese Bewertungen von „offiziellen 9Flats-Scouts“ erstellt wurden.

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Mögliche Fake-bewertungen hin oder her: Das Fazit von Airbnbs Newsletter darf wohl lauten, dass die Amerikaner die Konkurrenz aus Europa ernst nehmen und sollte wirklich die Rede von Wimdu sein, gehen die Samwers mit der gewohnten Härte in Sachen Akquise vor. Es bleibt also spannend im Segment der Wohnungsvermittler…

Bildmaterial: Fir0002