Der verstorbene Apple-Chef Steve Jobs hat sich früh um Datenschutz gesorgt.

Jeder kleine Handwerker, viele Startups und alle große Unternehmen investieren enorme Anstrengungen, um ihr Geschäft an die am Freitag in Kraft tretende Datenschutzgrundverordnung anzupassen. Massive Strafen drohen, wenn das nicht geschehen sollte. Aber Apple bleibt ganz entspannt. Die Geschäftspolitik sei sowieso auf der Linie der neuen Verordnung, heißt es aus dem Unternehmen. Man habe schon immer den Schutz der Privatsphäre der Kunden in den Mittelpunkt gestellt. Datenschutz sein ein Menschenrecht. 

Trotzdem hat der Gigant aus Cupertino seit heute Morgen seine Datenschutz-Website angepasst. Ab sofort ist es zum Beispiel möglich, dass Kunden ihre persönlichen Daten herunterladen können. Auch die anderen neuen Tools sollen dem Anwender mehr Kontrolle über seine persönlichen Daten geben, heißt es. 

Daten werden nur anonym und kurzfristig gespeichert

Um an alle neuen Datenschutz-Werkzeuge zu gelangen, meldet man sich auf der Apple ID-Accountseite (Privacy) an. Dort kann man dann eine Kopie der persönlichen Daten erhalten, die Apple gesammelt hat. Außerdem können Korrekturen der Daten beauftragt werden, der Account kann deaktiviert oder komplett gelöscht werden. Das Unternehmen betont, dass es maximal datensparsam vorgeht und so wenig wie möglich auf persönliche Daten der Kunden zugreife. Sie sollen in der Regel auf den Geräten der Kunden und nicht in der Cloud abgelegt werden. Auch nutze Apple keine Daten, die andere Apps über ihre User gesammelt haben.

Mit persönlichen Daten arbeitet zum Beispiel die Konkurrenz von Google, um seine Assistenz-Dienste intelligenter zu machen. Apple versichert, dass intelligente Helfer im Alltag auch ohne das Speichern personalisierter Daten möglich seien. In den meisten Fällen würden dafür Daten nur kurzfristig und anonym gespeichert, um zum Beispiel bei der Verwendung der Karten-App intelligente Vorschläge oder Lösungen zu bieten. Apple würde aber niemals langfristig speichern, welcher Nutzer zu welcher Zeit wohin unterwegs sei, hieß es weiter aus Unternehmenskreisen.

Der große Vorteil im Kampf mit der Konkurrenz

Nun hat es Apple in Sachen Datenschutz etwas leichter als die Konkurrenz, die ja vor allem vom Verkauf von zielgerichteter Werbung lebt. Wenn Werbung zum richtig Nutzer finden soll, muss man den Nutzer genau kennen. Das ist das Geschäftsmodell von Google und Facebook. Apple verkauft aber vor allem Hardware. Das meiste Geld wird mit dem iPhone verdient. Eigene Software wie Apple Music, iTunes, iBook oder die Spracherkennung Siri sind nicht das zentrale Geschäftsmodell der Firma.

Trotzdem weist das Unternehmen eine lange Geschichte in Sachen Schutz persönlicher Daten auf. Bereits Steve Jobs betonte immer wieder, dass Privatheit ein Menschenrecht sei. Das Prinzip heißt: „Privacy by design“. Bereits in der Konzeption von Produkten hat Apple nach eigener Auskunft die maximale Datensparsamkeit im Auge. 

Bis jetzt hat man vielleicht nicht ganz so viel Notiz von dieser Politik von Apple genommen. Experten hatten eher das Gefühl, dass Apple vor allem ein geschlossenes System bauen will. Doch jetzt, da sich die Konkurrenz von Facebook wegen mangelnden Datenschutzes vor Regierungsvertretern und Europa-Politikern verantworten muss, könnte diese bislang wenig beachtete Geschäftspolitik in Sachen Daten plötzlich zu einem echten Asset für Apple im Kampf mit den anderen Digital-Giganten werden.

Die neuen Features werden übrigens weltweit ausgerollt. Nicht nur im Geltungsbereich der neuen Datenschutzgrundverordnung der EU.

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