Mit Casacanda (www.casacanda.de) geht dieser Tage ein Shoppingclub für Möbel und Wohnaccessoires online, der sich schon jetzt über eine Seed-Finanzierung der drei Privatinvestoren Klaus Hommels, Oliver Jung und  Oskar Hartmann freuen kann und beim Samwer’schen Inkubator Rocket Internet schon für einige Aufregung gesorgt hat.

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Casacanda wird von erfahrenen Investoren finanziert

Wie für Shoppingclubs üblich, können Nutzer nur auf Einladung Kunden von Casacanda werden und sollen dann in den Genuss von günstigen Möbel- und Wohnangeboten kommen. Das dreiköpfige Gründerteam von Casacanda bestehend aus Sascha Weiler, Christian Tiessen und Roman Kirsch lernte sich bei Esanum (www.esanum.de) kennen und ist von Casacandas Ansatz überzeugt: Glaubt man Casacanda-Gründer Roman Kirsch, werden in Europa derzeit neun Prozent aller Möbel online gekauft – Deutschland soll mit einem fragmentierten Markt und fünf Prozent Onlinequote hier quasi noch Aufholbedarf haben. Vor allem weil die Bundesrepublik einen der größten Absatzmärkte darstellt und von vielen kleinen ausländischen Marken kaum penetriert wird. Das Sourcing von Angeboten dürfte für Casacanda also womöglich leicht werden.

Laut Gründerszene-Informationen soll Casacanda bereits eine Seed-Finanzierung durch die drei Privatinvestoren Klaus Hommels, Oliver Jung und Oskar Hartmann erhalten haben, die alle mit einem geringen zweistelligen Prozentsatz beteiligt wurden. Klaus Hommels und Oliver Jung haben mit BrandsAlliance bereits ein weltweites Shoppingclub-Netzwerk am Start und bieten damit nicht nur sehr viel Erfahrung und entsprechende Kontakte im Segment, sondern verfügen auch über entsprechend tiefe Taschen. Und auch KupiVIP-Gründer Oskar Hartmann, der auch mit seinem russischen Inkubator Fastlane Ventures (www.fastlaneventures.ru) aktiv ist, dürfte entsprechendes strategisches Know-how beisteuern.

Allein ist Casacanda in diesem Segment jedoch nicht: Mit Westwing (www.westwing.de) startete erst kürzlich ein direkter Konkurrent, der von Holtzbrinck finanziert wird und von München aus das Feld aufzurollen will. Mit Berlin als Standort dürfte Casacanda einen personellen und logistischen Vorteil genießen, die Ambitionen von Westwing dürften aber dennoch nicht zu unterschätzen sein. Daneben sind auch Urbanara (www.urbanara.de), Design 3000 (www.design-3000.de) oder FP Commerce (www.fp-commerce.com) mit ähnlichen Produktsparten aktiv. Je nach Fokus ist die Bandbreite an Wettbewerbern groß, doch der Markt als Ganzes ist gleichzeitig so heterogen, dass genug Marktanteile für viele Akteure gegeben sein dürften. Allein FP Commerce soll monatliche Wachstumsraten von 15 bis 20 Prozent aufweisen.

Was kann der Online-Markt für Möbel?

Nachdem sich der Shoppingclub-Markt für Fashion-Produkte weiter konsoldiert (regelmäßige Leser von Gründerszene erinnern sich sicher an Amazons Übernahme von BuyVip (www.buyvip.com), den Verkauf von Brands4Friends (www.brands4friends.de) für stolze 150 Millionen Euro an eBay oder die Übernahme von Dress-for-Less (www.dress-for-less.de) für 200 Millionen Euro durch Privalia), zeigt es sich, dass immer mehr spezialisierte Anbieter auf den Markt drängen, so etwa auch MySportBrands (www.mysportbrands.de), das sich auf Sportprodukte fokussiert hat.

Für den Möbelbereich verfügen die verschiedenen Marken noch über keine große Schlagkraft und die Märkte sind oft regional durch kleinere Anbieter geprägt, während große Wettbewerber wie IKEA oder Strauß Innovationen online an Fahrt aufnehmen, aber noch keine Platzhirsche darstellen. Aus Markensicht ist ein Shoppingclub-Ansatz also durchaus attraktiv und bei hohen Margen dank Ausschaltung des Zwischenhandels – Casacanda spricht vom vier- bis siebenfachen des Produktpreises – ist das Segement für Möbel und Wohnaccessoires durchaus attraktiv.

Auf dem Papier ist Casacanda damit ein absolut sinnvolles Konstrukt: Es gibt funktionierende Vorbilder, viele Märkte stehen für das Thema offen und die Hürden beim geschäftlichen Roll-Out sind überschauber. Mit den Privatinvestoren rund um Klaus Hommels sind Technik, Reichweite, Kontakte und Logistik vorhanden – in der ein oder anderen Form sollte es Casacanda also zu Erfolg bringen. Was das Geschäftsmodell wirklich vermag und wie Casacanda vom deutschen Markt angenommen wird, zeigt sich letztenendes wohl erst in der Praxis, das Setup zum Beginn ist jedoch vielversprechend. Vor allem darf die Szene gespannt sein, ob Casacanda mit dem Investoren-Know-how als Basis nicht auch zügig international expandiert – bisher ist nur ein Start in Deutschland vorgesehen.

Operations und Logistik werden die Knackpunkte für Casacanda

Als Herausforderungen des Casacanda-Modells stehen vor allem Logistik und Operations an. Drop-Shipping-Ansätze erlauben wenig Kontrolle über Ablauf und Qualität der Lieferungen, eigene Speditionsansätze sind hingegen teuer und erst mit entsprechender Skalierung wirklich sinnvoll. In der Regel werden daher Accessoires als Teil der Aktionen verschickt, Möbel dürften eher die Ausnahme darstellen. Und auch wenn Shoppingclubs große Lagerflächen dadurch vermeiden, dass erst nach Warenverkauf bestellt wird, müssen Umschlagplätze vorhanden sein. Gleichzeitig ist die Planung der Unternehmensressourcen (Enterprise Resource Planning (ERP)) für Möbel und Wohnaccessoires ungemein kostenintensiv, gibt es doch aufgrund fehlender Zertifizierungen häufig nur bedingt die Möglichkeit, automatisiert (zum Beispiel über Barcode-Scanning) zu arbeiten.

Jenseits dessen bleiben natürlich auch Retouren stets ein großes Thema für Shoppingclubs. Was tun mit Lagerware, die vom Nutzer zurückgesendet wird, aber nicht mehr an die Hersteller zurück gegeben werden kann? Große Shoppingclubs wie Brands4Friends sollen in ihren Anfangszeiten Retourenquoten von 40 Prozent gehabt haben. Für das Möbelsegment dürften diese deutlich niedriger liegen, sodass auf bewährte Abverkauf-Methoden (wie den Absatz ins Ausland oder End-of-Month-Sales zu Einkaufspreisen) im Falle von Casacanda womöglich weniger zurückgegriffen werden muss.

Casacanda sorgt für Aufregung bei Rocket Internet

Im Hause Rocket Internet (www.rocket-internet.de), dem Inkubator der Samwer-Brüder Alexander, Marc und Oliver, sorgte Casacanda schon vor seinem eigentlichen Launch für einige Aufregung. Die Berliner, die mit dem Möbelangebot von FP Commerce quasi ein direkter Konkurrent von Casacanda sind, sollen mit harten Bandagen gegen den Möbelshoppingclub vorgehen. Glaubt man dem Flurgeflüster der Szene, soll ein Mitarbeiter von Casacanda unter Berufung auf alte WHU-Alumni-Verbindungen und unter dem Vorwand, Informationen für ein Universitätsprojekt zu benötigen, Informationen bei FP Commerce abgezogen haben. Entsprechend übellaunig scheint Rocket Internet, das Casacanda sogar verklagt haben soll. Eine entsprechende Deeskalation scheint bisher fehlgeschlagen.

Dass Rocket Internet die Ambitionen des jungen Möbel-Shoppingclubs mit solchem Argwohn betrachtet, überrascht nicht wirklich. Mit in Berlin aufkommenden Inkubatoren wie Team Europe (www.teameurope.net), Lempa 7, Found Fair Ventures (www.foundfair.de) und anderen nimmt die Konkurrenz für die Samwer’sche Unternehmensfabrik zu und als wenn der War-for-Talents nicht schon genug wäre, soll Rocket Internet es auch mit einer nicht unerheblichen Fluktuation zu tun haben. Gerade Klaus Hommels und Oliver Jung, die sich mit Lempa 7 engagieren und Casacanda mit Kapital versorgten, stellen dabei die ernst zu nehmendsten Konkurrenten von Rocket Internet dar. Vor allem war Casacanda-Gründer Sascha Weiler zuvor selbst als Entrepreneur-in-Residence bei Rocket Internet tätig und verantwortete dort die Marketing-Aktivitäten der asiatischen Zalando-Expansion Bigfoot. Auch weitere Rocket-Mitarbeiter sollen im Gespräch über eine Anstellung bei Casacanda sein.

Es zeigt sich also, dass Casacanda schon vor seinem eigentlich Launch einige Wellen schlägt. Dass die Geschäftsidee funktionieren kann, scheint angesichts der erfahrenen Unterstützer sehr wahrscheinlich, aber inwieweit das Geschäftsmodell trägt, wird wohl – wie immer –  die Zukunft zeigen.