Dass Google DailyDeal vor knapp einem Jahr für 114 Millionen US-Dollar übernahm, machte das Schnäppchenportal auf einen Schlag zu einer der großen Erfolgsgeschichten der deutschen Startup-Szene. Nun soll es Gründerszene-Informationen zufolge eine größere Zahl an Entlassungen gegeben haben. Was ist los bei DailyDeal?

DailyDeal: Was hat Google mit der Schnäppchenseite vor?

Eigentlich gilt DailyDeal (www.dailydeal.de) als eine der Erfolgsgeschichten in der deutschen Internet-Szene: Auch wenn der von Google bei der Übernahme im vergangenen Herbst bezahlte Kaufpreis von 114 Millionen US-Dollar unter den zunächst vermuteten 150 bis 200 Millionen US-Dollar lag, durften sich die beiden Gründer Fabian und Ferry Heilemann über ein stolzes Sümmchen freuen. Die Gerüchte, die nun die Gründerszene-Redaktion erreichen, lassen daher aufhorchen: Eine größere Zahl von zum Teil leitender Mitarbeitern soll in den vergangenen Tagen entlassen worden sein, hauptsächlich aus den Bereichen Außendienst und Vertrieb.

Tatsächlich nehme man derzeit Änderungen am DailyDeal-Team vor, bestätigte ein Google-Sprecher gegenüber Gründerszene. Dabei werde das Team reduziert und Verträge wurden nicht verlängert. Künftig soll sich das von Graham Law und Matthew Scott Sucherman geführte Unternehmen stärker auf die Integration der Schnäppchen-Plattform in die weitere Google-Produktsuite konzentrieren, insbesondere Android, Maps, Adwords und Adwords Express. Konkrete Angaben könne man derzeit nicht machen – auch nicht zum Umfang der Entlassungen.

Schwieriges Geschäftsmodell

In den vergangenen Monaten hat sich derweil schon deutlich gezeigt, dass das Gutschein-Segment keineswegs ein einfaches ist. Zwar konnte das von Marcus Seidel gegründete Gutscheine.de (www.gutscheine.de) Anfang des Jahres noch einen Achtungserfolg mit dem Exit an die RTL-Gruppe erzielen. Demgegenüber schlitterte der große Konkurrent Groupon trotz stattlicher Umsatzzahlen von einer (Negativ-)Schlagzeile in die andere. Überdies gab es Berichte über zweifelhafte interne Methoden bei der Schnäppchenschleuder.

Zudem sackte der Börsenkurs vom Ausgabepreis fast Luftlinie in den Keller: Von den ursprünglichen 20 US-Dollar pro Anteilsschein – 31,14 US-Dollar im Allzeit-Hoch – sind heute gerade einmal gut vier US-Dollar übrig, längst hat mit Kinnevik einer der wichtigsten Groupon-Finanzierer das Boot verlassen. Die beiden verbleibenden CityDeal-Gründer Thorsten Schröppe und Sebastian Schmidt scheiden noch im September aus dem Unternehmen aus, allem Anschein nach könnte zudem eine Neuausrichtung zum Shop anstehen.

Weg vom reinen Portal-Ansatz

Gerade die Kurseinbrüche beim Branchen-Riesen Groupon haben zudem kritische Stimmen zur Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells verstärkt. In den vergangenen Monaten war das Vertrauen in die Couponing-Sparte immer weiter gesunken – sowohl auf Unternehmer- als auch Verbraucherseite. Nicht ohne Grund versucht seit kurzem die Initiative Global Daily Deal Association (www.gdda.co.uk) die Größen der Branche an einen Tisch zu bringen, um Wege aus der Krise aufzuzeigen und einen Verhaltenskodex zu erstellen, wie GDDA-Leiter Stavros Prodromou vor Kurzem erst im Gründerszene-Interview verriet. Zuletzt hatte sich Centerdeals aus dem Geschäft verabschiedet und Handelsdeals muss komplett umgebaut werden.

DailyDeal selbst hatte sich seit der Übernahme durch den Suchmaschinenbetreiber weitestgehend aus den Schlagzeilen heraus gehalten. Die Umstrukturierungen machen aber klar, dass sich die Google-Tochter wie auch der Platzhirsch Groupon nicht allein auf einen Portal-Ansatz konzentrieren will. Mit Blick auf die weitere Google-Produktlinie fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass die genannten Schwerpunkte durchaus Integrationspotenzial bieten – eine Umstrukturierung ergibt dahingehend also Sinn. Dabei könnte man wie auch bei anderen Angeboten dem sogenannten „Self-serving“-Konzept folgen – also Produkte, die der Anbieter selbst aufsetzt und hinter denen keine größere Vertriebsmannschaft steht.

Letztendlich wird die Zukunft von DailyDeal also davon abhängen, ob sich das Rabatt-Konzept gewinnbringend in das weitere Werbekonzept einarbeiten lässt. Schon eine ganze Reihe an zunächst stark gehypten Projekten wie etwa der Email-Nachfolger Wave wurde bald wieder eingestellt, als sie nicht den erwarteten Erfolg zeigten. Noch sei man vom Couponing-Ansatz allerdings absolut überzeugt, beteuert man beim Suchmaschinenbetreiber.