DHDL-Juroren Maschmeyer, Glagau, Thelen (hinten); Kofler, Williams, Wöhrl und Dümmel (vorne)

Es hätte alles so schön sein können. Die Messlatte lag weit oben. Schließlich war der Entertainment-Faktor bei „Die Höhle der Löwen“ zuletzt von Folge zu Folge gestiegen. Man denke nur an den Kampf zwischen Ralf Dümmel und Nils Glagau um die beiden Bitterliebe-Gründer in Folge fünf. Oder die knackigen Sprüche der Investoren gegen abstruse Startup-Bewertungen in der achten Folge. Und nicht zu vergessen: die halb entsetzten, halb faszinierend dreinblickenden Investoren beim Pitch der Rattenstopp-Gründer für Boote in der vorletzten Folge. Aber so ist das mit Erwartungshaltungen. Selten werden sie erfüllt. Und so fühlt sich die letzte DHDL-Folge in diesem Jahr an wie ein geplatzter Deal – auf Euphorie folgt Ernüchterung.

Frank Thelen erst raus, dann wieder drin, dann wieder raus

So ähnlich muss es Tech- und Food-Investor Thelen beim Pitch der beiden Fairment-Gründer ergangen sein. Das Getränk der beiden Gründer auf Basis des Kombucha-Pilzes sei ja ganz lecker, so Thelen. Aber nur zehn Prozent der Firmenanteile für eine Wachstumsfinanzierung von 950.000 Euro? Ohne ihn.

Doch dann lässt sich Thelen von der Begeisterung seiner Jury-Kollegin Judith Williams anstecken. Zusammen wollen sie das Geld investieren, aber für 30 Prozent der Unternehmensanteile. Es folgt ein Gegenangebot der Gründer: Sie wollen nur 15 Prozent abgeben. Da schlägt Thelens Euphorie wieder in Ernüchterung um. Die Gründer gehen ohne Deal nach Hause.

Ein Pitch zieht sich unnötig in die Länge

Die Erfinder des Schattensimulators, der Einbrecher vertreiben soll, bekommen ihr gewünschtes Investment. Ralf Dümmel findet die Erfindung toll und investiert 100.000 Euro für 33 Prozent der Firmenanteile. Nur leider wartet er bis zum Schluss, bis er ein Gebot abgibt. Vorher lässt er seine Jury-Kollegen viel zu lange zu Wort kommen. Allen voran Georg Kofler, der sich mit der Gedankenwelt und der Intelligenz von Einbrechern auseinandersetzt. „Die haben ja auch eine gewisse Grundschlauheit“, findet er. Gähnend langweilig.

Investor Carsten Maschmeyer ist selbst mal Opfer eines Einbruchs gewesen. Darum begrüße er zwar alles, was solche Taten vermeidet. Aber investieren möchte er trotzdem nicht. In Zeiten des „Internet of Sings [sic!]“, so Maschmeyer, hätte er sich eine bessere Vernetzung des Geräts gewünscht. 

Den Löwen geht die Luft aus

So oder so ähnlich geht es in den nächsten Pitches weiter. Zwar findet Williams die Perioden-Unterwäsche Ooshi gut. Aber für einen Deal reicht es am Ende nicht, als ihr die Berliner Gründerinnen ein Gegenangebot machen. Und die Kassen-App Scansation aus München gefällt keinem der Investoren.

Wer bis hierhin noch nicht eingeschlafen ist, erlebt am Ende immerhin noch einen einigermaßen unterhaltsamen Pitch eines jungen Gründers. Trotzdem gab es in dieser Staffel schon spannendere Auftritte. An der Kakaokugel Elimba ist Nils Glagau interessiert. Schließlich sei er schon selber im Land der Kakaopflanze unterwegs gewesen und könne sich mit der Motivation des Gründers identifizieren, ein Stück südamerikanisches Lebensgefühl nach Deutschland holen zu wollen.

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Dass Kakao belebt und Menschen sogar in Trance-ähnliche Zustände versetzen kann, findet Glagau zusätzlich spannend. Als der Gründer der Jury seinen Kakao zum Verkosten anbietet, dreht er sich zu Kofler um und freut sich wie ein kleines Kind auf eine „kleine Orgie“. Glagau investiert. Nach der Sendung ist der Deal allerdings geplatzt, wie Gründerszene erfuhr.

Mit Altmännerhumor geht also die letzte Folge DHDL in diesem Jahr zu Ende. Freuen kann man sich auf die neuen Folgen im Frühjahr nach diesem schwachen Finale nicht.

Die Pitches der Folge im Überblick:

    • Fairment wurde 2015 von Leon Benedens und Paul Seelhorst gegründet. Die Berliner liefern Kombucha-Tee zum Selbermachen nach Hause. Für 950.000 Euro bieten die Gründer zehn Prozent ihrer Firmenanteile. Williams und Thelen wollen die gewünschte Summe investieren, aber gegen 30 Prozent der Anteile. Kein Deal.
    • Die Homeshadows-Gründer Gerd Wolfinger und Roland Huber stellen bei DHDL ihren Schattensimulator vor. Das Gerät soll vortäuschen, dass Bewohner zu Hause sind, auch wenn sie in Wirklichkeit zum Beispiel verreist sind. Die Gründer wollen 20 Prozent ihrer Firmenanteile abgeben und brauchen 100.000 Euro. Ralf Dümmel investiert.
    • Die ehemalige Zalando-Einkäuferin Kristine Zeller und die Ex-McKinsey-Beraterin Kati Ernst haben Ooshi gegründet. Unter der Marke verkaufen sie Unterwäsche, die Frauen während ihrer Menstruation tragen können. Die Gründerinnen wollen zehn Prozent ihres Unternehmens abgeben und brauchen 300.000 Euro. Judith Williams ist interessiert, will aber mehr Anteile. Es kommt kein Deal zustande.
    • Die Scansation-Gründer Leo von Klenze und Andreas Klett wollen das Einkaufen im Supermarkt verkürzen. Dazu haben die beiden eine App entwickelt, mit der Supermarkt-Kunden Produkte gleich am Regal scannen können. 500.000 Euro für 15 Prozent Firmenanteile wollen die Gründer. Kein Deal.
    • Elias El Gharbaoui hat zusammen mit seiner Mutter Barbara das Startup Elimba gegründet. Sie verkaufen Bällchen aus Kakaopulver und Gewürzen, die in Flüssigkeit aufgelöst und getrunken werden können. Das Angebot: 50.000 Euro für 24,9 Prozent der Unternehmensanteile. Nils Glagau investiert. Nach der Sendung platzte der Deal aber.

Bild: VNOW / Bernd-Michael Maurer