Es war bereits länger angekündigt, nun wird es umgesetzt: Google finanziert ein neues Internet-Institut in Berlin, wofür der Internet-Riese 4,5 Millionen Euro in die Hand nimmt und das Institut für Gesellschaft und Internet (www.internetundgesellschaft.de) gründet, das wissenschaftlich und organisatorisch unabhängig bleiben soll. Getragen wird das von Google finanzierte Institut von der Humboldt Universität zu Berlin, der Universität der Künste in Berlin sowie dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Im Herbst 2011 startet das Forschungszentrum. Gründerszene war vor Ort und dokumtiert per Video die Ziele des Instituts und Googles Interesse an diesen.

Google Forschungsinstitut Google Forschungszentrum

Mitgestaltung an der digitalen vernetzten Gesellschaft fördern

Eric Schmidt, Executive Chairman von Google, hatte es Anfang des Jahres angekündigt – jetzt wird es Wirklichkeit: Gemeinsam mit führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen initiiert Google ein unabhängiges Forschungszentrum für Internet und Gesellschaft in Berlin. Ziel des Instituts ist es, die vom Internet ausgelösten und verstärkten Veränderungen der Gesellschaft besser zu verstehen und allen Gruppen die Mitgestaltung der digitalen vernetzten Zukunft zu ermöglichen. Das findet Google gut.

Erforscht werden sollen internet-basierte Innovationen, politische Rahmenbedingungen sowie die damit verbundenen rechtlichen Aspekte. Großen Wert wird auf den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft und Privatwirtschaft gelegt. Dass sich mit dem Forschungs-Investment wohl auch ein nicht unbedeutender Anteil Lobbyismus verbindet, blieb eher außen vor. Google, das im Zuge von Google Street View und Google Books wiederholt der deutschen Politik hitzige Diskussionen bescherte, dürfte seine Institutsgründung auch als Instrument zur Untermalung des guten Willens zu nutzen wissen. Mit einem Forschungsansatz in Berlin kann das Unternehmen, das seinen Europa-Hauptsitz aufgrund der günstigen Steuerlage in Dublin hat, seinen Finger auf den deutschen Gründer-Puls legen und parallel das eigene Ohr auf den Schienen der Politik platzieren, um den nächsten Datenschutz-Zug anrollen zu hören.

Da überrascht es auch nicht, dass in der Pressearbeit des Instituts immer wieder auf den scheidenden Eric Schmidt hingewiesen wurde, der das Projekt Anfang des Jahres angekündigt hatte, um die Tragweite des Projekts zu untermalen. Bei der Berliner Pressekonferenz vom heutigen Tage wurden jedoch ganz andere Dinge thematisiert. Die anwesenden Journalisten interessierten sich vor allem für die Unabhängigkeit des Instituts und versuchten Googles Interesse auf den Zahn zu fühlen. So ganz trifft der Gedanke eines Förderers aus der Privatwirtschaft in der deutschen Universitätsmentalität wohl noch nicht auf Wohlgefallen – dabei bedeutet er bei aller politischen Positionierung auch eine vielversprechende Chance für die hiesige Forschung, die nun erstmalig einen umfangreichen vernetzten Forschungsansatz zur Internet-Thematik angehen kann.

Institut soll unabhängig von Google sein

Um die Unabhängigkeit des Instituts sicher zu stellen, existieren von Anfang an zwei Gesellschaften: Eine Fördergesellschaft gewährleistet die Finanzierung des Instituts und zu Beginn wird alleinig Google diese als geldgebender Gesellschafter unterstützen, doch weitere Investoren sind angedacht und erwünscht. Währendessen soll das unabhängige Institut als Forschungsgesellschaft die Inhalte und Ziele der Forschung bestimmen, die ein wissenschaftlicher Beirat des Instituts kritisch begleitet. Weitere Kooperationspartner und finanzielle Förderer sollen noch gewonnen werden. Das neue Institut soll als An-Institut der Humboldt-Universität gegründet und in den Räumen der dortigen Juristischen Fakultät untergebracht werden.

Google wird in den ersten drei Jahren insgesamt 4,5 Millionen Euro zur Verfügung stellen, eine Summe die für deutsche Ohren hoch klingt, im wissenschaftlichen Umfeld – gerade in den USA – wohl aber eher gering für einen Internetriesen wir Google zu Buche schlägt. Spannend ist vielmehr Googles Signal, mit der Gründung des Instituts die eigene Dialog- und Lernbereitschaft zu untermalen. Jener Internet-Konzern, der lange Zeit dafür bekannt war, niemals Werbung zu schalten, geht nun den Bildungsweg zur Kommunikation seiner Ziele und ermöglicht der deutschen Hochschullandschaft einen viel versprechenden Forschungsansatz. Ob das Unternehmen aus Mountain View dabei neben Geld auch Knowhow oder Firmendaten mit einfließen lässt, bleibt erstmal offen.

Bei aller berechtigten kritischen Betrachtung des Unterfangens, kann sich für die Forschung gefreut werden. Wenn die Ergebnisse stimmen, darf es als sehr wahrscheinlich gelten, dass Google das Unterfangen weiter finanziert und sicherlich werden auch andere große Internet-Unternehmen wie Microsoft oder das aus Datenschutz-Sicht diskussionswürdige Facebook bald mit vergleichbaren Ansätzen nachziehen. Für alle, die sich selbst ein Bild von Googles Plänen in Berlin machen wollen, hat Gründerszene sonst ein paar Stimmen der beteiligten Akteure eingefangen.

Film ab!

Mitarbeit: Nora-Vanessa Wohlert