Bereits in den vergangenen Monaten hatte sich der Online-Versender Zalando üppig mit Kapital eingedeckt – was sicherlich auch dem kostenintensiven Geschäftsmodell und rapiden Wachstumskurs geschuldet war. Nun holt das Unternehmen aus der Samwer-Schmiede drei Banken mit an Bord – und könnte mit der Fremdkapitalfinanzierung auch seine Eigenkapitalrendite vor dem bevorstehenden Börsengang aufbessern.

Zalando Fremdkapital Commerzbank KfW Sparkasse Mittelthüringen

Zalando sammelt weitere Millionen ein

Gerade erst hatte der Berliner Online-Versender Zalando (www.zalando.de) die US-amerikanische Großbank J.P. Morgan an Bord geholt, nun wird fleißig weiter Geld eingesammelt: Die Commerzbank, die Sparkasse Mittelthüringen und die KfW Bankengruppe stellen der Zalando GmbH eine langfristige Fremdkapital-Finanzierung in Höhe von 40,7 Millionen Euro zur Verfügung. Mit den Mitteln will der finanziell bereits gut ausgestattete Online-Versender den Innenausbau seines ersten eigenen Logistikzentrums teilfinanzieren.

Bereits im Dezember 2011 wurde der Grundstein für die 78.000 Quadratmeter große Halle in Erfurt gelegt. Die letzten Arbeiten an den Erweiterungsgebäuden sollen voraussichtlich im Sommer 2013 abgeschlossen werden. Das Finanzierungspaket enthält zudem eine Betriebsmittellinie, mit der zusätzlich das operative Geschäft finanziert werden soll. Allem Anschein nach verschlingt der rasante Expansionskurs des Unternehmens genau wie das mitunter kostenintensive Geschäftsmodell weiterhin erhebliche Mittel.

Fremdkapital: gut für die Eigenkapitalrendite?

Aber auch vor dem Hintergrund eines bevorstehenden Börsengangs – dass dieser bevorsteht, dürfte sicherlich kaum noch anzuzweifeln sein – hilft die Fremdkapitalfinanzierung möglicherweise. Auf diesem Weg kann die Eigenkapitalrendite verbessert werden, die als Quotient von Gewinn und Eigenkapital bei börsennotierten Unternehmen eine wichtige Kennzahl darstellt. Zum Tragen kommt hier der sogenannte Leverage-Effekt: Wird der Gewinn mit dem frischen Kapital erhöht, steigt die Rendite an – allerdings nur sofern die Fremdkapitalzinsen unter der Gesamtkapitalrendite liegen. Gleichzeitig erhöht sich zudem auch der Verschuldungsgrad.

Derweil bleibt die Frage offen, ob das Unternehmen, das erst zur Jahresmittel die Umsatzmarke von einer halben Milliarde Euro hinter sich gelassen hatte, derzeit Probleme mit dem Abschluss weiterer Finanzierungsrunden hat. Insbesondere um den (früheren?) Hausfinanzierer von Rocket Internet (www.rocket-internet.de), der schwedischen Konzern Investment AB Kinnevik (www.kinnevik.se), ist es in den vergangenen Monaten auffällig ruhig geworden. Zuletzt hatte der Geldgeber im April dieses Jahre weitere fünf Prozent der Anteile an Zalando gezeichnet. Demgegenüber ließe sich das Engagement der Banken, die sich aus spekulativen Geschäften generell eher zurück halten, mit Blick auf den Geschäftserfolg durchaus als positives Zeichen interpretieren.

Noch zum Jahresende soll das neue, „hochmoderne“ Logistikzentrum in Erfurt eröffnet werden. Vor Kurzem hatte das Berliner E-Commerce-Unternehmen zudem bekannt gegeben, auch in Mönchengladbach ein eigenkonzipiertes Logistikzentrum zu errichten, um seine europäischen Vertriebsaktivitäten zu stärken. Zalando ist nach eigenen Angaben ist mittlerweile in vierzehn europäischen Märkten aktiv. Seit September sind die Seiten in Polen und Norwegen online.

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