Die mobile App Gigalocal (www.gigalocal.de) will den lokalen Dienstleistungsmarkt revolutionieren. Der geplante Start der App war bereits seit Monaten Gesprächsstoff in der Szene. Die App funktioniert wie ein virtueller Wunschzettel für unterwegs und soll Jobs in der Nachbarschaft vermitteln. In das Hanse Ventures (www.hanse-ventures.de) Startup haben bereits Heiko Hubertz von Bigpoint (www.bigpoint.net), Edgar Berger von Sony Deutschland und Holtzbrinck Ventures (www.holtzbrinck-ventures.com) investiert. Zum Start der App hat Gründerszene mit Sebastian Diemer, einem der Macher, über den mobilien Minijobdienst gesprochen.

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Wer bist du und was machst du?

Hallo, mein Name ist Sebastian. Ich bin einer der Gründer von Gigalocal. Gigalocal wurde im April 2011 von meinem Mitgründer Alexander Graubner-Müller, Hanse Ventures und mir gegründet. Seitdem sind wir auf über 40 Mitarbeiter an unseren Standorten Hamburg und Berlin gewachsen. Von hier aus koordinieren wir den Launch in diesen beiden Städten und bereiten parallel den Start in weiteren deutschen und europäischen Großstädten vor. Gigalocal ist die Wünsch-Dir-Was-App und funktioniert wie ein virtueller Wunschzettel für unterwegs. Wenn ich zum Beispiel Hilfe beim Aufbau eines Ikea-Regals oder beim Umzug brauche, tippe ich meinen Wunsch, Übergabeort und –zeit sowie den Preis ein. Über 150 Premiumpartner und tausende Gigalocal-User, die sich in der Nähe befinden, werden über meinen Wunsch benachrichtigt und können mein Gesuch schnell und unkompliziert erfüllen. Clevere Leute können die App also dazu nutzen, in der Nachbarschaft Geld zu verdienen. Mit Gigalocal wollen wir das Thema Micro-Jobs revolutionieren.

Hinter jedem Erfolg steckt eine Vision. Wie seid ihr auf eure Idee gestoßen?

Jeder kennt das Problem: Man benötigt irgendwas schnell. Egal, ob das ein vergessenes iPhone-Ladegerät ist oder die Reinigungshilfe, die schnell vorbei kommen soll, bevor die Freundin zu Besuch kommt. Das (mobile) Internet wird wieder lokaler, schneller und nachhaltiger durch Collaborative Consumption. Mit Gigalocal haben wir diesen Trend erkannt und bewegen uns innerhalb der drei großen Trendthemen Mobile, Social und Local.

Noch wichtiger als die Idee ist häufig das Team. Wer sind die Gründer, was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr zueinander gefunden?

Mein Mitgründer Alexander Graubner-Müller (CTO) und ich kennen uns schon seit Jahren aus den wilden früheren Zeiten in Wiesbaden. Nach unserem Studium an der London School of Economics beziehungsweise Uni St. Gallen führte uns ein akademisches Projekt wieder zusammen. Erste Onlineerfahrung sammelten wir durch den Bootstrap einer Trading-Plattform. Anschließend waren wir zusammen mit Oliver Samwer in China und haben dort die Infrastruktur für Groupon mit aufgebaut. Einen besseren Execution-Crashkurs gibt es wohl nicht – Learning pur. Bei Gigalocal gibt es eine klare Aufgabenverteilung: Während Alexander sich um die Entwicklung und Optimierung der Technik und die operativen Prozesse kümmert, betreue ich Marketing, Strategie und Expansionsplanung. Wir wohnen zusammen, arbeiten, zusammen, trinken zusammen – das Gründerleben wie es sein sollte.

Viele Gründungsideen sind nicht gänzlich neu. Was ist euer USP und was macht ihr anders als alle anderen?

Das Internet hat zu einem Wandel des Konsumentenverhaltens beigetragen. Nicht nur Wissen, wie Reiseerfahrungen, wird über das Internet mit der Masse geteilt und beeinflusst das Kaufverhalten. Ein neuer Trend ist, Güter wie Autos und Wohnungen, über das Internet zu teilen – Stichwort kollaborativer Konsum. Das mobile Internet geht sogar noch einen Schritt weiter und eröffnet in Form von lokalitätsbezogenen Services ein weiteres Feld für das Erbringen von Kleinst- Dienstleistungen. Und hier setzt Gigalocal an. Außergewöhnlich und neu ist, dass wir mit Gigalocal einen nachfragegetriebenen Ansatz verfolgen, das heißt der Kunde bestimmt den Preis und nicht der Markt. Hinzu kommt, dass Gigalocal sich im Unterschied zu bekannten Anbietern wie eBay durch die Kombination einer lokalen, mobilen und zeitkritischen Komponente auszeichnet. Wir verbinden Menschen und Bedürfnisse in Echtzeit.

Zum Business: Wie funktioniert euer Geschäftsmodell? Und wie groß ist das Marktpotential?

Gigalocal positioniert sich als Vermittlungsplattform zwischen Endkunden und lokalen Businesses beziehungsweise Privatpersonen, die (ähnlich wie die Powerseller auf eBay) Gigalocal gewerblich nutzen. Endkunden haben mit Gigalocal ein einfach zu bedienendes Tool, das den richtigen Erfüller vermittelt – egal ob das ein Lieferdienst, ein Handwerker oder eine Autovermietung ist. Das Innovative daran: Gigalocal erspart den Blick in die Gelben Seiten, die Auswahl eines geeigneten Partners und den Vergleich verschiedener Angebote. Der User gibt an, was er haben möchte und was er dafür zahlt – that’s it. Bei Gigalocal ist der Kunde wahrlich König. Lokalen Gewerbetreibenden bietet Gigalocal einen zusätzlichen Akquise– und Vertriebskanal für eine stetig wachsende, zahlungskräftige Zielgruppe. Derzeit haben wir über 150 Premiumpartner in Berlin akquiriert, die nach einer Testphase eine Provision für vermittelte Transaktionen an Gigalocal abführen.

Ideen umzusetzen kostet Geld. Wie finanziert ihr euch?

Gigalocal ist ein Marktplatzmodell, das für den Aufbau der kritischen Masse sicherlich kapitalintensiver ist als Commerce- oder Lead-Generation-Konzepte. Eine einmal aufgebaute kritische Masse stellt andererseits Eintrittsbarrieren dar. Somit liegt der Fokus momentan auf der Verbreitung des Konzepts und weniger auf der frühzeitigen Monetarisierung. Wir haben unser Unternehmen zusammen mit dem Inkubator Hanse Ventures gegründet. Weitere finanzielle Unterstützung haben wir durch Holtzbrinck Ventures, Edgar Berger (CEO Sony BMG Deutschland) und Heiko Hubertz (Gründer/CEO Bigpoint) erhalten. Somit haben wir genug Kapital, um Gigalocal am Markt zu positionieren, bevor wir uns durch Umsätze refinanzieren können.

Gibt es etwas, das euch noch fehlt? Ein Mitarbeiter, ein Investor oder ein Büro?

Gigalocal hat ein großartiges Team an jungen, leistungsorientierten Mitarbeitern und einen reichweitenstarken und strategisch wertvollen Gesellschafterkreis. iOs- und Android-Entwickler suchen wir noch immer händeringend – geeignete Kandidaten können sich gern bei mir melden. Abgesehen davon, haben wir einen enormen Verschleiß an RC-Helikoptern (ein bis zwei pro Woche) – eine passende Vollkaskoversicherung haben wir hierfür bisher nicht finden können.

Gibt es ein großes Vorbild für euch?

Morten Lund.

Stellt euch vor, ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Durch Hanse Ventures haben wir jeden Mittag die Möglichkeit, mit bekannten Personen aus der Old und New Economy zu lunchen. Außerdem hat uns das Netzwerk Zugang zu zahlreichen Investoren, Pionieren, Bloggern und anderen Gründern verschafft, sodass der ein oder andere „to have lunch with“ bereits von der Liste gestrichen werden konnte. Persönlich würde ich gerne mal mit Sascha Lobo Mittag essen – ich werde einen Gig dafür erstellen, wenn ich das nächste Mal in Berlin bin.

Wo steht ihr heute in einem Jahr?

Ein Smartphone-Besitz ist im Grundgesetz verankert und User nutzen keine trölftausend verschiedenen Apps für Essenslieferungen, Kaufwünsche, Sportpartner, Transporte, Dienstleistungen und so weiter, sondern eine App, in der sie eingeben, was sie haben möchten. Wir sind europaweit unterwegs und haben die Welt ein kleines bisschen mehr Gigalocal gemacht.

Sebastian, vielen Dank für das Gespräch.