Vor einem Jahr legte das US-amerikanische Couponing-Schwergewicht Groupon achtzehn Monate nach der Übernahme des hiesigen Anbieters CityDeal aus der Mache der Samwer-Brüder einen medienwirksamen Börsenstart auf das Parkett. Seitdem ist viel passiert: Ausstieg eines Kerninvestors, Probleme mit der Börsenaufsicht, Weggang mehrerer zentraler Führungspersönlichkeiten – inklusive der Samwer-Brüder. Rund 80 Prozent an Wert hat das Unternehmen bereits verloren.

Groupon Börse

Groupon verliert 80 Prozent an Wert

Die Börse kann hart sein. Zu Groupon (www.groupon.com) war sie es. Der Blick auf den Börsenkurs zeigt ein eindeutiges Bild: Seit dem Börsengang vor einem Jahr ging es stetig bergab, mehr als 80 Prozent seines Wertes hat der Couponing-Anbieter mittlerweile verloren. Allein nach US-Börsenschluss vergangene Nacht ist das Groupon-Papier nach Bekanntgabe der Quartalszahlen noch einmal um knapp ein Fünftel nach unten gesackt.


Groupon-Kurs von finanzen.net

 

 

Grund für den jüngsten finanziellen Erdrutsch ist die nicht zufrieden stellende Entwicklung des Unternehmens: Insgesamt 568,6 Millionen US-Dollar Umsatz wurden vermeldet – und damit weniger als die von Groupon selbst erwarteten 580 bis 620 Millionen US-Dollar, weniger als die von den meisten Analysten gemeinhin erwarteten 590 Millionen US-Dollar und nicht mehr als die 568,3 Millionen Euro des vorangegangenen Quartals. Die Enttäuschung der Anleger lässt sich dabei besonders gut am Gewinn pro Aktie verdeutlichen: Es gab keinen.

Erhebliche Probleme in Europa

Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen Quartale wird schnell klar, dass das zunächst steile Wachstum der Rabattschleuder ein jähes Ende gefunden hat: Stand im ersten vollen Börsenquartal von Januar bis März dieses Jahres – trotz eines Jahresverlustes von 370 Millionen US-Dollar – noch ein Plus von knapp 90 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal zu Buche, waren es im zweiten Quartal lediglich 45 Prozent und zuletzt nun 32 Prozent.

Beim Gewinn – immerhin: es stand kein Verlust zu Buche! – sieht die Entwicklung ähnlich ernüchternd aus. Nach 28,4 Millionen US-Dollar im zweiten Quartal rutschte das Ergebnis auf nunmehr 25,4 Millionen US-Dollar ab. Grund dafür ist insbesondere das Geschäft in Europa, wie CEO Andrew Mason zur Bekanntgabe der Zahlen erläuterte. Seine Einschätzung, dass Groupon in Europa zu sehr auf Marktanteilsgewinne gesetzt und dabei zu nachlässig bei Innovation und Technologie aber auch mit der Kunden- und Händlerzufriedenheit umgegangen sei, darf wohl als fast aberwitzige Untertreibung gewertet werden: Mit seinen dubiosen Methoden hatte insbesondere der hiesige Ableger in der Vergangenheit für Negativschlagzeilen gesorgt.

1.000 Arbeitsplätze gestrichen

Demgegenüber habe man eine solide Entwicklung im US-amerikanischen Markt verzeichnet – mit Wachstumsraten von bis zu 80 Prozent. Besonders der Direktverkauf sei bei den Nutzern gut angekommen, mit 145 Millionen US-Dollar stammt rund ein Viertel des Umsatzes aus diesem Segment. Ob man beim Weihnachtsgeschäft wie erhofft wieder etwas aufholen können wird, wird sich nicht zuletzt an den Nutzerzahlen ablesen lassen. Für das vergangene Quartal vermeldete Groupon eine Zahl von 39,5 Millionen aktiven Nutzern, was einem Plus von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Auch mit der Börsenaufsicht hat Groupon immer wieder zu tun. Nachdem beim ersten Quartalsbericht bereits Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren, hat die Securities and Exchange Commission (SEC) Medienangaben zufolge nun detailliertere Finanzberichte verlangt und eine Erklärung gefordert, warum das Unternehmen die Zahl der zu erwartenden Reklamationen unterschätzt hat.

Ist das Couponing-Modell gescheitert?

Groupon selbst will die Negativentwicklung insbesondere durch Kosteneinsparungen aufhalten. Dazu wurden bereits die Ausgaben im operativen Betrieb deutlich gesenkt, insbesondere in den Bereichen Vertrieb und Administration. Zum ersten Mal in der Groupon-Geschichte sank die Anzahl der Beschäftigten – und zwar um immerhin knapp 1.000 Mitarbeiter auf insgesamt 11.866.

Mit den schlechten Groupon-Zahlen – aber auch der Komplettabschreibung Amazons auf die teuer eingekaufte Plattform Living Social und der Aufräumarbeiten bei Googles DailyDeal – wird deutlich, dass sich der Couponing-Markt im Umbruch befindet – auch wenn die Telekom hierzulande gerade als Nachzügler in den Markt eintritt. Wie die Zukunft für die zahlreichen Anbieter von Groupon über DailyDeal bis hin zu Rebate Networks aussehen könnte, hat Gründerszene gerade erst beleuchtet. Für Groupon stehen also trotz der Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft harte Monate bevor. Ob das Unternehmen mit geringeren Kosten und einem Shop-Ansatz die Trendwende schaffen kann?