LivingSocial Deals Finanzierung

LivingSocial: 110 Millionen US-Dollar von Altinvestoren

Dass sich derzeit die Meldungen zur jüngsten Finanzierungsrunde des US-amerikanischen Couponing-Anbieters LivingSocial (www.livingsocial.com) überschlagen, dürfte – neben der hohen Wellen, die die Branche seit Monaten schlägt und die in der Rück-Übernahme der zwischenzeitlichen Google-Tochter DailyDeal durch die Heilemann-Brüder ihren letzten Höhepunkt hatte – sicherlich an den Einzelheiten der Finanzierung liegen. Vorab: Das Unternehmen hat die frischen 110 Millionen US-Dollar von „einigen der bisherigen Investoren“, darunter Revolution – das Investmentvehikel des früheren AOL-Chefs Steve Case – und Amazon, nicht in Form von Fremdkapital aufgenommen, wie zunächst in einigen Medien berichtet wurde.

Stattdessen wurden nach Angaben des Unternehmens weitere 7,5 Prozent der LivingSocial-Anteile verkauft, womit die Bewertung der Schnäppchenschleuder bei knapp 1,5 Milliarden US-Dollar liegen würde. Das ist – wenngleich mehr, als es zunächst in den entsprechenden Berichten hieß – ganz erheblich weniger als auf dem Höhepunkt und sogar weniger, als im Jahr 2010 der Online-Riese Amazon 175 Millionen US-Dollar investierte. Im vergangenen Jahr hatte der Online-Versender seine 29-prozentige Beteiligung dann bereits nahezu vollständig abgeschrieben. Insgesamt hat LivingSocial über die Jahre rund 920 Millionen US-Dollar an Kapital aufgenommen, die jüngste Runde miteinberechnet.

Fremdkapital-ähnliche Struktur?

Missverständnisse um die vermeintliche „Notfinanzierung“ mit Fremdkapital zu brachialen Konditionen mögen nicht zuletzt daher stammen, dass die Transaktion außerordentlich komplex strukturiert zu sein scheint. Zwar wurden die Anteile wie üblich in Vorzugsaktien ausgegeben, allerdings bekamen die Investoren der jüngsten Runde den Angaben zufolge erweiterte Rechte zugesprochen, so etwa eine Position im Board des Unternehmens zu besetzen.

Hinzu kommt, dass ein Teil der finanziellen Details nicht öffentlich gemacht wurde, was angeblichen überaus großzügigen Bardividenden und Liquidationspräferenzen einen Nährgrund gab und die Analysten zur Einschätzung „Fremdkapital-ähnlich“ bewegte. Zudem fehlen etwa Angaben dazu, zu welchem Preis die Vorzugsaktien in reguläre Papiere umgewandelt werden können. Dem schlagzeilenträchtigen Ursprungs-Report des US-Analystenhauses PrivCo hat Livingsocial selbst zwar mittlerweile mehrfach widersprochen – gleichwohl bleiben eine ganze Reihe an Fragen weiterhin ungeklärt.

Finanzielle Verwirrung hin oder her, die neue Finanzierung dürfte für LivingSocial derweil zum letzten Strohhalm werden – um so mehr, falls sich die Transaktion tatsächlich als derart verzweifelt bewahrheiten sollte. Mehr als eine Milliarde US-Dollar an Verlusten hat die Gutschein-Plattform seit 2011 eingefahren, im vergangenen Jahr wurden 500 Mitarbeiter entlassen. Darüber hinaus wurde der Wert einiger internationaler Beteiligungen im vergangenen Jahr herunter geschrieben, was zu einer Wertberichtigung von 579 Millionen US-Dollar führte.

Schaut man sich die jüngsten Nachrichten zum Platzhirschen Groupon oder zum Google-Ausstieg bei Dailydeal an – und auch bei anderen Anbietern soll es derzeit heftigst rumoren –, wird schnell klar, dass neue Geschäftsmodelle für die Couponing-Industrie gar nicht schnell genug kommen können.

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