Internetgipfel in Berlin – Merkel sorgt sich um digitale Wirtschaft

Die deutsche Politik interessiert sich nicht für die Startup-Szene. Lange schon gibt es diesen Vorwurf. Laut dem Handelsblatt konnte HackFwd-Gründer Lars Hinrichs Bundeskanzlerin Angela Merkel nun von einem Internetgipfel überzeugen: Am Montag trifft sich die Kanzlerin unter anderem mit NumberFour-Gründer Marco Boerries, Immobilienscout-Gründer Joachim Schoss, Txtr-Gründer Christophe Maire und Doo-Gründer Frank Thelen. Das Ziel des Treffens: Die deutsche Internetszene soll internationale Größen generieren. Die Kanzlerin ist auf der Suche nach der deutschen Version von Apple, Amazon oder Facebook. Die Politik scheint das Potenzial des Internets zu erkennen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel fragt sich, warum es in Deutschland keine Schwergewichte in der digitalen Ökonomie gibt. Laut einem Bericht des Handelsblatts plant Merkel für kommenden Montag einen vertraulichen Internetgipfel mit ausgewählten Persönlichkeiten der deutschen Startupszene. Der Grund: Die Kanzlerin will die Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft verbessern.

Laut dem Handelsblatt sorge sich die Bundesregierung, dass Deutschland und Europa im Wettbewerb mit den Branchengrößen Amazon, Google, YouTube oder Apple immer weiter zurückfallen. Seit Jahren habe es in Deutschland keine Neugründung in der Internetwirtschaft mehr gegeben, die international mithalten könne, schreibt die Zeitung. Einzig SAP könne als kleine Ausnahme gelten.

Internetgipfel wurde von Lars Hinrichs initiiert

Inspirator des Internetgipfels der Kanzlerin war Lars Hinrichs, der ein guter Bekannter von Regierungssprecher Steffen Seibert ist. Hinrichs stellt gegenüber dem Handelsblatt fest, dass „Europa im Internet keine entscheidende Rolle spielt“. Der HackFwd-Gründer stellte für die Kanzlerin im Nachgang zu einer Präsidiumsklausur der CDU, bei der er einen Vortrag über die Branche gehalten hatte, nun eine Runde von acht Internetunternehmern zusammen, „die etwas bewegen können und wollen“.

Zu den Teilnehmern gehören neben E-Business-Experten unter anderem Marco Boerries, Joachim Schoss, Christophe Maire und Frank Thelen. 88 Unternehmen haben diese Unternehmer bislang gegründet oder mitgegründet, diese stehen laut Hinrichs für insgesamt mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz.

Internetgipfel: Rahmenbedingungen diskutieren

Nach Informationen des Handelsblatts will die Bundesregierung nun durch Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmensgründungen nicht nur in traditionellen Industrien, sondern auch in der New Economy gezielter wachsen. Beim Internetgipfel sollen Schwächen und mögliche Hilfe besprochen werden.

Als Basis für die Diskussion dient ein Thesenpapier (Gründerszene freut sich über Einblick) mit den „zentralen Punkten für eine neue Strategie im digitalen Zeitalter“. Themen seien unter anderem Zugang zu Venture Capital, staatliche Förderprogramme, Rechtsformen und Bürokratieabbau.

Politik und Startups: Welche Prozesse funktionieren?

Bereits vor einigen Monaten hatte es auf Initiative von Gründerszene und dem Bundeswirtschaftsministerium ein Treffen zwischen Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler und etwa 15 Köpfen der Startupszene gegeben. Zu den Teilnehmern gehörten unter anderem Klaus Hommels, Jens Begemann und Verena Delius. Der Austausch soll fortgesetzt werden.

Der Internetgipfel der Kanzlerin und das Interesse aus dem Wirtschaftministrium spricht dafür, das die Politik das Potenzial in der digitalen Wirtschaft erkannt hat. Die große Frage bleibt: Wie lassen sich Prozesse schaffen, fernab von Verbänden, in denen Politik und Startups sich austauschen können, neue Rahmenbedingungen und mehr passiert als Dialog. Prozesse, in die die Politik passt, die aber auch mit der Geschwindigkeit und Mentalität der Startups mithalten können.

Bild (oben): CDU