Basierend auf der menschlichen Sammelleidenschaft hat sich ein neuer Startup-Trend etabliert. Auf virtuellen Pinnwänden kann man seine Fundstücke aus dem World Wide Web sammeln, ordnen und zum gegenseitigen Vernetzen nutzen. Angefangen mit Social-Bookmarking-Diensten entstanden nach und nach neue Portale, die ein ähnliches Konzept mit anderen Schwerpunkten bieten. Und wo es einen Markt gibt, sind die Copycats nicht weit. Pinspire (www.pinspire.de), das neue Projekt des Samwer-Inkubators Rocket Internet (www.rocket-internet.de), hat sich stark vom amerikanischen Vorgänger Pinterest (www.pinterest.com) inspirieren lassen. Auch das gerade gelaunchte Berliner Portal LikedBy (www.likedby.com) bietet seinen Usern eine Pinnwand für die digitale Gefällt-mir-Darstellung. Wo liegen die Unterschiede der Anbieter?

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Die virtuelle Pinnwand – ein Trend

Ob Notizen zu wichtigen Terminen, die neuesten Rezepte oder Bilder, die man nicht vergessen möchte – die gute alte Pinnwand war für alles da, was gesammelt werden musste. Heutzutage gibt es längst digitale Alternativen zu den Holz-, Kork- oder Magnettafeln.

„Entdecke, sammle und teile deine Interessen“, der Einladungs-Slogan auf Pinspire – noch in der Betatest-Phase – verrät bereits alles, was man über das Prinzip der virtuellen Pinnwand wissen muss. Über die persönliche Pinnwand und die darin enthaltenen thematisch geordneten und gezählten Links kann man sich buchstäblich ein Bild von anderen Usern machen, ihnen wie bei Twitter folgen und ihre Links kommentieren. Durch die Einbindung von Social-Media-Buttons kann man diese bei sozialen Netzwerken wie Facebook ausfindig machen. Beim amerikanischen Vorgänger Pinterest kann man all das auch.

Pinterest wurde bereits 2010 im kalifonischen Palo Alto von Evan Sharp, Ben Silbermann und Paul Sciarra gegründet. Mit einer Series-B-Finanzierung von über 27 Millionen US-Dollar durch Andreessen Horowitz im Oktober diesen Jahres verfügt das Startup über eine Gesamtfinanzierungssumme von 37,5 Millionen US-Dollar. Auch die Pageviews können sich sehen lassen. Allein im Oktober waren es 421 Millionen in den USA.

Social Shopping, Social Bookmarking, Social Pinning  – ein Konzept mit vielen Anbietern

Pinterests Konkurrenten auf dem amerikanischen Markt sind die Social-Shopping-Anbieter Svpply (www.svpply.com) und Wanelo (www.wanelo.com). Bei beiden liegt der Fokus auf den Kauf von Produkten, die man auf der eigenen Profilseite pinnen kann. Die Abkürzung Wanelo für want, need, love beschreibt das darauf basierende Prinzip. Das Londoner Konkurrenz-Startup Nuji (www.nuji.com), das neben Produkten auch Leute und Stores einordnet, nutzt für das selbe Prinzip den Begriff der sozialen Wunschliste.

Die angeführten Social-Web-Dienste erinnern an ältere Bookmarking-Seiten wie Delicious (www.delicious.com) oder Mister Wong (www.mister-wong.de) und auch hier greift das Konzept. Auch beim Bookmarking geht es um das Sammeln von Links, die dem User besonders gefallen oder aufgefallen sind, auch hier kann sich der User mit diesen Links selbst darstellen. Der Fokus bei diesen Lesezeichen-Diensten liegt jedoch vorwiegend auf dem Sammeln und Speichern der Lieblingslinks und weniger auf dem Austausch untereinander.

LikedBy setzt auf Community-Gedanken

Anders ist es bei LikedBy. Das erst letzte Woche gelaunchte Berliner Startup bietet seiner Zielgruppe, vorwiegend Frauen zwischen 18 und 40 Jahren sowie Trendsettern mit Vorbildfunktion, zwar auch die Möglichkeit, ihre Lieblingsbilder aus dem Netz abzuspeichern und zu sammeln. Aber durch eine eigene Facebook-App wird hier der Fokus auf den Community-Gedanken und damit auf das Teilen und Vernetzen der User gelegt. Zum Thema Copycat und der augenfälligen Ähnlichkeit zu Pinterest, Pinspire und anderen Portalen äußern sich David Barnowsky und Jonas Asmelash, zwei der vier Gründer, wie folgt: „Wir haben uns von Pinterest und Co. inspirieren lassen und das Grundkonzept übernommen, aber nicht den Content. Und eben die Qualität des Contents ist entscheidend für uns.“

Die nächste Finanzierungsrunde soll spätestens im Januar nächsten Jahres abgeschlossen sein. Inhaltlich wird das Startup vom Inkubator Found Fair Ventures (www.foundfair.de) unterstützt. Einige neue Features wie die Etablierung von systemgenerierten Empfehlungen für die Auswahl  ähnlicher Produkte und Hitlisten für besonders folge-würdige User sollen kommen.

Erinnern: Nächste Runde beim Copycat-Battle

In einer Online-Stellenanzeige bezeichnen sich die Macher von Pinspire selbst als „eines der derzeit spannendsten globalen Internet Startups der Rocket Internet GmbH.“ Die Samwers suchen internationale Verstärkung für ihr neues Copycat und blasen trotz starker Konkurrenz zum globalen Feldzug – Rocket Internet ist bekannt dafür, in kurzer Zeit Startups hochzuziehen und bekannt zu machen. Bedenkt man die früheren Manöver und Praktiken der drei Brüder aus Köln und die mit Likedby gerade gestartete deutsche Konkurrenz , so kann man sich schon mal für 2012 das Battle of the year anpinnen.