Bereits gut 100 Mitarbeiter hat Rocket Internet (www.rocket-internet.de) in Portugal rekrutiert, wo der Samwer-Inkubator ein Tech- und Development-Center aufbaut. Portugal ist somit eine weitere Station innerhalb der ambitionierten Wachstumspläne von Rocket Internet.

Rocket Internet Portugal

Rocket startet ein Tech- und Development-Center

Seit Anfang des Jahres ist Rocket Portugal bereits mit dem Aufbau seines Development-Centers beschäftigt und bringt es bereits auf rund 100 PHP-Entwickler, die laut Informationen von Gründerszene nicht nur für die hispanischen Nationen entwickeln, sondern auch für Südostasien und Afrika. Managing Director und Chief Technology Officer soll dabei laut EU-Startups Miguel Pinto sein, der Portugals Infrastruktursystem moniert, aber weiteres Wachstum in Aussicht stellt.

Doch warum setzen die Samwers auf ein Rocket Portugal? Neben guten Entwickler-Talenten soll das westeuropäische Land auch eine niedrige Lohnstruktur aufweisen und liegt dabei in günstiger Flugentfernung – für den Weltenbummler Oliver Samwer womöglich kein unwichtiger Faktor.

Und auch wenn Rocket Portugal ebenfalls für Asien und Afrika entwickelt, könnte der neue Entwicklerstandort auch als eine Art Brückenkopf nach Südamerika interessant sein: Mit portugiesischen und spanischen Entwicklern lassen sich Mittel- und Südamerika quasi von Muttersprachlern abdecken, während die Strukturen etablierter, gut erreichbar und gleichzeitig kostengünstig sind.

Rocket-Boom – Das Chelsea unter den Inkubatoren

Ein bisschen stellt Rocket Internet derzeit so etwas wie das Chelsea unter den Inkubatoren dar: Ein Russe finanziert den Traditionsclub, in Europa befindet sich der Company-Builder mit seiner alten Garde an der Spitze – nachdem er zuletzt in München Station gemacht hat – und doch mögen die meisten Experten die Hauptstädter aufgrund ihrer unattraktiven Spielweise nicht. Dabei ist die Schlagzahl mit der Rocket derzeit agiert, wirklich beeindruckend: 150 Firmen will das Unternehmen mittlerweile gegründet haben, was einer Gründung pro Woche und 15.000 geschaffenen Arbeitsplätzen entspricht.

Nach dem PR-Tief rund um Management-Abgänge und Oliver Samwers Blitzkrieg-Email sorgen die Berliner mit ihren Expansionen so gerade mächtig für Schlagzeilen:

Dass dabei dennoch auch Fehler nicht ausbleiben, zeigte etwa der von Gründerszene aufgedeckte Codeklau der Samwers bei deren Afrika-Gründung Sabunta – ein Faux-Pas, den man angesichts der Rocket-Ausmaße nicht akzeptieren, aber beinahe verstehen kann. Vor allem wird für so viele Gründungen einges Geld von den Samwers in die Hand genommen – eine anonyme Quelle berichtete Gründerszene, dass dies auch nötig ist: Die von Access investierten 200 Millionen Euro dürften bei so ambitionierten Vorgehen – und speziell den kostenintensiven Amazon-Klonprojekten – gerade einmal rund sechs Monate genügen.

Die Samwers machen also ernst und sind deshalb auch weiter fleißig auf Fundraising-Tour, um diesen weltweiten Apparat weiter durchzufinanzieren. Man darf gespannt sein, ob der ambitionierte Plan des Oliver Samwer aufgeht. Und vielleicht findet er in Portugal ja auch einen Ronaldo, der bei Rocket endlich den Chelsea-Stil ein wenig vergessen machen lässt.

Bildmaterial: Dagur Brynjólfsson