Auf den ersten Blick mag die Beteiligung des Luxusmarken-Konzerns PPR von zehn Millionen Euro an mehreren Rocket-Portfoliounternehmen eher unbedeutend wirken. Aufhorchen lässt sie allerdings aufgrund der Art des Investments: Die Interessen dürften weniger finanzieller als eher strategischer Natur sein.

rocket internet ppr dior

Strategisches Investment

Es ist wahrlich nicht das erste namhafte Investment in die weltweiten Portfoliogesellschaften des Berliner Company Builders Rocket Internet (www.rocket-internet.de). Und doch hat die nun von TechCrunch vermeldete Beteiligung des Luxusgüter-Händlers PPR („Pinault-Printemps-Redoute“) an den Zalando-Varianten Dafiti, Lamoda und Namshi eine besondere Bedeutung, auch wenn sie mit zehn Millionen Euro für Samwer-Verhältnisse recht gering ausfällt – erst gestern wurde eine 65 Millionen US-Dollar-Finanzierung allein für Dafiti bekannt gegeben. Generell können sich die Samwer-Unternehmen gegenwärtig kaum über Kapitalmangel beklagen.

Besonders ist die Beteiligung deshalb, weil sie nicht unbedingt finanzieller, sondern auch strategischer Natur sein dürfte. Zu PPR gehören namhafte Luxus-Labels wie Gucci, Yves Saint Laurent und Alexander McQueen, aber auch die Fashion-Marke Puma oder der Outdoor-Anbieter Tretorn, die bislang eher im traditionellen Handel positioniert waren. Mit der Reichweite und den Logistik- und Marketing-Prozessen der E-Commerce-Plattformen ließe sich etwa im russischen Markt, in dem sich Lamoda nach einem verpatzten Start mittlerweile eine deutlich bessere Positionierung erarbeitet hat, durchaus vorstellen, dass die Rocket-Plattform auch langfristig ein veritabler Vertriebspartner für die PPR-Nobelmarken sein könnte – insbesondere angesichts der immer stärker werdenden Mittel- und Oberschicht und einer stark wachsenden Internet-Verbreitung in dem Land.

Attraktiv in Wachstumsmärkten

Aber auch in den aufstrebenden Regionen in Südamerika oder dem Mittleren Osten könnten die Rocket-Unternehmen einen Weg für PPR darstellen, die Marktpenetration deutlich zu erhöhen – insbesondere weil traditionelle Vertriebswege in solchen Märtken wenig bis gar nicht existieren. Ein weiterer Vorteil: Selbst E-Commerce-Plattformen wie Amazon oder Ebay sind in vielen der Märkte derzeit nur wenig bis gar nicht vertreten.

Zunächst will PPR den Angaben zufolge seine Marken allerdings noch nicht über die Plattformen bewerben. Der französische Konzern hat bereits eine Reihe eigener Investitionen im Online-Geschäft. Was bislang allerdings fehlte, ist die Reichweite der Samwer-Plattformen. Derzeit darf die Beteiligung an den Rocket-Unternehmen sicherlich eher als ein Experiment gewertet werden, denn längst ist nicht klar, ob die Zielkundschaft (schon) zu den Nobel-Angeboten passt. Die Attraktivität des Modells ist allerdings klar erkennbar. Bei einem Quartalsumsatz von 2,5 Milliarden Euro ist ein zweistelliges Millioneninvestment für PPR leicht zu schultern. Ob der Company Builder schon bald ähnliche Partnerschaften mit anderen (Luxus-)Marken ankündigen wird, auch für Zalando?

Bildmaterial: stilettobootlover_83 bei Flickr / Gucci