Smava, Finanzierung, Earlybird, vier Millionen, 4 Millionen

Smava geht gen bella Italia

Es scheint die Zahl dieser Tage zu sein: Nachdem sich gestern bereits Crowdpark (www.crowdpark.de) über eine Finanzierung über vier Millionen Euro freuen durfte, zieht heute der Kredit-Marktplatz Smava (www.smava.de) nach und erhält ein Investment in gleicher Höhe. An der Finanzierungsrunde beteiligen sich die größte italienische Privatbank Banca Sella und die bestehenden Investoren Earlybird (www.earlybird.com) und Neuhaus Partners (www.neuhauspartners.com). Mit 30.000 Kunden ist das Berliner Startup in Deutschland bereits Marktführer. Die neue Finanzspritze soll nun in die Europa-Expansion fließen.

Der Expansionskurs des Kredit-Marktplatzes Smava aus Berlin wird durch eine Wachstumsfinanzierung von vier Millionen Euro unterstützt. Neben den bestehenden Investoren Earlybird und Neuhaus Partners hat sich die größte italienische Privatbank Banca Sella an der Finanzierung beteiligt.

Um nun weiter im europäischen Ausland wachsen zu können, steigt Smava beim italienischen Online-Kreditmarktplatz Prestiamoci (www.prestiamoci.it) ein. Das Unternehmen mit Sitz in der Nähe von Mailand ist der führende italienische Anbieter und hat eine Finanzdienstleister-Lizenz von der Banca d‘Italia. Ziel der Expansion ist es, der größte Online-Kreditmarktplatz in Europa zu werden.

Giacomo Sella, Aufsichtsratmitglied der Banca Sella, wähnt den Kreditmarkt im Umbruch: „Es zeigt sich immer mehr, dass sich das Geschäftsmodell von Banken erheblich verändern wird. Anstatt Kredite mit teurem Eigenkapital zu hinterlegen, ermöglicht Smava den Kunden direkte Geldgeschäfte miteinander. Dabei kommt das Geld zur Finanzierung nicht mehr von der Bank, sondern direkt von Anlegern.“

Die neuen Beteiligungsverhältnisse von Smava

Nach dieser neuerlichen Finanzierungsrunde bringt es Earlybird auf stolze 54 Prozent an Smava, während Neuhaus Partners über 20 Prozent verfügt. Die Banca Sella tritt mit immerhin zehn Prozent zu den Gesellschaftern hinzu, wohingegen das Gründerteam rund um Alexander Artopé nur noch über vier Prozent verfügt. Allerdings darf es als sehr wahrscheinlich gelten, dass die Gründer über Optionen rückbeteiligt wurden, zumal das Geschäftsmodell von Smava einen hohen Kapitalbedarf aufweist und deshalb regelmäßige Nachfinanzierungen benötigt – was zur Folge hat, dass sich die Anteile bei den Investoren akkumulieren, was wiederum die Gründer demotivieren könnte.

Bei einer Rückbeteiligung erhalten die Gründe eine Recompensation in Form von Optionen, die nicht über das offizielle Stammkapital ersichtlich sind. Dies kann eine prozentuale Beteiligung mit gewöhnlichem Vesting sein oder eine gestufte Rückbeteiligung, die sich nach der späteren Exithöhe richtet oder auch eine Kombination aus beidem. Auch bei Smava dürfte eine solche Verfahrensweise wahrscheinlich sein, ist das Gründerteam doch sehr erfahren und der Nutzeraufbau von Smava sehr teuer – ironischerweise besonders auf der Kreditnehmerseite.

Mit den neuen Kapitalgebern aus Italien möchte Smava, nachdem es in Deutschland bereits als einer der Online-Platzhirschen in Sachen Kredite gelten darf, auch Europa angreifen: „Wir haben die letzten Jahre erfolgreich daran gearbeitet, Smava als sicheren und günstigen Kreditmarktplatz in Deutschland zu etablieren und unseren Strukturvorteil gegenüber klassischen Banken auszubauen. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren zum führenden europäischen Anbieter zu werden“, resümiert Smava-Geschäftsführer Alexander Artopé.

Smava setzt auch in Deutschland auf Wachstum

Neben der Expansion in Italien will Smava auch in Deutschland weiter wachsen. Nachdem das Unternehmen 2011 primär in die Produktentwicklung investiert habe und diese Neuerungen in den nächsten Monaten auf den Markt bringen werde, würden die Berliner 2012 weiter auf Wachstum setzen. „Gerade die andauernde Finanzkrise und die aktuellen Bankenproteste zeigen, dass wir mit unserem Angebot im Trend der Zeit liegen. Die Menschen wollen eine Alternative für ihre Geldanlage und Finanzierung, bei der sie selbstbestimmt handeln“, sagt Artopé.

Der Trend zum selbstbestimmten handeln wird durch aktuelle Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) bestätigt. Demnach belief sich das Gesamtvolumen der weltweit vermittelten P2P-Kredite 2010 bereits auf eine Milliarde US-Dollar. In Europa hat es das von Alexander Artopé, Sebastian Rieschel und Eckart Vierkant gegründete Smava dabei mit Konkurrenten wie dem britischen Zopa (www.zopa.com) zu tun, während weltweit der amerikanische Anbieter Prosper (www.prosper.com) wohl zu Smavas Hauptkontrahenten zählt.

Smava, Kreditmarktplatz, Prosper.com, zopa.com

Glaubt man den von Google Trends und Alexa vermittelten Zahlen, performt Smava in diesem Wettstreit zumindest auf europäischem Level weiterhin vielversprechend, hinkt dem amerikanischen Wettbeweber allerdings noch hinterher. In Anbetracht des größeren englischsprachigen Marktes eine gute Ausgangsposition, um nun in Europa weiter zu wachsen.

Vor allem ist das Geschäft von Smava auch kein einfaches: Der Finanzmarkt im Internet ist schwierig und entwickelt sich langsam. Somit müssen Nutzer teuer eingekauft werden, wobei es gilt, das eigene Produkt intensiv zu erklären. Experten sprechen gegenüber Gründerszene von einem Nutzereinkaufspreis von bis zu 500 Euro, weil die CPCs im stark umkämpften Kreditwesen-Segment recht hoch sind.

Daher gab es in der deutschen Internetszene auch schon einige Diskussionen, ob Smavas Geschäftsmodell ausreichend Umsatz generiert, um das Marktplatz-Prinzip auch für den Kreditbereich attraktiv zu machen. Reichweitentechnisch stehen die Berliner vielversprechend dar, wenn nun dank potenter Finanzierung auch die Europa-Expansion gelingt, eröffnen sich weitere Potenziale.