6Wunderkinder Christian Reber
6Wunderkinder Christian Reber 6Wunderkinder-Geschäftsführer Christian Reber

Wunderlist: Business-Kunden sollen zahlen

Nun wird sich’s weisen: Mit Wunderlist Pro haben die 6Wunderkinder (www.6wunderkinder.com) ihr Monetarisierungskonzept für die einst mit viel Brimborium gestartete Aufgabenverwaltung vorgelegt. Für 4,49 Euro im Monat oder 44,99 Euro im Jahr lassen sich damit Funktionen freischalten, die der kostenlosen Variante vorenthalten bleiben. Dazu gehört vor allem die Möglichkeit, Aufgaben zu diligieren. Nicht nur dem Namen nach zielt die Bezahlvariante also auf die Nutzung in Unternehmen ab. Für – generell durchaus angemessene – monatliche viereinhalb Euro pro Nutzer ist das allerdings kaum ein attraktives Angebot. Das soll in Zukunft zwar mit speziellen Angeboten für Geschäftskunden aufgefangen werden, wirkt zum Start allerdings etwas halbgar. Offenbar will die Berliner Softwareschmiede erst noch den „Marktwert“ bei Unternehmen austesten.

Unter Druck stehen die 6Wunderkinder vor allem deshalb, weil ihr erster Anlauf, im Geschäftsbereich Fuß zu fassen und auf diesem Weg Geld zu verdienen, im vergangenen Jahr schief gelaufen war. Der einstige Hoffnungsträger Wunderkit wurde bereits nach wenigen Monaten aufgegeben. Zwar hatte man mit 400.000 Installation eine respektable Verbreitung erreicht. Allerdings habe dies nicht zu einer ausreichenden Nutzung geführt, hatte Geschäftsführer Christian Reber damals erklärt. Nun hat man sich  auf einen etwa von der Notizen-App Evernote bereits vorexerzierten Ansatz zurück gezogen. Besonderen Mut beweisen die Berliner damit zwar nicht. Angesichts der Notwendigkeit eines nachvollziehbaren Geschäftsmodells, das man in den letzten Monaten schuldig geblieben war, ist der Schritt allerdings nachvollziehbar.

Die Lücke im Markt ist da

Nach dem Wunderkit-Aus hatte das Berliner Startup stark an dem „kleineren Bruder“ gewerkelt und mit einer auf die gängigen Desktop- und Mobilplattformen zugeschnittene, „native“ Wunderlist-Neuauflage überzeugen können. Kürzlich erst stellte man sich mit einem Inhalte-Clipper auch Evernote entgegen und holte mit Chad Fowler einen neuen CTO. Vier Millionen monatlich aktive Nutzer habe die Aufgabenverwaltung zuletzt gehabt. Frischere Zahlen soll es bald geben. Mehr als fünf Millionen Euro von unter anderem von Atomico, T-Venture (www.t-venture.de) und Earlybird (www.earlybird.com) sind bislang in das im August 2010 von Christian Reber, Charlette Prevot, Jan Martin, Daniel Marschner, Robert Kock und Sebastian Scheerer gegründete Unternehmen geflossen.

Nun gilt es für die 6Wunderkinder die Reichweite bei überzeugten privaten Nutzern auch in die Unternehmen zu tragen. Derzeit ist das Wunder-Angebot für diese noch recht dürftig, neben dem Verteilen von Aufgaben wurden bislang lediglich Unteraufgaben angekündigt. Das Versprechen allein, alle vier bis acht Wochen neue Features vorzustellen und Fehler auszubessern, wird die potenziellen Geschäftskunden kaum überzeugen. Bislang hat allerdings noch keiner der zahllosen Anbieter von Asana über Basecamp bis Podio oder Poducteev den Spagat zwischen leistungsfähigen Funktionen und einer übersichtlichen Benutzeroberfläche geschafft. Die Lücke im Angebot wäre also da. Sollte Wunderkit Pro diese nicht baldigst und überzeugend füllen können, wird das Berliner Startup allerdings kaum einen weiteren Anlauf nehmen können.

Bild: 6Wunderkinder