YouTailor Schilling Insolvenz

YouTailor startet mit Sebastian Schilling neu

Alle Achtung. Nach zwei Insolvenzen und einer überaus bewegten Historie einen dritten Anlauf zu wagen, dürfte in der hiesigen Gründerszene fast einzigartig sein: Wie Deutsche Startups jüngst berichtete, geht die Online-Maßschneiderei YouTailor (www.youtailor.de) unter Insolvenzverwalter Christian Graf von Brockow und mit Hilfe von Sebastian Schilling als Vertreter eines Erwerberkonsortiums, zu dem auch einige Schweizer Investoren gehören sollen, zum zweiten Mal erfolgreich aus der Zahlungsunfähigkeit heraus. Schon zuvor hatte das Team von einer „strategischen Insolvenz“ gesprochen.

Schilling ist bei YouTailor kein Unbekannter und auch sein Schritt in die Geschäftsführung überrascht wenig. Bereits zuvor soll es einen zweistufigen Fahrplan für die Online-Schneiderei gegeben haben, in dessen Zuge Michael Urban, der künftig nicht mehr bei YouTailor involviert ist, das Amt des Geschäftsführers nach rund einem Jahr an Sebastian Schilling übergeben sollte. Letzterer sei angeblich bereits während des vorangegangenen Rettungsversuchs von Christian Heitmeyer als Nachfolger des verfrüht abgetretenen Geschäftsführers Urban auserkoren worden. Weitere Informationen waren von YouTailor nicht in Erfahrung zu bringen. In den nächsten Tagen werde es offizielle Informationen geben.

YouTailor: Bewegte Historie

Dank des finanziellen Eingreifens des Brands4Friends-Gründers Heitmeyer hatte der Online-Maßschneider im Sommer dieses Jahres seinen ersten Insolvenzantrag zurückziehen können. Hintergrund für die ursprüngliche Zahlungsunfähigkeit war, wie seinerzeit Gründerszene zugetragen wurde, insbesondere ein zu großer Kostenapparat. Zeitgleich hatten Betrugsvorwürfe um das ursprüngliche Gründerteam die Runde gemacht. Warum der anschließende Rettungsversuch wiederum in der Insolvenz endete, ließ sich nicht abschließend festmachen – zu widersprüchlich waren die Angaben der Beteiligten. Selbst von gezielter Fehlinformation, etwa hinsichtlich ausstehender Kundenverbindlichkeiten, wurde berichtet.

Nun soll mit dieser bewegten Vergangenheit endgültig abgeschlossen werden – samt Neuausrichtung etwa beim Branding, bei den Zielgruppen oder bei der Produktion. Mit einer von 80 auf 30 Mitarbeiter geschrumpften Mannschaft und verschiedenen Einsparungskonzepten will YouTailor den Angaben zufolge auch die derzeit noch ausstehenden Bestellungen erfüllen. Dass die YouTailor-Idee eine Menge Charme hat, steht außer Zweifel. Gleiches gilt allem Anschein nach für die Motivation des (neuen) Managements. Ob die Macher die bisherigen Fehlschläge bald vergessen machen können – nicht nur bei den zum Teil entnervten Kunden, sondern auch bei den verbleibenden Mitarbeitern und bei möglichen Investoren?

Bildmaterial: sigrid rossmann / pixelio.de